Glatter, fein strukturierter Sichtbeton bestimmt die Erscheinung des Raums der Information. Foto: TRU Architekten

Glatter, fein strukturierter Sichtbeton bestimmt die Erscheinung des Raums der Information. Foto: TRU Architekten

15.02.2016
bs

Das Ehrenmal der Bundeswehr bekommt einen Raum der Information

Mehr Transparenz. Mehr Hintergrund. Mehr Aufklärung. Mehr Trost durch Information: Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) hat im vergangenen Jahr unter Vorsitz der Architektin Ursula Wilms einen beschränkten Wettbewerb für einen „Raum der Information“ ausgelobt, der in unmittelbarer Nähe zum Ehrenmal gebaut werden soll.

Seit der Einweihung des Ehrenmals in Berlin 2009, dem zentralen Denkmal für die in Ausübung ihres Dienstes Verstorbenen der Bundeswehr, fordern die Angehörige und das BMVg, der Toten nicht nur dort zu gedenken. Sie fordern die Umstände eingehender zu erläutern, unter denen die Bundeswehrangehörigen zu Tode gekommen sind.

Im Januar 2016 erhielt das Architektenbüro TRU Architekten den Zuschlag, Ende 2016 soll der erste Spatenstich für das Bauprojekt mit einer Kostenobergrenze von 2 Millionen Euro sein.
„Das Ehrenmal besteht aus perforiertem Metall und Beton, das Ganze hat repräsentativen Charakter. Wir nehmen uns im Raum der Information stark zurück und bewahren räumliche Neutralität, “ so Henning von Wedemeyer von TRU Architekten.

Der 120 Quadratmeter große Innenraum untergliedert sich in einen Eingangs-, einen Studien- und einen Ausstellungsbereich. Hier wird an den zwei Längswänden Text-, Bild- und Filmmaterial ausgestellt. Vorgesehen ist ein Zeitstrahl, der sich mit der Geschichte, dem Gedenken und den Einzelschicksalen auseinandersetzt. Monitore zeigen historische Aufnahmen und Zeitzeugenberichte.

Architektonisch grenzen sich der Raum der Information und das Ehrenmal voneinander ab, werden aber gemeinsam auf symbolträchtigem Boden stehen: Auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums, auf dem einige Attentäter nach dem gescheiterten Anschlag auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 hingerichtet wurden. Die Initiative zur Errichtung eines gemeinsamen Ehrenmals der Bundeswehr ergriffen das BMVg und Angehörige der Anschlagsopfer Ende 2005: In der afghanischen Hauptstadt Kabul fiel ein Oberstleutnant der Reserve einem Selbstmordanschlag zum Opfer, zwei weitere Soldaten wurden verwundet. Vier Millionen Euro kostete das Ehrenmal der Bundeswehr, das 2009 eröffnete.

Dieser Ort der Trauer wurde als rechteckige Halle mit Säulen konzipiert und strotzt vor Symbolik: „Die letzte Bodenplatte hat sich aus der Ordnung des restlichen Ehrenmals gelöst und ist aus der Bodenebene herausgeschoben. Die Kraft, mit der sich scheinbar die Platte herausgeschoben hat, steht für das Ausmaß der Gewalt oder des Unglücks, welches ein Menschenleben hat enden lassen“, heißt es auf der Onlineseite der Bundeswehr. Leicht nachvollziehbar, dass es Zeit wird für einen Raum der Information.
„Denkmäler sind heute ganz anders gestaltet als noch in den 1950er Jahren. Die Gesellschaft hatte ja noch einen ganz anderen Hintergrund. Jeder wusste, was im Zweiten Weltkrieg passiert war, kaum einer, der keinen Verlust zu beklagen hatte. Heute aber ist Gedenken komplizierter“, so Martin Hofbauer, Oberstleutnant i.G. vom Bundesministerium der Verteidigung, einer der Projektverantwortlichen.

Taliban, lokale Milizen, IS, wer gegen wen in den UN-Missionen? Zusammenhänge ergründen, durch die kaum noch einer durchsteigt – die Aufklärung im Raum der Information wird nicht leicht zu gestalten sein. Deshalb gilt:
„Inhalte gut aufzuarbeiten! Denn man muss viele unterschiedliche Sichtweisen zusammenbringen: zur Geschichte der Bundeswehr, zum Tod der Verstorbenen. Mit dem Raum der Information befinden wir uns gerade in der Planungsphase. Wir bereiten Informationen auf und gliedern. Wahrscheinlich werden wir diese in Gruppen zusammenfassen, beispielsweise ‚Illerunglück‘, ‚Radaropfer‘, ‚Auslandseinsatz‘, ‚Starfighter‘, so Martin Hofbauer.

Wenn das geschafft ist, könnte der Raum der Information auch mit der Schönrednerei aufräumen und geradeheraus sagen: Solange die Bundeswehr an Einsätzen teilnimmt, wird es unter Umständen Leben kosten. Wenn der Raum mit dieser Information offensiv umgeht, besteht darin eine echte Chance: Man wird dem „Warum“ der Angehörigen vielleicht nicht gerecht, vielleicht aber regt dieser Raum öffentliche Debatten an, fördert die Anteilnahme der Gesellschaft an den Einsätzen der Bundeswehr und fordert mehr politisches Engagement.
Die architektonischen Ansätze dafür sind gegeben:
„Es soll nicht nur ein Raum der Information sein, sondern auch ein Raum der Kommunikation. Es könnten dort Podiumsdiskussionen stattfinden, denn es ist auch ein Ort der Begegnung, in dem man ins Gespräch kommen kann“, so der Architekt Henning von Wedemeyer.

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