In der deutschen Geschichte geschahen viele prägende Ereignisse an einem 9. November. Montage: DBwV

In der deutschen Geschichte geschahen viele prägende Ereignisse an einem 9. November. Montage: DBwV

08.11.2018
fh/yb

9. November: Schicksalstag zwischen Freude und Grauen

Berlin. Gibt es so etwas wie einen deutschen Schicksalstag? Falls ja, dann ist dies der 9. November. Es ist Zufall, gewiss – doch etliche Ereignisse der deutschen Geschichte, die für Wendepunkte, Revolutionen oder Umbrüche stehen, sind mit diesem Datum verbunden. Wir werden in den kommenden Tagen über einige dieser markanten Ereignisse der deutschen Geschichte berichten, die an einem 9. November ihren Lauf nahmen.

Das Kalenderblatt zeigt auch im Jahr 1848 diesen Tag, als das Leben von Robert Blum vor einem Exekutionskommando in Wien ein jähes Ende findet. Während der ersten deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche zählte Blum als politischer Führer der linken Demokraten zu den einflussreichen Politikern jener Zeit. Ende Oktober 1848 zog es Blum nach Wien, um auch dort die aufflammende revolutionäre Bewegung zu unterstützen. Auf den Barrikaden der Stadt kämpfte er gegen die kaiserlichen Truppen – und verlor diesen Kampf. Kurz darauf wurde er hingerichtet. Bald darauf fand die Revolution auch in Preußen und den deutschen Fürstentümern ein Ende. So steht der Tod Blums an einem 9. November auch für  das Scheitern des Kampfes um Einigkeit und Freiheitsrechte in der Revolution von 1848.

70 Jahre später war es erneut eine revolutionäre Bewegung, die für einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte sorgte. Matrosenrevolten und die sich abzeichnende militärische Niederlage besiegelten das Schicksal des Kaiserreichs, das seit 1871 bestand. Am 9. November 1918 gab Reichskanzler Max von Baden die Abdankung des deutschen Kaisers Wilhelm II. und den Thronverzicht des Kronprinzen bekannt. Einen Tag später ging der Ex-Regent ins niederländische Exil, wiederum einen Tag später war der Krieg mit dem Waffenstillstand zu Ende.

Mit der Weimarer Republik war die freiheitlichste politische Ordnung, die es je für einen deutschen Staat gegeben hatte, geboren. Doch die Zeiten blieben turbulent. Der Putsch eines gescheiterten Künstlers und Weltkriegsteilnehmers, der Münchens Biersäle mit seiner hasserfüllten Rhetorik zum Toben brachte, war nur einer der zahlreichen frühen Versuche eines Staatsstreichs gegen die Republik. Es war der 9. November 1923, als Adolf Hitler mit mehreren tausend Anhängern zur Feldherrnhalle zog.  Am Abend zuvor hatte er die „Nationale Republik“ ausgerufen. Der Aufstand brach im Feuer der Polizei zusammen, aber auch hier ist das geschichtsträchtige Datum als Weichenstellung in Richtung Untergang der glücklosen ersten Republik deutbar.

Zehn Jahre später hatten es die Nationalsozialisten geschafft und waren an die Macht gelangt. Im November 1938 war die uneingeschränkte Macht des Diktators so gefestigt, dass die nächste Stufe auf der Eskalationsleiter der staatlichen Repressionen gegen Juden und politische Gegner des Regimes erklommen werden konnte. In der Nacht vom 9. Auf den 10. November wurden Geschäfte und Wohnungen jüdischer Mitbürger zerstört, mehr als 1400 Synagogen im ganzen Land wurden geschändet und in Brand gesteckt. Hunderte Menschen starben.

Mehr als 50 Jahre später, Deutschland war infolge des Zweiten Weltkriegs geteilt, wurde deutlich, wie kleine Details große Umwälzungen in der Geschichte auslösen können. Als Günter Schabowski, Sekretär für Informationswesen im Zentralkomitee der SED, am 9. November 1989  in einer Pressekonferenz neue Regelungen für Reisen von DDR-Bürgern ins westliche Ausland vorstellte, unterlief ihm ein verhängnisvoller Fehler. Schlecht vorbereitet und stockend verkündete Schabowski auf Nachfrage eines Journalisten, dass die Reisefreiheit nach seiner Kenntnis „sofort, unverzüglich“ in Kraft trete. Die Folgen sind bekannt. Noch in der gleichen Nacht kam es zu einem Massenansturm von Ost-Berlinern auf  die Grenze zum Westen. Überforderte und von ihren Vorgesetzten im Stich gelassene DDR-Grenzbeamte trafen die einzig richtige Entscheidung: Sie öffneten die Grenze. Die Mauer, die Ost und West mehr als 28 Jahre geteilt hatte, war gefallen, der Weg zur deutschen Einheit geebnet. Damit wurde der 9. November auch zu einem Freudendatum der Deutschen. Dem Zufall sei Dank.

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