Zivile Experten: Agnes Bodens (v. l.), Jan Lüneburg und Brigitta von Messling waren mehrere Jahre in Krisengebieten im Einsatz. Jederzeit würden sie wieder Friedensmissionen weltweit unterstützen. Foto: DBwV/av

Zivile Experten: Agnes Bodens (v. l.), Jan Lüneburg und Brigitta von Messling waren mehrere Jahre in Krisengebieten im Einsatz. Jederzeit würden sie wieder Friedensmissionen weltweit unterstützen. Foto: DBwV/av

23.05.2019
av

Friedenseinsätze sind nicht nur Sache des Militärs – Zivile Experten berichten

Berlin. Für Monate oder gar Jahre in den Auslandseinsatz geht es nicht nur für Soldaten, sondern auch für zivile Experten, die sich für Friedensmissionen engagieren. Rund 250 dieser Expertinnen und Experten sind vom Zentrum für Internationale Friedenseinsätze in Krisengebiete weltweit ausgesandt. Warum die Frauen und Männer das machen, wie es sie verändert hat und warum Friedensmissionen keine rein militärische Angelegenheit sind, erläuterten drei der Experten bei der Ausstellungseröffnung „Weltweit im Friedenseinsatz: Deutschlands zivile Expertinnen und Experten“ im Lichthof des Auswärtigen Amts.

Die Erfahrungen und Erlebnisse der drei Rückkehrer Agnes Bodens (EULEX), Jan Lüneburg (OSZE) und Brigitta von Messling (UNVM Kolumbien) sind bewegend. Auf Tuchfühlung mit Konfliktparteien, mitten im Krisenherd sein, das erfordert Mut und Leidenschaft. Ebenso wichtig sind Flexibilität und Aufgeschlossenheit, insbesondere kulturell, sind sich alle drei Rückkehrer einig. „Man weiß am Morgen nicht, was einen am Mittag erwartet“, berichtet Brigitta von Messling. Sie war von Dezember 2016 bis Januar 2019 in Kolumbien im Einsatz, wo sie die Demobilisierung und Entwaffnung der Farc begleitete. Zudem musste für die Sicherheit und Reintegration der Ex-Rebellen Sorge getragen werden. „Die Chance, so nah an einer Versöhnung mitzuarbeiten, ist ein riesiges Privileg“, betont von Messling. Funktionieren kann das aber nur im Zusammenspiel von Militärs und zivilen Kräften, weiß sie.

„Was wir dort machen, ist unabdingbar“

Dem schließt sich Jan Lüneburg an, der zuletzt sechseinhalb Jahre in Serbien für die OSZE tätig war. „Wenn man mit den Menschen spricht, ist Frieden und Stabilität das, was sie wollen. Das, was wir dort in den Einsätzen machen, ist unabdingbar“, weiß Lüneburg nach mehr als einem Jahrzehnt Erfahrung. Und in puncto Nato dürfe man nicht nur auf die Zahlen hinsichtlich Verteidigungsausgaben schauen, sondern müsse auch die diplomatische Zusammenarbeit stärker in den Fokus rücken. „Das Militär allein kann keinen Frieden schaffen, das gelingt nur im Zusammenspiel aller“, betont Lüneburg. In Serbien war er Teil der Demokratisierungsmission. Seit 1998 arbeitet er bereits für die OSZE, immer war er auf dem Balkan und arbeitete auch viel mit den Soldaten zusammen. „Das war immer eine schöne Erfahrung, sie machen einen wirklich guten Job“, lobt Lüneburg, der selbst sechs Jahre bei der Bundeswehr war.

Dass es sich bei Friedensmissionen um einen langwierigen Prozess handelt, betont Agnes Bodens. „Wir machen oft den Fehler zu denken, dass Rechtsstaatlichkeit und Demokratie innerhalb von wenigen Jahren aufgebaut werden können“, mahnt Bodens. Es brauche Zeit, betont sie, auch mit Blick auf die jüngste Entscheidung des Bundeskabinetts, den Kfor-Einsatz, der seit 1999 andauert, um ein weiteres Jahr zu verlängern.

„Wir nennen uns selbst Mission Junkies“

Keiner der drei zivilen Experten möchte die Erfahrungen im Einsatz missen. Ohne zu zögern, würden sie jederzeit wieder in den Einsatz gehen. „Wir nennen uns selbst Mission Junkies“, scherzt Lüneburg, der in seinem Balkan-Einsatz neben der beruflichen auch die private Erfüllung gefunden hat. „Ich bin als Single hin und mit Familie zurückgekommen.“ Alle drei sind zudem mit gestärktem Selbstbewusstsein und mehr Gelassenheit zurückgekehrt. Man blicke auf viele Dinge in Deutschland, im eigenen Leben anders, wenn man die Not der Menschen erlebt hat, die dennoch nicht die Hoffnung verlieren.

Die Ausstellung ist bis zum 13. Juni zu den Öffnungszeiten des Auswärtigen Amtes zu sehen. „Sie hilft zu verstehen, was zivile Experten eigentlich machen“, erläutert Almut Wieland-Karimi, Geschäftsführerin des ZIF. Unter anderem sind Bilder aus dem Sudan, Kolumbien, der Demokratischen Republik Kongo, der Ukraine und Mali zu sehen – ebenso wie ein Bild aus Afghanistan von der 2014dort getöteten Kriegsfotografin Anja Niedringhaus. In Vitrinen sind Exponate aus dem Einsatz ausgestellt, Alltagsgegenstände wie Notizbücher, Studentenfutter, aber auch Schutzwesten gehören teils zur Ausrüstung. „Wenn die Ausstellung dazu beiträgt, dass wir wieder mehr darüber reden, was wir alles machen und realisieren können, dann hat sie ihren Zweck schon erfüllt“, so Staatsminister Michael Roth bei der Eröffnung.

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