Ein Bild aus besseren Zeiten: Die „Gorch Fock" im August 2007 vor Neufundland. Bundeswehr/Gunnar Bednarzik

Ein Bild aus besseren Zeiten: Die „Gorch Fock" im August 2007 vor Neufundland. Bundeswehr/Gunnar Bednarzik

25.01.2019
dpa/yb

„Gorch Fock“: Kommandant spricht sich für Sanierung aus

Bremerhaven/Berlin. In Bremerhaven wird heftig geschweißt, gehämmert und gebohrt. Aber die Zukunft der „Gorch Fock“ ist noch ungewiss: Die Verteidigungsministerin sieht das Schiff in „schwerem Fahrwasser“. Der Kommandant hat sich hingegen klar für den Erhalt des Segelschulschiffs ausgesprochen. Der schlechte Zustand des Traditionsschiffs sei dem jahrelangen Geldmangel der Bundeswehr geschuldet.

Kapitän zur See Nils Brandt hat sich Medienberichten zufolge klar für den Erhalt des Traditionsschiffs ausgesprochen.  Der Kommandant der „Gorch Fock“ sagte, dass die Arbeiten an dem Schiff zu weit fortgeschritten seien, um die Sanierung noch abzubrechen. „Vor dem Hintergrund des Ist-Zustandes des Schiffes und der Arbeiten, die bei den Unterauftragnehmern erfolgt sind, ist die Fortsetzung und Beendigung des Vorhabens die einzig logische Folgerung, die sich daraus ergibt“, sagte Brandt der „Süddeutschen Zeitung“. Und: „Schiffbaulich werden 85 Prozent der ‚Gorch Fock‘ nach Abschluss des Vorhabens neu sein.“ Dies schließe aber auch die Arbeiten ein, die bereits in den Jahren 2011 und 2012 ausgeführt wurden, so Brandt.

Als das Ministerium im März 2018 entschieden habe, die Arbeiten an dem Schiff fortzusetzen, sei schon bekannt gewesen, dass das Vorhaben über eine Instandsetzung im herkömmlichen Sinn hinausgeht. „Seit Anfang 2018 war klar, dass es mehr oder weniger faktisch ein Neubau wird“, so Brandt gegenüber der „Süddeutschen“.

Für den schlechten Zustand des Schiffs machte Brandt den jahrelangen Geldmangel bei der Bundeswehr mitverantwortlich. Brandt wörtlich: „In den vergangenen 25 Jahren standen nie genügend Mittel zur Verfügung, um über die zwingend notwendigen Arbeiten hinaus weitere Instandsetzungen durchzuführen.“

Ursula von der Leyen hatte bei einem Werftbesuch am 21. Januar in Bremerhaven vor einer Entscheidung über die Zukunft der „Gorch Fock“ absolute Klarheit über die Sanierung des Segelschulschiffs verlangt. Sie werde den weiteren Kurs binnen einiger Wochen festlegen. „Ich mache mir sehr große Sorgen um die ‚Gorch Fock‘, sagte die Verteidigungsministerin. Politiker von Grünen und FDP hatten zuletzt einen Neubau ins Spiel gebracht – verbunden mit scharfer Kritik an der Arbeit von Marine und Verteidigungsministerium, die für eine Kostenexplosion von zunächst 9,6 Millionen auf nun bis zu 135 Millionen Euro verantwortlich seien.

Das Schiff, das in Bremerhaven von der Elsflether Werft und Subunternehmern saniert wird, ist komplett eingerüstet und angesichts rostig wirkender Metallteile kaum noch als Stolz der Marine zu erkennen. Kommandant Brandt führte die Ministerin durch das Schiff und zeigte ihr auch die Nieten aus dem Jahr 1958, mit denen die Metallteile damals verbunden wurden.

Der Segler sei in „schweres Fahrwasser“ geraten, sagte von der Leyen. „Wir sprechen von Wochen, um Licht in das Dunkel zu bringen.“ Es seien zwei Arbeitsgruppen eingesetzt: eine im Beschaffungsamt, die auch den Korruptionsverdacht behandelt, eine zweite beleuchtet organisatorische Mängel. Ein klares Bild sei für das Ministerium nötig, aber auch für das Parlament. Es gehe um die seemännische Ausbildung, aber auch um sehr viel Geld der Steuerzahler. „Diese Zeit müssen wir uns nehmen“, sagte die Ministerin.

Für ihre mögliche Entscheidung liegen drei Optionen auf der Hand: Die Fertigstellung der Reparatur, eine Verschrottung der Reste oder ein Umbau zu einem Museumsschiff, was ebenfalls erhebliches Geld kosten würde.

 

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