Verschiedene Bundeswehrhubschrauber starten für einen gemeinsamen Überflug auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld Foto: Bundeswehr/Falk Bärwald

Verschiedene Bundeswehrhubschrauber starten für einen gemeinsamen Überflug auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld Foto: Bundeswehr/Falk Bärwald

27.04.2018
fh

ILA: Buhlen um Bundeswehraufträge

Berlin. Wieder ist die Bundeswehr größter Einzelaussteller der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin-Schönefeld. Gesprächsthema Nummer eins war jedoch nicht das gegenwärtige, sondern das künftige Gerät der Bundeswehr: Weil zahlreiche Rüstungsfirmen lukrative Aufträge erwarten, zeigten sie, was sie im Angebot haben. Zudem vereinbarten Deutschland und Frankreich konkrete Schritte in der Entwicklung und Beschaffung von Wehrmaterial. Der Deutsche BundeswehrVerband war wie immer ebenfalls in Schönefeld präsent.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die deutsch-französische Zusammenarbeit in der Luft- und Raumfahrt in den Mittelpunkt ihrer Rede zur Eröffnung der ILA gestellt. „Die ILA 2018 ist nicht nur eine Innovationsschau, sie ist auch eine  Kooperationsschau“, sagte die Kanzlerin, bevor sie das blaue Band zum Messeauftakt durchschnitt. Die ILA stehe „geradezu als Symbol für die enge und erfolgreiche Kooperation mit dem Partnerland Frankreich“.

Mit mehreren riesigen Rüstungsprojekten wollen Deutschland und Frankreich militärisch enger zusammenrücken. Vertreter der Verteidigungsministerien beider Länder unterzeichneten auf der ILA mehrere Vereinbarungen, unter anderem eine Absichtserklärung zum gemeinsamen Bau eines neuen Kampflugzeugs. Im Juni soll dann ein Fahrplan für das Rüstungsgroßprojekt folgen. Die Flugzeugbauer Airbus und Dassault hatten zum Auftakt der Messe bereits eine entsprechende Kooperation beim Kampfjet-Bau vereinbart.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sprach bei einem Messebesuch mit ihrer französischen Amtskollegin Florence Parly von einem historischen Schritt für Europa. Die Ausrüstung der Streitkräfte werde technisch immer aufwendiger und teurer. „Da ist es klug, dass wir uns in Europa zusammentun, um die nächste Generation der Technologie gemeinsam zu entwickeln – ganz egal, ob es schwimmende, rollende oder fliegende Systeme sind.“

Die neuen Kampfjets sollen bis 2040 die Eurofighter und Rafale-Flotten beider Länder ergänzen und schließlich ersetzen. Am Ende soll nicht nur ein einzelner Kampfflieger stehen, sondern ein Gesamtsystem, das auch Drohnen und Satelliten steuern kann. Deutschland und Frankreich hatten sich bereits im Juli 2017 auf die Zusammenarbeit verständigt. In Zukunft werde es ein Flugzeug für beide Nationen geben, sagte von der Leyen. „Und wenn andere Partner es wünschen, können sie selbstverständlich auch zu uns stoßen.“

Auch Vereinbarungen zum Betrieb einer gemeinsamen Flotte von C-130-Hercules-Transportmaschinen und eine Absichtserklärung zur Entwicklung eines Marine-Patrouillenflugzeugs, eines sogenannten Seefernaufklärers, wurden unterzeichnet. Beide Länder wollten in nächsten 15 Jahren auch gemeinsam die nächste Kampfpanzer-Generation entwickeln, sagte von der Leyen.

Das Problem: Der erste neue Kampfjet wird erst in Jahrzehnten abheben, in Paris wird das Jahr 2040 genannt. Deshalb muss die Bundeswehr noch Flugzeuge für die Zwischenzeit anschaffen, um die in die Jahre gekommenen „Tornados“ ab 2025 abzulösen. Im Rennen ist neben dem Eurofighter, an dem Airbus beteiligt ist, das US-Kampfflugzeug F-35 des Airbus-Konkurrenten Lockheed Martin. Lockhheed hat zwei Exemplare des Tarnkappenflugzeugs mit nach Berlin gebracht. Airbus will naturgemäß davon nichts wissen.

Sollte die Bundeswehr sich für die F-35 entscheiden, habe sich auch das deutsch-französische Kampfjetprojekt erledigt, heißt es. „Der Eurofighter ist die natürliche Brücke hin zum künftigen europäischen Kampfflugzeug“, warb Volker Paltzo, Chef von Eurofighter Jagdflugzeug, mit Blick auf das französisch-deutsche Projekt. Der Eurofighter könne alle Aufgaben erfüllen, die auch der „Tornado“ erfülle.

Daneben richten sich die Augen auf einen milliardenschweren Auftrag der deutschen Luftwaffe. Boeing bewirbt sich und will bei seinem Modell CH-47F „Chinook“ deutsche Partner mit an Bord nehmen. Zehn Firmen sollen bei Auslieferung, Wartung und Training zum Zug kommen, sollte Deutschland Boeing den Auftrag geben. Um den Auftrag für mindestens 45 Exemplare eines neuen Schwerlasthubschraubers bemüht sich aber auch der Rüstungskonzern Rheinmetall gemeinsam mit dem US-Helikopter-Produzenten Sikorsky. Sikorsky zeigte das Modell CH-53K „King Stallion“.

Am Stand des DBwV, vom Landesverband Ost eingerichtet und mit kompetenten Ansprechpartnern beschickt, fanden sich zahlreiche Teilnehmer und Besucher ein. Während der Fachbesuchertage liege das Hauptaugenmerk auf der Truppenbetreuung, sagt Michael Stechert, Major d.R. und Geschäftsführer des DBwV-Landesverbands Ost. Bereits vor dem eigentlichen Messebeginn sei es morgens „rappelvoll“ am Stand. Viele der über 700 auf der ILA eingesetzten Bundeswehrsoldaten nutzten die Gelegenheit, um bei ihrem Verband vorbeizuschauen. Und auch zahlreiche Gäste der bis Freitag laufenden Fachbesuchertage informierten sich bereits über die Arbeit und Ziele des BundeswehrVerbands.

Wenn am Samstags und Sonntag die Luftfahrtschau ihre Pforten für die Publikumstage öffnet, wird sich auch wieder das DBwV-Glücksrad drehen. Dabei sollen Spenden für die Soldaten und Veteranen Stiftung gesammelt werden, sagt Stechert. Insgesamt sind nach seinen Worten mehr als 20 DBwV-Vertreter – vom Mandatsträger bis zum Hauptamtlichen – auf dem ILA-Gelände für den Verband im Einsatz.

Rund 1100 Aussteller präsentieren noch bis Sonntag Flugzeuge, Drohnen, Flugtaxis und Raketentechnik. Frankreich ist in diesem Jahr Partnerland der Messe, die neben Farnborough und Le Bourget als drittgrößte Luftfahrtmesse Europas gilt. Nach den Fachbesucher-Tagen öffnet die ILA am Samstag für Privatleute. Insgesamt werden 150.000 Besucher auf dem Messegelände in Schönefeld erwartet, wo 200 Fluggeräte von rund 1000 Ausstellern aus 37 Nationen stehen. Themen sind Kerosinsparen, elektrisches Fliegen und Flugtaxis. Die Bundeswehr nimmt mit 17 Fluggeräten am Flugprogramm teil.

Hautnah können die Besucher etwa den „Tornado“, den Eurofighter, den „Tiger“,  das Transportflugzeug A400M oder den Hubschrauber NH-90 erleben. Die Bundeswehr zeigt aber auch ihre Leistungsfähigkeit, was die Logistik angeht: Damit über dem Flugfeld in Schönefeld überhaupt etwas fliegt, benötigt jedes Fluggerät Sprit. Und die Anlieferung übernimmt die Streitkräftebasis, genauer das Betriebsstofflager aus Utzedel und das Logistikbataillon 172 aus Beelitz.

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