Im Januar 1999 starten zwei mit "HARM"-Raketen bewaffnete "Tornados" vom Fliegerhorst Lechfeld zur italienischen Air Base in Piacenza. Von dort aus starteten sie am 24. März 1999 zu ihrem Einsatz über Serbien und Kosovo. Foto: dpa

Im Januar 1999 starten zwei mit "HARM"-Raketen bewaffnete "Tornados" vom Fliegerhorst Lechfeld zur italienischen Air Base in Piacenza. Von dort aus starteten sie am 24. März 1999 zu ihrem Einsatz über Serbien und Kosovo. Foto: dpa

21.03.2019
fh/yb

Vor 20 Jahren: Die Nato fliegt Luftangriffe gegen Jugoslawien

Berlin. Viele Deutsche werden ein mulmiges Gefühl verspürt haben, als sie am Abend des 24. März 1999 den Fernseher eingeschaltet haben.  In einer TV-Ansprache verkündete Bundeskanzler Gerhard Schröder, dass zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs deutsche Soldaten im Kampfeinsatz stehen. Heute ist es 20 Jahre her, dass mit den ersten Wellen der Nato-Luftschläge gegen die Bundesrepublik Jugoslawien auch deutsche „Tornado“-Kampfjets in Richtung Serbien und Kosovo starteten.

Zuvor waren die Verhandlungen mit der serbischen Führung in Rambouillet in der Nähe von Paris gescheitert. Vertreter der kosovo-albanischen Unabhängigkeitsbewegung hatten einer Vereinbarung zugestimmt, die serbische Führung verweigerte ihre Unterschrift unter einem Abkommen. Die westliche Staatengemeinschaft befürchtete, dass die albanische Bevölkerung im Kosovo mit Gewalt vertrieben werden solle.

Der schon länger schwelende Konflikt zwischen der serbischen Führung unter Slobodan Miloševi? und der albanischen Bevölkerung in der serbischen Provinz Kosovo war im Vorjahr eskaliert. Nach Jahren des überwiegend friedlichen Protests kam es ab 1998 zu immer heftigeren Angriffen und Anschlägen albanischer Kämpfer der Untergrundarmee UCK auf serbische Sicherheitskräfte, die mit extremer Härte auch gegenüber der Zivilbevölkerung reagierten.

Im Oktober 1998 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, den eine Beobachter-Mission der OSZE überwachen sollte. Schon zu diesem Zeitpunkt beteiligte sich Deutschland mit Aufklärungs-„Tornados“ an der Operation „Eagle Eye“, mit der die Situation im Kosovo aus der Luft beobachtet wurde. Im März 1999 wurde der Waffenstillstand immer öfter gebrochen, so dass die OSZE-Mission abgebrochen wurde.

Nach dem Scheitern der Friedensgespräche in Rambouillet begann schließlich der Nato-Einsatz Operation „Allied Force“. Die Operation war ein Luft-Boden-Krieg, in dessen Verlauf rund 28.000 Sprengkörper abgeworfen wurden,  83 Prozent davon durch Flugzeuge der Vereinigten Staaten. Die Bundeswehr war mit „ECR-Tornados“ beteiligt, die mit ihren HARM-Raketen gegnerische Luftabwehrstellungen bekämpften.

Schließlich erklärte sich Jugoslawiens Präsident Miloševi?  am 3. Juni zur Erfüllung der Auflagen der Nato bereit und stimmte dem Plan des Vermittlers Martti Ahtisaari zu. Der militärisch-technischen Vereinbarung in den Verhandlungen von Kumanovo folgte ab dem 10. Juni 1999 der Rückzug der jugoslawischen Truppen aus dem Kosovo und die Einrichtung einer Übergangsverwaltung durch die Vereinten Nationen (UNMIK) unter dem Schutz der Kfor.

Die Militäroperation war vor allem in Deutschland höchst umstritten, da sie der erste Krieg war, den die Nato sowohl außerhalb eines Bündnisfalls als auch ohne ausdrückliches UN-Mandat führte. Kritiker sehen in der Mission demzufolge einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Die Staatengemeinschaft machte dagegen ein humanitäres Notwehrrecht zum Schutz der albanischen Bevölkerung geltend.

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