Was ist dran an den Medienberichten über konspirative Gruppen innerhalb der Bundeswehr? Es war die Rede von großflächigen Netzwerken und von besten Kontakten zu hohen staatlichen Stellen bis hin zum MAD. Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress

Was ist dran an den Medienberichten über konspirative Gruppen innerhalb der Bundeswehr? Es war die Rede von großflächigen Netzwerken und von besten Kontakten zu hohen staatlichen Stellen bis hin zum MAD. Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress

28.11.2018
mkl

Prepper um Franco A: Gefahr oder harmlose Spinner?

Berlin. Die Schlagzeilen der vergangenen Woche klangen besorgniserregend. Monatelang war es weitgehend ruhig gewesen im Fall des vermeintlich terrorverdächtigen Oberleutnants Franco A., jetzt aber häuften sich wieder die Berichte. „BKA hat Hinweise auf Netzwerk innerhalb der Bundeswehr“, war da zum Beispiel zu lesen, der „Focus“ berichtete gar von einer „Untergrundarmee“ in den Reihen der Bundeswehr. Von großflächigen Netzwerken war die Rede und von besten Kontakten hinein in hohe staatliche Stellen bis hin zum MAD.

Die „taz“, die nach eigenen Angaben ein Jahr lang in dem Fall recherchiert hat, wusste zu berichten: „Nach einem Jahr fügt sich aus unseren Recherchen ein Bild, das keinen anderen Schluss zulässt: Überall in Deutschland, auch in Österreich und der Schweiz, haben sich Gruppen formiert, die daran arbeiten, einen eigenen Staat im Staate aufzubauen. Mitglieder in diesen Gruppen sind Polizisten und Soldaten, Reservisten, Beamte und Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, die unter konspirativen Bedingungen einen Plan hegen: Wenn sie die Zeichen sehen, wenn „Tag X“ da ist, wollen sie zu den Waffen greifen.“ Schließlich erschütterte die Nachricht die Republik, dass nun sogar ein MAD-Offizier wegen Geheimnisverrats in der Sache angeklagt ist.
 
Keine Frage: Fügt man die einzelnen Berichte einfach zu einem großen Lagebild zusammen, so scheint die Situation zunächst wirklich bedrohlich. Aber ist es wirklich so einfach? Kann man die Einzelteile tatsächlich zusammensetzen, wie bei einem Puzzle? Die „Welt“ hat sich jetzt die Mühe gemacht, einen genaueren Blick auf die Zusammenhänge zu werfen. Auch hier schwingt eine durchaus düstere Stimmung mit, jedoch: Auf eine unterschwellige Vorverurteilung verzichtet der Bericht und stellt klar, dass eben noch niemand aus dem vermeintlichen Netz des Franco A. verurteilt wurde. Nicht einmal Franco A. selbst.
 
Auch die „Welt“ stellt die Ereignisse zunächst chronologisch dar: Von der Festnahme des Franco A. und zweier Komplizen über die gefundenen „Todeslisten“ bis hin zu „Horst S.“, einem Major d.R., der aufgefallen war, weil er bei rechten Verlagen Literatur bestellt hatte. Offenbar war auch Horst S. in einer Chatgruppe bei WhatsApp aktiv, zu der auch Franco A. gehört haben soll  und in der sogenannte Prepper ihre Pläne austauschten. Als Prepper bezeichnet man Menschen, die sich auf vermeintliche Katastrophen bis zum Zusammenbruch der staatlichen Ordnung vorbereiten. Sie horten Lebensmittel und Brennstoffe, manche bewaffnen sich sogar und richten Unterkünfte ein, die sogenannten „Safe Houses“.

Zu der Gruppe gehörte offenbar auch ein Hauptfeldwebel und Ausbilder beim KSK, der „André S.“ genannt wird. Er soll ein Bekannter von Franco A. sein und in der Prepper-Gruppe eine Art Führungsrolle bekleidet haben. Er bezeichnete in Befragungen die Überlegungen der Prepper allerdings nur als „Planspiele“, um für den Tag X gerüstet zu sein.

Geht es in Wirklichkeit also nur um die kruden Thesen einer kleinen Gruppe von Spinnern, die sich heimlich die Apokalypse herbeisehnen? Oder gibt es wirklich Strukturen in und am Rande der Bundeswehr, die Anlass zur Sorge bereiten? „Der MAD ist noch zu keiner abschließenden Bewertung gekommen“, heißt es in der „Welt“, und weiter: „Bis heute wurden die Safe Houses, von denen in den Chatgruppen immer wieder die Rede war, nicht gefunden. Keine geheimen Waffendepots, keine Trainingslager. Gleichzeitig: So ziemlich alles, was das BKA über "Hannibal" (so nannte sich André S. im Chat, Anm. d. Red.) und die anderen in Erfahrung bringen konnte, ist strafrechtlich nicht relevant.“

Die Frage ist eben nur: War da tatsächlich nichts, oder ließen die Prepper die Beweise verschwinden? Denkbar ist beides, denn es gibt noch eine weitere handelnde Person, die in den Medien „Peter W.“ genannt wird. Er soll ein hochrangiger Mitarbeiter des MAD sein und wird beschuldigt, André S. vor Razzien gewarnt zu haben. Daraufhin soll dieser, so lautet der Vorwurf, alle Spuren verwischt haben.
 
Aber auch an dieser Stelle mangelt es, wie schon so oft in diesem mysteriösen Fall, ganz einfach an Beweisen. Und die Prepper um Franco A. und André S.? Die können sich nach Einschätzung der „Welt" sogar Hoffnung darauf machen, dass die Ermittlungen  gegen sie am Ende eingestellt werden.
So wird wohl auch die abschließende Antwort auf die Frage, ob es sich bei Franco A. und seinen mutmaßlichen Brüdern im Geiste um harmlose Verschwörungstheoretiker  oder doch um Terroristen handelt, noch lange auf sich warten lassen.

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