Die Reaktionen aus der Truppe auf den Bericht des Wehrbeauftragten sind deutlich: Soldaten wollen spürbare und schnelle Verbesserungen. Foto: DBwV/Bombeke

Die Reaktionen aus der Truppe auf den Bericht des Wehrbeauftragten sind deutlich: Soldaten wollen spürbare und schnelle Verbesserungen. Foto: DBwV/Bombeke

01.02.2019
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Bericht des Wehrbeauftragten: Das sagen unsere Mitglieder

Berlin. Der jüngste Bericht des Wehrbeauftragten, der vor wenigen Tagen vorgestellt wurde, hat es erneut aufgezeigt: In der Truppe herrscht nach wie vor eine große Unzufriedenheit. Material und Ausstattung lassen weiter zu wünschen übrig, die Bürokratie in der Bundeswehr ufert aus. Von den versprochenen Trendwenden kommt an der Basis bislang nur wenig an. Die Verteidigungsministerin bezeichnete den von Hans-Peter Bartels vorgelegten Bericht als „Ansporn“ und wies Teile davon zurück. Es brauche einen „langen Atem“, sagte Ursula von der Leyen.
 
Doch hat die Truppe überhaupt noch einen genügend langen Atem? Die Geduld scheint bei vielen Soldaten aufgebraucht. Wir haben Stimmen unserer Mitglieder gesammelt. Ihre Botschaft ist klar: Es muss endlich etwas passieren – die Soldatinnen und Soldaten erwarten schnelle und spürbare Verbesserungen.

Stabsfeldwebel Hannes Dreier: Der Wehrbeauftragte spricht mit seinen Feststellungen vielen Soldaten aus dem Herzen. Viel zu aufwendige und zeitraubende Verwaltungs- und Verfahrensabläufe hemmen die Erfüllung des Auftrags. Die Trendwende wirkt sich zu langsam aus und berücksichtigt in fast allen Fällen nur neu eingestelltes Personal.

Oberstabsgefreiter Thorsten T. (Name ist der Red. bekannt): Der Wehrbeauftragte hat recht. Mangelverwaltung ist Dienstalltag. Gerade bei uns Mannschaftsdienstgraden kommen die Trendwenden, nach meinen Empfinden, nicht an. Ich hoffe, dass der Deutsche Bundestag die richtigen Folgerungen aus dem Bericht zieht und schnell die Voraussetzungen für eine Verbesserung schafft.

Oberstleutnant Holger Fitzner: Die seit Jahren angekündigte Trendwende Material ist für die Truppe nicht erkennbar, geschweige denn in Form von Zuführung von fehlendem Material erlebbar. Die nicht vorhandene Vollausstattung und auch die zusätzlich befohlenen Materialabgaben für Einsätze oder die VJTF haben eminente Auswirkungen auf Sicherstellung der Ausbildung und Einsatzbereitschaft. Nur durch höchste Kraftanstrengungen, Improvisation und Organisationstalent der Truppe vor Ort ist es möglich, Ausbildungsvorhaben, die über die Kompanie-Ebene hinausgehen, sicherzustellen.

Stabsfeldwebel Volker R. (Name ist der Red. bekannt): Seit Jahren erschwert der Mangel an Material und Gerät sowie Personal die soldatische Auftragserfüllung erheblich. Meine Kameraden und ich machen natürlich trotzdem fast alles möglich, aber das kostet zusätzlich Zeit und Kraft. Berufszufriedenheit entsteht, wenn wir unseren Auftrag ausführen können – überbordende Bürokratie hat dabei noch nie geholfen.

Fregattenkapitän Marco Thiele: Die Zahl der Einsätze ist weiter zu hoch für die Soldatinnen und Soldaten. Es bleibt kaum Zeit zum „Luft holen", um wieder Kraft zu tanken.

Major Stefan A. (Name ist der Red. bekannt): Die bekannte Beschaffungsproblematik in unseren Streitkräften ist das Eine. Für die Soldaten ist es aber meist frustrierender, dass erkannte Mängel nur unzureichend abgestellt werden können. Diese Prozesse dauern einfach zu lange und sind bürokratisch gelähmt, speziell was die Verbesserung unserer Ausrüstung und Technologie betrifft.

Stabsfeldwebel Gerd Dombrowski: Der Bericht des Wehrbeauftragten bringt zu Papier, was wir als aktive Soldaten leider tagtäglich sehen. Zu wenig Personal für die Aufträge, nicht ausreichendes vollfunktionsfähiges Gerät zum Ausbilden, Üben und Kämpfen. Als Panzermann wünscht man sich die Vollausstattung so schnell wie möglich herbei.

Hauptmann X (Name ist der Red. bekannt): Die Kritik am Beschaffungsapparat ist angesichts der Tatsachen absolut berechtigt. Die Mentalität insbesondere von Führungsebenen im BAAINBw bedarf dringend eines Wandels. Dafür müssen dringend Überregulierungen abgeschafft und die persönliche Verantwortung für Projekterfolge gestärkt werden. Es wird verwaltet und nicht „gemacht“. Dies gilt natürlich auch für das vorgestellte Ministerium. Aus meiner Sicht aus der Abteilung Luft heraus gilt dieses auch mit Nachdruck für die Organisation Luftfahrtamt der Bundeswehr.

Oberstabsgefreiter Robert Kontny: Dass der Bürokratieaufwand steigt, ist nicht überraschend. Ich habe den Eindruck, dass für einen alternden Personalkörper im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen neue Dienstposten in der Verwaltung geschaffen werden. Darunter leidet aber die kämpfende Truppe, da Personal fehlt. Der Personalmangel ist nicht weiter überraschend: Mit ihrem Modell „Soldat auf Zeit" ist die Bundeswehr gegenüber der Polizei oder dem Zoll einfach nicht konkurrenzfähig.

Oberstabsgefreiter Sebastian Dikall: Der Wehrbeauftragte hat recht: Es gibt kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Worten müssen endlich spürbare Taten folgen. Ob bei Ausrüstung oder Besoldung: Es muss sich noch in dieser Legislaturperiode etwas tun. Sonst kommt es endgültig zum Strömungsabriss und wir werden keinen klar denkenden Menschen mehr für den Dienst in den Streitkräften gewinnen.

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