Immer mehr Einrichtungen bleiben wegen der Ausbreitung des Coronavirus geschlossen, das Leben in Deutschland steht zunehmend still. Foto: DBwV/Mika Schmidt

Immer mehr Einrichtungen bleiben wegen der Ausbreitung des Coronavirus geschlossen, das Leben in Deutschland steht zunehmend still. Foto: DBwV/Mika Schmidt

18.03.2020
Amina Vieth/dpa

Covid-19: Entwicklungen im Überblick

Berlin. Deutlich spürbar sind die Auswirkungen von der Corona-Pandemie auch bei der Bundeswehr. Sie steht unterstützend zur Seite, ist aber natürlich auch darauf bedacht, den bestmöglichen Schutz für die Soldaten und Angehörigen sicherzustellen. Unter anderem wird die seit 25 Jahren größte Militärübung in Europa, Defender Europe 2020, jetzt kontrolliert beendet. Betroffen sind jetzt auch Soldaten im Einsatz: Mit Quarantänemaßnahmen soll ein Einschleppen des Virus in die Missionsgebiete verhindert werden.

Inwiefern die Bundeswehr bei der Eindämmung von Covid-19 unterstützt, wird die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am Donnerstag, 19. März, in einer Bundespressekonferenz erläutern. Beginn ist um 13 Uhr. Der Generalinspekteur der Bundeswehr hat einen Tagesbefehl zur aktuellen Covid19-Lage erlassen.

Hier die wichtigsten Entwicklungen und Informationen im Überblick:

Auswirkungen von Covid-19 auf die deutschen Einsatzkontingente
Die Ausbreitung des Coronavirus trifft jetzt auch die Angehörigen der Bundeswehr, die in den Auslandseinsatz gehen: Um ein Einschleppen des Virus zu verhindern, wird eine 14-tägige Quarantäne in Deutschland oder im Einsatzland angeordnet, teilte die Bundeswehr mit. Wer etwa in den Afghanistan-Einsatz startet, muss zunächst für 14 Tage in Deutschland in Quarantäne. Für die einsatzgleiche Verpflichtung Enhanced Forward Presence gilt für alle neu einreisenden Soldatinnen und Soldaten eine zweiwöchige Quarantäne in Litauen. Die Ausbildungsmission im Irak wird laut Einsatzführungskommando bis zum 11. Mai ausgesetzt.

Tagesbefehl des GI
General Eberhard Zorn hat sich in einem Tagesbefehl zum Coronavirus geäußert. Mit der dritten Weisung des BMVg habe man umfangreiche Maßnahmen angewiesen, um die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr weiterhin durchhaltefähig aufrechtzuerhalten, das Bundeswehrpersonal bestmöglich zu schützen sowie die Verbreitung von COVID-19 zu verlangsamen. Die Kernaufgaben der Bundeswehr im In- und Ausland müssten weiter erfüllt werden, so der Generalinspekteur der Bundeswehr. Zusätzlich stelle sich die Bundeswehr auf die Unterstützung von Bund, Länder und Kommunen im Rahmen der Amtshilfe ein. Die erforderlichen Maßnahmen würden aus dem BMVg im "Lagezentrum CORONA" unter Leitung der Abteilung Strategie und Einsatz geführt. Mit reduzierter Vor-Ort-Präsenz, Schichtbetrieb, Bereitschaftsregelungen und mobilem Arbeiten sollen die Bundeswehrangehörigen vor Infektionen geschützt werden.

Reservisten
„Wir haben gerade auch unsere Reservisten aufgerufen, sich zu melden, um in den Bundeswehrkrankenhäusern und der Sanität mit zu unterstützen. Was immer jetzt gebraucht wird“, betonte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“. Wer diesem Aufruf nachkommen möchte, möge sich hier melden: kdosandstbwreserve@bundeswehr.org oder Tel. (0261) 8963 2444, -332446 oder -32447. Dort gibt es weitere Informationen auch dazu, in welchem Bereich genau im Sanitätsdienst Unterstützung gebraucht wird. Hier geht es zum Aufruf.

Der Sanitätsdienst der Bundeswehr hat auf seinen Aufruf an Reservisten wegen der Corona-Krise seit Freitag mehr als 700 Anfragen erhalten. „Davon können recht zeitnah 380 Reservistinnen und Reservisten beim Sanitätsdienst der Bundeswehr eingesetzt werden“, sagte ein Sprecher des Sanitätswesens am Montag der Deutschen Presse-Agentur. „Insbesondere geht es hier um Pflegefachkräfte für die Intensivpflege, die Krankenpflege, aber auch Notfallsanitäter und medizinisch-technische Laborassistenten“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums dazu. „Es ist durch die Bank weg das gesamte Spektrum abgefragt.“

Es habe sich auch Fachpersonal gemeldet, das vorher nicht in der Bundeswehr gearbeitet habe. Diese Interessenten seien an zivile Hilfsorganisationen, wie das DRK, die Johanniter oder die Malteser verwiesen worden.

„Task Force Corona“
Das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) hat bereits Ende Februar eine „Task Force Corona“ ins Leben gerufen. Diese bereite „die notwendigen Eventualplanungen für den gesamten Organisationsbereich Personal vor“, informiert das BAPersBw. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage.

Regelungen für den Dienst
In puncto Auswirkungen wegen geschlossener Schulen und Kindertagesstätten verfahre die Bundeswehr wie beim zivilen Arbeitgeber auch, berichtet Oberfeldarzt Sonja Fischer, Sprecherin im BMVg. Wo es geht, werde im Homeoffice gearbeitet. „Für jeden Bereich wurde ein operatives Minimum festgelegt“, erläutert Fischer. So sei auch die Führungsfähigkeit in den einzelnen Bereichen sichergestellt.

Für die im Bundesdienst tätigen Beamtinnen und Beamten sowie Tarifbeschäftigten wird eine zeitlich begrenzte Lösung angeboten. Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) gewährt ihnen gemäß seines am 16. März 2020 veröffentlichen Rundschreibens bis zu zehn Arbeitstagen Sonderurlaub bzw. Arbeitsbefreiung unter Fortzahlung der Bezüge bzw. des Entgelts zum Zweck der Kinderbetreuung aufgrund der Schließungen von Schulen und Kindertagesstätten im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Corona-Virus. Die Voraussetzungen und weitergehende Informationen gibt es hier.

Generalinspekteur Eberhard Zorn gab über Twitter bekannt, dass es am Montag (16. März) eine „dritte Weisung zur Führungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft der Bundeswehr in der aktuellen Covid19 Lage“ geben werde und betonte, dass die Bundeswehr ein verlässlicher Partner bleiben werde.

Der Inspekteur des Deutschen Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, welcher sich wegen des Kontakts mit einem Corona-Infizierten aktuell noch in häuslicher Quarantäne befindet, wandte sich mit einem Brief an seine Soldaten - mit einem eindeutigen Aufruf: „Ich appelliere daher an Sie alle, auch außerhalb des Dienstes, zum Schutz Ihrer Familien, die Leit­linien zum Umgang mit dem Virus zu beachten und konsequent umzusetzen. In diesem Zusammenhang haben alle Angehörigen des Heeres eine Vorbildfunktion.“

Auch der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, veröffentliche einen Tagesbefehl zum Umgang mit SARS-CoV-2. Er geht dabei nicht nur auf die Auswirkungen bezüglich des Dienstes ein, sondern mahnt auch zum kameradschaftlichen Umgang: „Diese Einmaligkeit der Situation erfordert von uns allen eine Einmaligkeit in Entscheidung, Solidarität und Kameradschaft. Diejenigen von uns, die sich in den kommenden Tagen in Isolation, Quarantäne oder gar im Krankenhaus wiederfinden, haben unsere vollste Unterstützung verdient. Neiddebatten, Diskussionen über Ausgleichsansprüche für erhöhte Belastung und das Beharren auf Partikularinteressen sind in der aktuellen Lage deutlich fehl am Platz. Zeigen Sie in den kommenden Wochen, was die besondere Kameradschaft in der Marine auszeichnet. Ich weiß, dass ich mich auf Sie verlassen kann!“

DBwV
„Wir im Deutschen BundeswehrVerband müssen gleichermaßen mit dieser Krise umgehen und nehmen sie sehr ernst“, betont der DBwV-Bundesvorsitzende Oberstleutnant André Wüstner. Natürlich ist der Verband aber auch weiterhin für seine Mitglieder da - auch und gerade in der Krise. Es wird alles getan, um den Betrieb unter den neuen Bedingungen aufrecht zu erhalten. Unsere Abteilungen sind dabei allerdings nur eingeschränkt erreichbar – das gilt vor allem für die telefonische Erreichbarkeit.

Unsere Bitte daher: Schildern Sie uns Ihr Anliegen kurz per Mail. Wir melden uns, so schnell es die Umstände zulassen.

Die Rechtsabteilung erreichen Sie unter recht@dbwv-net.de,
die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unter presse@dbwv-net.de oder online@dbwv-net.de
und das Service-Center unter service@dbwv-net.de.

Betroffen von den Corona-Auswirkungen sind auch Veranstaltungen des DBwV. Einen Überblick über die Termine gibt es auf der Homepage.

Bis einschließlich 19. April sind zudem alle Veranstaltungen des Berufsförderungsdienstes abgesagt.

Übungen, Universitäten und Veranstaltungen
Die Großübung Defender Europe 2020 soll kontrolliert beendet werden, teilte das Bundesministerium der Verteidiung mit. „Nach meiner Kenntnis ist die Entscheidung seitens der Amerikaner gefallen, jetzt geordnet diese Übung zu beenden“, sagte der BMVg-Sprecher am Montag (16. März) in Berlin. Nach seinen Angaben sind maximal 5500 US-Soldaten über Deutschland eingereist. Schiffe auf dem Weg nach Deutschland seien umgelenkt worden. Abgesagt seien von deutscher Seite «alle aktiven Übungsanteile». Die Bundeswehr leiste nun logistische Unterstützung dabei, die US-Kräfte geordnet zurückzuführen. Zudem werden auch die Übungen auf den Truppenübungsplätzen beendet, wie das PIZ SKB mitteilt.

Die Übung Cold Response in Norwegen ist bereits kontrolliert beendet worden.

Auch die Übung Red Flag in den USA wird nicht fortgeführt, wie die Luftwaffe am 18. März über Twitter mitteilt. Die Soldaten kommen zurück nach Deutschland.

Die Führungsakademie der Bundeswehr ist seit dem 10. März geschlossen. Es gebe laut der Bundeswehr aktuell sieben bestätige Coronavirus-Fälle. "Den erkrankten Personen geht es den Umständen entsprechen gut", teilt die Bundeswehr mit. Der Lehrbetrieb bleibe nach derzeitigem Stand zunächst bis zum 30. März eingestellt.

Die Bundeswehr-Universität in München stellt den Lehrbetrieb bis zum 14. April ein, um die Ausbreitung von Covid-19 zu reduzieren. Die Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg ist bis zum 14. April geschlossen, dort gab es einen bestätigten Fall von Corona.

Abgesagt wurde die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA), die vom 13. bis 17. Mai in Berlin stattfinden sollte. Die Bundeswehr ist fester Bestandteil der Ausstellung. Mit 800 Soldatinnen und Soldaten sowie zahlreichen Exponaten sollte sie auch in diesem Jahr vertreten sein.

Die Invictus Games im Mai in Den Haag sind ebenfalls wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Die Invictus Games Foundation teilte mit, dass man die Spiele für einsatzversehrte Soldatinnen und Soldaten im Mai oder Juni 2021 nachholen wolle.

Bundeswehr im Einsatz
Die Familienbetreuung der Bundeswehr ist weiterhin im Dienst. Alle Angehörigen, der Soldatinnen und Soldaten, die sich aktuell im Auslandseinsatz befinden, können sich per E-Mail oder telefonisch an die Familienbetreuung wenden. Weitere Informationen zu den Standorten und Kontakdaten gibt es hier.

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