01.08.2016

Rolle rückwärts

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

anscheinend sind die Menschen, die Erfahrungen mit persönlicher Beratung in der guten alten Truppenverwaltung oder in den Bundeswehr-Dienstleistungszentren (BwDLZ) hatten, in der Bundeswehr ausgestorben. Anders ist es nicht zu erklären, dass ein derart langer Lernprozess notwendig war, um die Führung des Ressorts davon zu überzeugen, dass die dezentrale Beratung mit Ansprechstellen der bessere Weg beim Travelmanagement ist.

Der DBwV sowie andere Verbände, Gewerkschaften und die Personalvertretungen hatten seinerzeit die Entscheidung von Thomas de Maizière kritisiert, zum einen wegen der erheblichen Betroffenheit der im Travelmanagement eingesetzten Kolleginnen und Kollegen und zum anderen wegen der Verschlechterung des Services für die zu beratenden Bundeswehrangehörigen.

Endlich hat man an die Menschen in der Bundeswehr gedacht, könnte man meinen. Wirklich an alle Menschen? Die Einrichtung von Ansprech- und Beratungsstellen bei den BwDLZ, die im Übrigen mit dem Aspekt Travelmanagement nur einen Teil der in der Attraktivitätsagenda der Ministerin beabsichtigten zentralen Anlaufstelle an jedem Standort umfasst, stellt einige Kolleginnen und Kollegen, die in den Kompetenzzentren TM Bw ihren Dienst tun, vor neue Herausforderungen. Wohl diejenigen, die in Sachen Travelmanagement bisher in den BwDLZ auf kw kodierten Dienstposten oder auf DpäK sitzen oder gar täglich oder wöchentlich zu einem Kompetenzzentrum TM Bw pendeln müssen. Sie werden mit ihrem Verbleib oder einer Rückkehr zu ihren alten Standorten von der aktuellen Entscheidung profitieren.

Andere Kolleginnen und Kollegen, die ihren Wohnort und Lebensmittelpunkt vor nicht allzu langer Zeit an einen der Standorte der Kompetenzzentren TM Bw oder zum BAIUDBw verlegt haben und nun wieder zu ihren alten oder gar neuen Standorten versetzt werden, dürften sich reichlich verschaukelt vorkommen.

Einige, die sich im Arbeitnehmerstatus befinden, trifft es besonders hart. Erst die Tatsache der Versetzung an eines der Kompetenzzentren, danach eine Höhergruppierung in E 9a, um kurze Zeit später wieder wegen falscher Bewertung ihrer Tätigkeiten in E 8 herabgruppiert zu werden, und nun eine Rückversetzung. Zu Beginn der Neuausrichtung der Bundeswehr wollte man die Menschen mitnehmen, mitgenommen dürften jetzt auch einige Menschen im Travelmanagement aussehen.

Eine soziale Verträglichkeit bei der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen sollte selbstverständlich sein, der DBwV wird darauf besonders achten.

Hier ist viel Vertrauen des betroffenen Personals in die politische Leitung der Bundeswehr verloren gegangen. Dabei trifft die aktuelle politische Spitze die geringste Schuld, denn sie hat jetzt die richtige Entscheidung getroffen, wenn auch etwas spät. Die am 13. Juli 2016 vom Verbandstag des DBwV geforderte Trendwende „Vertrauen“ trifft auf den Umgang mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen im Travelmanagement voll zu. Vertrauen kann man (wieder) schaffen durch eine gelebte Fehlerkultur. Hierzu gehören eine klare Benennung der erkannten Fehler, der eindeutige Wille zu deren Beseitigung und eine aufrichtige Entschuldigung – und keine, wie im Informationsschreiben der Abteilungsleiterin IUD zu lesen, wohlformulierte schöne Umschreibungen.


Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Klaus-Hermann Scharf
Vorsitzender Fachbereich Zivile Beschäftigte