Die Zeltstadt Doberlug-Kirchhain. Foto: Mathias Kist

Die Zeltstadt Doberlug-Kirchhain. Foto: Mathias Kist

21.08.2015
bs

Not und Tugend!

Wenn er angerufen wird, sollen kleine Zeltstädte entstehen: Mathias Kist, seit 2003 DBwV-Mitglied, ist Oberleutnant und Zugführer des 6. Spezialpionierbataillons 164 aus Husum. Zeltaufbau ist sein Spezialgebiet. Gerade bauten er und seine Männer zusammen mit Soldaten des Logistikbataillons 172 aus Beelitz eine Zeltstadt in Doberlug-Kirchhain auf.

Die von der Bundeswehr gestellten 63 Zelte vom Typ II sind multifunktional einsetzbar: Mit einer Grundfläche von 43 m², Holzfußboden und Heizmöglichkeiten, misst das Zelt 7,45 x 6,31 x 2,99 Meter, hält einer Schneelast von 75 Kilogramm und einer Windlast von bis zu 120 km/h stand. Der Aufbau eines Zelts dauert in der Regel 90 Minuten. Mit diesem Einsatz schufen die 25 Soldaten eine vorübergehende Bleibe für 500 Personen.

„Wir waren da goldrichtig“, sagte Mathias Kist, nachdem die Zeltstadt am 12. August offiziell übergeben wurde. Auf Anfrage des brandenburgischen Innenministeriums übernahm er weiterführende Bauberatung:

„Ich erstelle Raumordnungspläne, beispielsweise für Küchen und sanitäre Anlagen. Wie viel Strom wird zusätzlich benötigt, wo kommt er her? Wie werden die sanitären Anlagen bewirtschaftet? Wie viel Wasser muss man vorhalten? Und was passiert dann mit dem ganzen Abwasser? Ich kümmere mich um logistische Details, die die Behörden vor Ort so nicht auf dem Schirm haben.“

Grundsätzliche Probleme, die gerade über ganz Deutschland hereinbrechen:

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) geht von rund 500.000 neuen Asylbewerbern aus – allein in Deutschland. Neueste Prognosen gehen sogar von über 800.000 aus. 2014 waren es „noch“ 200.000. Unterkünfte für diese Größenordnung gibt es nicht – Zeltstädte sind derzeit noch immer die provisorische Lösung und eine Gradwanderung: Wenn 500 Flüchtlinge die Zeltstadt in Doberlug-Kirchhain Ende August beziehen werden, ist vorerst eine Übernachtungsmöglichkeit gegeben. Was aber passiert, wenn der Winter einsetzt? Sind Containersiedlungen die Antwort? Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am Donnerstag (13. August) anlässlich ihres Besuchs in einer Flüchtlingsunterkunft im bayerischen Sonthofen die Hilfsbereitschaft der Bundeswehr zugesagt. Weitere Anfragen an die Bundeswehr, neue Zeltstädte zu bauen, laufen.

Für Mathias Kist ist die Hilfe der Bundeswehr Ehrensache. Die Flüchtlingsproblematik besteht in erster Linie aus menschlichem Leid, das gemildert werden muss: „Dieser Auftrag war für uns schon etwas Besonderes. Ein Teil unserer Truppe wollte in den Urlaub gehen. Als dann aber der Auftrag kam, haben einige von sich aus ihren Urlaub gestrichen oder verschoben. Nicht nur ich als Zugführer, sondern wir alle haben gemeinsam entschieden: Jetzt machen wir die nächsten Tage auch noch weiter. Auf die Entscheidung meiner Männer bin ich sehr stolz.“

Nach Angaben der Bundeswehr werden deutschlandweit 15 bundeswehreigene Grundstücke zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. So haben etwa 8000 Menschen eine Unterkunft. In Hamburg, Sachsen-Anhalt und Brandenburg stehen rund 140 Bundeswehr-Großzelte, die von Asylbewerbern bewohnt werden. Allein in Brandenburg werden laut dpa dieses Jahr mindestens 14.000 Flüchtlinge erwartet - die Zahl wird natürlich weiter steigen.

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