Marcel Neumann und seine Kameraden haben von der Feuerwache das Flugfeld des Holzdorfer Fliegerhorsts im Blick Foto: DBwV/Scheurer

Marcel Neumann und seine Kameraden haben von der Feuerwache das Flugfeld des Holzdorfer Fliegerhorsts im Blick Foto: DBwV/Scheurer

24.04.2018
gk

Bundeswehrfeuerwehr: Fitness ist das A und O

Für einen sicheren Flugbetrieb auf dem Holzdorfer Fliegerhorst sind sie unerlässlich: die Kameraden der Bundeswehrfeuerwehr. Das allein ist schon eine verantwortungsvolle Aufgabe. Der Job ist aber auch aus anderen Gründen empfehlenswert, erzählen zwei Kameraden, die dabei sind.

Eine Minute, lediglich eine Minute haben sie Zeit. In diesen 60 Sekunden – die allerdings nur bei der Pistenbereitschaft während des Flugbetriebs gelten – müssen die Kameraden der Holzdorfer Bundeswehrfeuer jeden Punkt auf dem Flugfeld erreichen können.  Einsatzfahrzeuge stehen dazu am Rand des Flugfelds einsatzklar bereit. Und sie müssen in diesen 60 Sekunden auch mindestens die Hälfte des Löschmittels ausgebracht haben, wie Marcel Neumann erzählt. Der 37-jährige Brandmeister ist seit 2013 bei der Bundeswehrfeuerwehr.

Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, trainieren und üben die Holzdorfer immer und immer wieder. Daneben gibt es aber auch den normalen Arbeitsalltag. Wie so ein durchschnittlicher Tag aussieht, beschreibt Neumann exemplarisch folgendermaßen: Los geht es gegen 6.30 Uhr mit ersten Übergabegesprächen, um 7 Uhr erfolgt dann die eigentliche Dienstübergabe. Danach werden die Fahrzeuge kontrolliert und es beginnt der Pistendienst, bei dem Landebahnen und Abstellflächen überprüft werden. Dazu gehört auch die Kontrolle der Fanganlage, mit der im Notfall landende Flugzeuge abgebremst werden können.

In einer anschließenden Dienstbesprechung werden Neumann und seine Kollegen schließlich auf die anstehenden Aufgaben eingewiesen. Zu diesen gehören unter anderem der Dienst an der Atemschutzausrüstung und den Fahrzeugen, das Nachschubwesen und alles rund um das Thema Schläuche.

Parallel läuft auf dem Flugfeld direkt neben der Feuerwache meistens bis 17 Uhr der Flugbetrieb, den die Kameraden mit den an bestimmten Punkten postierten Fahrzeugen begleiten und absichern. Abends schließt sich dann noch der etwa 90-minütige Dienstsport an. Für die „kurze“ Zwölf-Stunden-Schicht naht schließlich der Feierabend, für den Rest stehen Abendbrot und Nachtdienst an. Besetzt ist die Feuerwache rund um die Uhr.

Mangel an Bewerbern


Zur Feuerwehr ist Neumann eher durch Zufall gekommen. „Ich war vorher SaZ 12, also zwölf Jahre Soldat auf Zeit – zuletzt als Hauptfeldwebel –, und wusste eigentlich nicht, was ich danach machen will“, erzählt er. Mit der Feuerwehr habe er jedenfalls nie etwas am Hut gehabt. Ein Kamerad, mit dem er gemeinsam gedient hat und der selbst bei der Holzdorfer Wehr angefangen hatte, gab ihm letztlich den entscheidenden Tipp. Damals sei es im Gegensatz zu heute allerdings gar nicht einfach gewesen, den Job zu kriegen. Knapp 800 Bewerbungen habe es seinerzeit gegeben, „dabei wurden nur drei Leute gesucht“.

Heute sei die Situation ganz anders, wie Staffelführer Udo Eckert ergänzt. Bundesweit fehlten bei der Bundeswehr Feuerwehrleute. Und dabei seien noch nicht mal die in den nächsten Jahren ausscheidenden Kameraden berücksichtigt.

Bei der Technik vor Ort am südbrandenburgischen Standort Schönewalde/Holzdorf können beide aber nicht meckern, wie sie sagen. Zwar gehört dazu auch ein bereits in die Jahre gekommenes Feuerlösch-Kraftfahrzeug 3500 mit 3500 Litern Wasser an Bord, aber eben auch die neueste Generation von Feuerlösch-Kfz mittel und schwer in Form von Z6 und Z8 des deutschen Herstellers Ziegler. „Mit dem, was wir hier vor Ort haben, sind wir sehr zufrieden“, sagt Neumann.

Beworben hatte er sich nach seinem Bundeswehrdienst unter anderem auch bei der Polizei, beim Zoll und einer kommunalen Feuerwehr – dass er sich schließlich für die Bundeswehrfeuerwehr entschied, hat er nicht bereut. „Ich habe alles richtig gemacht und würde es heute auch nicht anders machen“, sagt er.

Als Grund nennt er unter anderem, dass das Arbeitsleben etwas ruhiger sei als bei den zivilen Feuerwehren mit ihren vielen Einsätzen. Ein entscheidender Unterschied ist nach seinen Worten dabei schon der Umstand, dass die Bundeswehrfeuerwehr keine Rettungsdienste fährt.

In einem anderen Punkt sind sich die zivilen und die Bundeswehrfeuerwehren hingegen gleich. „Die Kameradschaft untereinander ist vergleichbar, nämlich sehr gut“, weiß Marcel Neumann aus Gesprächen mit anderen Feuerwehrleuten. Allerdings verbindet die meisten der Holzdorfer ein weiterer Punkt. Gut 80 Prozent von ihnen haben zuvor bei der Bundeswehr gedient, schätzen Neumann und Eckert.

Faszination Fliegerei


Natürlich sei für ihn auch die Arbeit auf einem Luftwaffen-Flugplatz etwas Besonderes, sagt Neumann. Nicht nur die Helikopter des Typs CH-53 der vor Ort stationierten Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64 faszinieren ihn, sondern auch die Starts und Landungen von diversem Fluggerät bis hin zum Airbus A400M.

Bei aller Fliegerromantik verlieren die Holzdorfer aber nie ihren Sicherheitsauftrag aus dem Blick. Neben dem geplanten Flugbetrieb müssen sie vor allem auch immer darauf gefasst sein, dass ein Flugzeug eine sogenannte Luftnotlage erklärt und nach Holzdorf ausweichen muss. „Dass haben wir hier sehr oft“, sagt Hauptbrandmeister Eckert. Wichtig ist es dann zu wissen, was die Maschine an Bord hat. Denn beispielsweise von Munition an Bord kann besondere Gefahr ausgehen. „Dafür gibt es vorbereitete Szenarien. Jeder Feuerwehrmann ist dafür geschult und weiß, wenn so etwas kommt, was er zu tun hat“, so der 57-Jährige, der seit 1992 bei der Feuerwehr ist und auch als Leiter Wachausbildung arbeitet.

Und: Jeder Feuerwehrmann muss nachweisen, dass er an jedem in der Bundeswehr eingesetzten Luftfahrzeug mindestens eine praktische Schulung absolviert hat. Ansonsten unterscheiden sich die Feuerwehren von Bundeswehr und Kommunen wenig: „Die feuerwehrtechnische Ausbildung ist gleich. Es werden nur keine Rettungssanitäter ausgebildet“, sagt Eckert.

Richtig brenzlige Situationen sind in Holzdorf selten. Marcel Neumann kann sich an keine in seiner aktiven Zeit erinnern. Es habe zwar einige kritisch anmutende Luftnotlagen gegeben, diese hätten sich letztlich aber als recht unspektakulär herausgestellt. „So wie einmal, als Rauchentwicklung im Cockpit gemeldet wurde – und dann war es ein verschmortes Kabel“, nennt er ein Beispiel.

Mit dem Privatleben sei das die Arbeit eines Feuerwehrmanns der Bundeswehr sehr gut in Einklang zu bringen, schätzt Neumann ein. Da in der Regel der Dienst nach dem Schema „ein Tag Dienst, ein Tag frei“ ablaufe, bleibe genug Zeit für die Familie. „Ich bin ja fast jeden Tag zu Hause“, sagt der dreifache Familienvater, der sich noch gut an seine Bundeswehrzeit und die dadurch bedingte Wochenendbeziehung erinnern kann.

Immer noch vom Job begeistert


Den Beruf würde Neumann definitiv wieder ergreifen und empfiehlt ihn auch: „Wer hier anfangen möchte, der macht nichts verkehrt.“ Dabei sollten alle, die ebenfalls Feuerwehrmann werden wollen, vor allem auf eines achten: körperliche Fitness. Zudem sollte man nicht auf den Kopf gefallen sein. Mathematik, Deutsch und Naturwissenschaften sollte man auf Realschulniveau beherrschen.

Auch Udo Eckert kann jedem nur zuraten, der bei der Bundeswehr Feuerwehrmann werden will. Die Ausbildung sei super, es gebe geregelte Arbeitszeiten und man erfahre lebenslange Unterstützung im öffentlichen Dienst. An seine eigene Verbeamtung erinnert er sich immer noch: „Das war wie ein Sechser im Lotto“. Und noch etwas ist ihm wichtig: „Nach oben ist hier für jeden alles offen“, verweist er auf die Laufbahnmöglichkeiten des gehobenen beziehungsweise höheren Dienstes. „Da ist jeder seines Glückes Schmied.“

Auch das Alter spielt für den Dienst bei der Bundeswehrfeuerwehr keine Rolle, wie die beiden sagen. „Wir haben hier Kollegen mit über 60 Jahren, die machen das locker“, erzählt Neumann. „Jeder muss aber auch selbst darauf achten, sich körperlich fit zu halten“, ergänzt Eckert.
Wer allerdings nach einem medizinischen Test als „atemschutzuntauglich“ eingestuft wird, kann als Beamter seinen feuerwehrtechnischen Dienst nicht mehr ausüben – und hat ein Problem: „Das bedeutet aber nicht automatisch das Karriereende“, so Eckert. „Für diese Kameradinnen und Kameraden wird dann ein vergleichbarer Dienstposten in der Bundeswehr oder der Bundeswehrverwaltung gesucht.“
                                                                       

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