Im Auditorium: Landesvorsitzender Gerhard Stärk,  die Referenten Dr. Josef Braml (DEU), Brigadier MMag. Wolfgang Peischel (AUT), Prof. Dr. Hendrique Schneider (CH) und Prof. Dr. Stefan Pickl (DEU). Foto: DBwV/Kaminsky

Im Auditorium: Landesvorsitzender Gerhard Stärk, die Referenten Dr. Josef Braml (DEU), Brigadier MMag. Wolfgang Peischel (AUT), Prof. Dr. Hendrique Schneider (CH) und Prof. Dr. Stefan Pickl (DEU). Foto: DBwV/Kaminsky

14.05.2019
ik

Sicherheitspolitischer Bodenseekongress: USA versus China - Chancen und Risiken für Europa

Radolfzell. Zum siebten Mal in Folge trafen sich sicherheitspolitisch aktive Organisationen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland zum Bodenseekongress. Die Drei-Länder-Veranstaltung am 11. Mai im Radolfzeller Informationszentrum habe ein hochaktuelles Thema zum Inhalt, wie die gegenwärtigen Schlagzeilen der Medien zum Streit über Zölle und zu den Wirtschaftsverhandlungen zwischen USA und China belegen, so der Tagungsleiter Oberst d.R. Peter Eitze zu Beginn der Vorträge. Ausgewiesene Experten diskutieren geostrategische und geoökonomische Fragen der Beziehungen zwischen den Hegemonialmächten USA und China mit ihren möglichen Auswirkungen auf Politik, Wirtschaft und Sicherheit Europas.
 
Brigadier Wolfgang Peischel arbeitete in seinem Vortrag zu "Geostrategischen Gesichtspunkten unter besonderer Berücksichtigung der Rohstoffsituation" die konträren Interessenlagen der USA und China heraus. Der Chefredakteur der Österreichischen Militärzeitschrift machte strategische Zusammenhänge zwischen USA, China und Russland mit Europa in der Mitte deutlich. Ausgehend von der großen geopolitischen Bedeutung des indopazifischen Raumes für die Weltwirtschaft entwickelte Peischel seine geostrategische Bewertung der Lage. Die Herausforderung für die USA bestehe gegenwärtig darin, ihren Einfluss vor den Toren Chinas zu sichern, die Einflussnahme Chinas als größten Rohstoffproduzenten der Welt auf Afrika und Europa zurück zu drängen und Russlands Großmachtambitionen einzudämmen. Um diesen Spagat mit den begrenzten Mitteln zu stemmen, setze die USA u.a. auf Handelskrieg, fordere größere Verteidigungsanstrengungen Europas (gegenüber Russland) und baue neue Allianzen auf. Peischel stellte verschiedene Möglichkeiten Europas einer eigenen Positionierung in dieser Auseinandersetzung vor.

„Wo das Reich stark ist, ist die Armee friedlich und der Wirtschaft geht es gut.“ Das Zitat des chinesischen Philosophen Hanfei (ca. 280-233 v.Chr.) spiegele treffend die chinesische Position wider, so Prof. Dr. Henrique Schneider. Die Denkhaltung einer "absoluten Staatsmacht" stehe im Zentrum allen Handelns Chinas mit dem strategischen Ziel, eine Weltorganisation mit China als Nummer eins aufzubauen. Dem habe sich alles unterzuordnen. China habe erkannt, dass es allein mit militärischen Mitteln nicht zur Weltmacht werden kann. Deshalb nutze China die Wirtschaft als Mittel zur Erreichung seiner Ziele. China lasse dabei seine Partner immer profitieren, sichere sich aber stets den größeren Vorteil und die Loyalität der Partner zu China. Im Wettstreit der Hegemonen USA, China und EU fehle es an guten Antworten auf die daraus resultierenden Konflikte, so der schweizerische Wirtschaftswissenschaftler.

Konträre Interessenlagen prallen aufeinander

Der US-Experte Josef Braml erläuterte in seinem Vortrag "Geo-Ökonomie: Wettstreit zwischen den USA, China und Europa" die unterschiedlichen Denkweisen zur Gestaltung der Beziehungen untereinander. Akzeptierten die USA unter Trump Regeln nur dann, wenn sie den Amerikanern maximalen Benefit bringen, gehen die Europäer mit ihrem multilateralen Ansatz von einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten aus. Während die USA ihre Position mit militärischer Stärke und wirtschaftlicher Härte durchsetzten, habe Europa dafür keine einheitliche Strategie noch die Mittel, seine Interessen mit Nachdruck verfolgen zu können. China dagegen verspreche in den wirtschaftlichen Beziehungen allen Beteiligten auch einen Gewinn, wobei der Vorteil für China immer ein Größerer und Chinas Streben zur Weltmacht Nummer 1 untergeordnet sei.

In einer lebhaft geführten Podiumsdiskussion, moderiert von Stefan Wolfgang Pickl von der Universität der Bundeswehr München, stellten sich die Referenten den Fragen der über 110 Teilnehmer. In einer sachlich-unaufgeregten Atmosphäre diskutierten Experten und Gäste kontroverse, teilweise provokante Thesen und Bewertungen zum Verhältnis der Hegemonialmächte USA und China sowie die Chancen und Risiken, die in dieser Auseinandersetzung für Europa bestehen.

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