Tobias Maser (l.) und Björn Werner stehen vor dem Berliner Traditionshotel Adlon Kempinski, Arbeitsplatz der beiden ehemaligen Soldaten. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Tobias Maser (l.) und Björn Werner stehen vor dem Berliner Traditionshotel Adlon Kempinski, Arbeitsplatz der beiden ehemaligen Soldaten. Foto: DBwV/Yann Bombeke

23.05.2020
Yann Bombeke

Adlon Kempinski: Vom Berliner Luxus-Hotel in den Corona-Einsatz

Berlin. Gut, dass es Reservisten gibt: In der Corona-Krise sind sie zurzeit überall in Deutschland aktiv, leisten wertvolle Hilfe, wo immer sie benötigt wird. Doch nicht immer stellt der Arbeitgeber bei ihm beschäftigte Reservisten gerne für die Reserveübung frei. Anders beim Hotel Adlon Kempinski in Berlin: Reservisten werden gerne zur Wehrübung gelassen. Und: Ehemalige Soldaten werden in dem Traditionsbetrieb gern eingestellt.

Vor Kurzem berichtete unsere Redaktion über den Corona-Einsatz am Berliner Bundeswehrkrankenhaus und lernte dabei den Reservisten Tobias Maser kennen. Bei der Einlasskontrolle gehört es zu den Aufgaben des Stabsgefreiten, die Temperatur bei den Besuchern zu messen und bei Bedarf Abstriche für einen Corona-Test zu nehmen. In seinem zivilen Berufsleben ist Maser beim Hotel Adlon Kempinski beschäftigt – nach Aussage von Tobias Maser ein sehr bundeswehrfreundlicher Arbeitgeber, der eine ganze Reihe ehemaliger Angehöriger der Truppe beschäftigt.

Zwei Wochen später treffen wir Maser wieder – in der Lobby des Berliner Traditionshotels. Mit dabei ist Lucas Buchda, Human Resources Supervisor im Adlon Kempinski, und Björn Werner, Security Manager des Hotels. Maser ist in Flecktarn erschienen, nicht im Anzug, den er sonst als Hausmann im Housekeeping trägt: Der 32-Jährige ist noch mindestens bis Ende Juni im Corona-Einsatz am Berliner Bundeswehrkrankenhaus.

Für seinen Arbeitgeber eine Selbstverständlichkeit, den Angestellten für einen bestimmten Zeitraum der Bundeswehr zu überlassen. „Wenn wir der Gesellschaft etwas zurückgeben können, dann tun wir das im Rahmen unserer Möglichkeiten gerne“, sagt Lucas Buchda, „das steht insbesondere in der jetzigen Situation außer Frage.“ Natürlich müsse man sehen, wen man für wie lange entbehren könne. „Wir sehen aber die Wichtigkeit dessen, was gerade passiert“, sagt der Personaler. Das, was die Bundeswehr in Berlin und anderswo leistet, sei beachtlich, so Buchda. Drei weitere Reservisten aus verschiedenen Abteilungen haben sich gemeldet, sie stehen auf Abruf für den Einsatz bereit. Auch sie würde Buchda freistellen.

Selbstverständlich ist das nicht. Es gibt Arbeitgeber, die sich damit schwer tun, ihr Personal für Reserveübungen abzustellen. Selbst in der Ausnahmesituation, die von der Covid-19-Pandemie verursacht wurde. „Andere Reservisten haben mir berichtet, dass sie vier- oder fünfmal bei ihrem Arbeitgeber nachfragen mussten, bevor sie für die Reservedienstleistung freigestellt wurden“, berichtet Maser.

Natürlich müssen die Interessen des Arbeitgebers berücksichtigt werden. Wenn im Hotel der Normalbetrieb wieder anläuft, dann wird das Personal gebraucht. „Ich mache das aus voller Überzeugung bei der Bundeswehr, will aber natürlich auch irgendwann wieder normal arbeiten“, sagt Maser. Deshalb will er maximal bis August im Reservedienst bleiben. „Wenn wir im Hotel wieder auf 100 Prozent gehen, dann brauchen wir hier jeden Mann“, sagt er.

Wenn das Adlon Kempinski so viele Menschen mit Bundeswehr-Hintergrund beschäftigt, dann wirft das die Frage auf, ob ehemalige Soldaten besondere Eigenschaften mitbringen, die für den zivilen Job gut geeignet sind. „Das kommt auf das Berufsfeld an“, sagt Buchda, „als Hausmann im Housekeeping kommt es auf den körperlichen Einsatz an, man muss mit Stress umgehen und strukturiert arbeiten können. Wichtig ist auch Teamarbeit. Das sind alles Fähigkeiten, die man sich bei der Bundeswehr aneignen muss.“
 
Björn Werner ist ein weiterer Angestellter des Nobel-Hotels, dem die Erfahrung aus der Zeit bei der Bundeswehr zugutekommt: Der frühere Feldjäger ist Chef des Sicherheitsdienstes im Adlon. Werner entschied sich schon während der Grundausbildung, als Reservist der Bundeswehr treu zu bleiben. Es folgten eine Reihe von Wehrübungen, zuletzt in einer Verwendung als Kompaniechef und auch ein Einsatz im Kosovo. „Ich wäre immer bereit, wieder eine Übung zu machen, wenn ich gerufen werde“, sagt Werner.

Neben seinem Soziologiestudium ist auch die Ausbildung bei der Bundeswehr hilfreich für den jetzigen Job des Majors d.R.: „Schon als Feldjäger hatte ich viele Kontakte zu Behörden, insbesondere zu Sicherheitsorganen wie der Polizei. Davon profitiere ich jetzt.“ Zahlreiche Staatsgäste übernachten im Adlon, Werner muss sich immer wieder mit seinem Team auf die Personen einstellen und sich mit verschiedenen Sicherheitskonzepten befassen. Für den früheren Militärpolizisten ist klar: „Ich möchte die Ausbildung bei der Bundeswehr nicht missen.“

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