Die neue Fregatte des Typs 125 bei einer ersten Erprobungsfahrt im Juli 2016 Foto: Bundeswehr

Die erste Fregatte des neuen Typs 125 bei einer ersten Erprobungsfahrt im Juli 2016 Foto: Bundeswehr

13.01.2017
dpa/mkl

Die neue F125-Fregatte ist "kein Haifisch ohne Zähne"

Die Fregatte F125 ist der neue Stolz der Deutschen Marine. Das erste Schiff soll im Sommer abgeliefert werden. Die Erprobung läuft. Und Kommandant und Mannschaft sind mehr als zufrieden.

Cuxhaven. "Zehn Minuten Spielzeit für den Kapitän", kündigt Kommandant Markus Venker über die Bordanlage an. Die "Crew Alpha" der Fregatte "Baden-Württemberg" weiß, was das heißt: Festhalten!. Der Fregattenkapitän zeigt im Seegebiet vor Helgoland bei stürmischer See, aber klarem Wetter, was das neueste und modernste Schiff der Marine, die neue F125, kann.

Mit 20 Knoten pflügt der 7000-Tonnen-Koloss durch drei bis vier Meter hohe Wellen. "Diese Fregatte ist eindeutig das Schiff in der Marine mit den besten Manövriereigenschaften", lobt der Kommandant.

Das Programm hat sich um zwei Jahre verzögert

Die Marine wartet schon lange sehnsüchtig auf die neue F125-Klasse. Mehr als zwei Jahre hat sich das Programm verzögert. Die "Baden-Württember" soll als erste von vier neuen Fregatten im Sommer in Dienst gestellt, die anderen bis 2020 abgeliefert werden. Die Schiffe haben die technische Eigenschaft, bis zu zwei Jahre in entfernten Seegebieten bleiben zu können, ohne für größere Wartungsarbeiten nach Deutschland zurückkehren zu müssen. "Intensivnutzbarkeit" heißt das Stichwort. Der Vorteil: Nur die Besatzung rotiert und wird zum Einsatzort geflogen.

Die "Baden-Württemberg" hat als "First of Class" das Recht, der gesamten neuen Klasse ihren Namen zu geben. Zu ihr gehören die Schiffe "Nordrhein-Westfalen", die "Sachsen-Anhalt" und ein weiteres, die alle noch folgen werden. Heimathafen ist Wilhelmshaven. Die Schiffe sind knapp 150 Meter lang und 19 Meter breit. An Bord: 120 Mann Besatzung, zwei Helikopter und vier schnelle Einsatzboote.

Inklusive der Waffensysteme liegt der Gesamtauftrag bei einem Volumen von 3,1 Milliarden Euro, zwei Milliarden entfallen dabei auf die Industrie, sprich: die Arbeitsgemeinschaft ARGE F125 - bestehend aus ThyssenKrupp Marine Systems (80 Prozent) und der Lürssen Werft (20 Prozent).

Die neue Fregatte ist zudem ausgerüstet mit fünf Maschinengewehren, zwei Nahbereichsflugabwehrsystemen und einem 127-Millimeter Marinegeschütz, der größten Rohrwaffe, die derzeit auf einem Marine-Schiff installiert ist. "Das ist kein Haifisch ohne Zähne", sagt der für die Artilleriewaffen an Bord zuständige Hauptbootsmann Alexander Opitz.

Die Schiffe sind Meilensteine für die Marine. "Die Reserven sind aufgebraucht oder stehen in See", sagte vor knapp einem Jahr der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause. Damit verwies er auf die zunehmende Belastung der Marine durch Auslandseinsätze. Aktuell sind es sechs Einsätze vor dem Horn von Afrika und im Mittelmeer. Bei vier davon ist die Marine aktuell vor Ort mit rund 500 Soldaten, einer Fregatte ("Sachsen"), einer Korvette ("Braunschweig") und einem Tender ("Mainz").

Die Marine braucht dringend Nachwuchs

 

Der Sprecher für die maritimen Einsätze der Bundeswehr, Korvettenkapitän Bastian Fischborn, sieht eine "Unwucht" im Vergleich zu den anderen Gattungen. Von den 3300 Bundeswehrsoldaten, die in den letzten 24 Monaten im Schnitt täglich an Auslandseinsätzen beteiligt gewesen seien, entfielen fast ein Drittel auf die Marine. Dabei machten deren insgesamt 16.000 Soldaten nur neun Prozent der Bundeswehrgesamtstärke von 176.500 Männern und Frauen aus.

Auch die Marine braucht dringend Nachwuchs und will durch das auf den neuen Fregatten angewendete "Mehrbesatzungskonzept" als Arbeitgeber attraktiver werden. Für die vier Schiffe sind je zwei Besatzungen geplant, die gemäß Nato-Alphabet "Crew Alpha" bis "Crew Hotel" heißen. Sie sollen alle vier Monate ausgetauscht werden. Durch Trennung von Plattform und Besatzung soll die Belastung durch Abwesenheit begrenzt, die Planbarkeit erhöht und Vereinbarkeit von Dienst und Familie verbessert werden.

Ziel sei eine 50-prozentige Verfügbarkeit, erläutert der Sprecher der Deutschen Marine Nordsee, Fregattenkapitän Alexander Gottschalk. Das heißt: Zwei der vier Fregatten im Einsatzgebiet, eins in der Wartung und eins zu Übungszwecken in Heimat- oder heimatnahen Gewässern.

Auch die neue Fregatte ist für die Besatzung kein Kreuzfahrtschiff. Allerdings ist der Komfort deutlich gestiegen: Die Kammern sind nur mit vier bis sechs Kojen belegt. Sie verfügen jeweils über einen eigenen Duschraum. Obermaat Dario Goessgen ist mehr als zufrieden. "Hier muss ich nicht mit 20 Mann auf die Dusche oder die Toilette warten. Das ist schon ein hoher Komfort."

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