21.02.2020
dpa

Bundeswehr: Großübung «Defender» wichtig für Bündnisverteidigung

Die USA üben den militärischen Schulterschluss mit Europa: Mit der Ankunft von Soldaten und Material geht die Übung «Defender» in die Hauptphase. Deutschland ist logistische Drehscheibe.

Berlin. Die Bundeswehr sieht in dem Tempo aufnehmenden Großmanöver «Defender Europe 20» einen wichtigen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung. Kritik an der Übung wies der Kommandeur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, zurück. Die Übung diene dazu, langfristig militärische Fähigkeiten aufzubauen.

«Defender Europe 20» ist die größte Verlegeübung der US-Streitkräfte über den Atlantik seit 25 Jahren. Auf dem Flughafen in Hamburg treffen am heutigen Freitag US-Soldaten ein, in Bremerhaven werden Militärgüter von vier Schiffen entladen. Insgesamt sollen testweise etwa 20 000 Soldaten von den USA quer durch Deutschland nach Osteuropa verlegt werden, um für Krisenfälle gewappnet zu sein.

«Es ist in der Tat so, dass Russland durch die völkerrechtswidrige Annexion der Krim 2014 der Auslöser dieser Entwicklung ist. Russland ist aber nicht Anlass für die Übung, militärische Fähigkeiten können nur langfristig wieder aufgebaut und gepflegt werden», sagte Schelleis der Deutschen Presse-Agentur. «Ursache und Wirkung müssen differenziert werden. Was sich die Nato jetzt wieder aneignet, kann Russland schon lange und hat es auch in den Übungen, wie z.B. Zapat (West) immer wieder nachgewiesen.»

In Bremerhaven kommen insgesamt vier Schiffe mit US-Militärgerät an. «Wenn dann das Material von den Schiffen abgeladen ist, wird das Personal die Fahrzeuge besetzen, die Container aufladen und dann in die Übungsgebiete verlegen», sagte Schelleis. «Der geringere Anteil des Materials wird über die Straße verlegt.» Behinderungen im Straßenverkehr seien nicht ausgeschlossen, sollten aber vermieden werden.

«Aus operativer Sicht interessiert uns vor allem, ob unsere Verfahren geeignet sind, Belastungen auch in dieser Größenordnung zu bestehen: 20 000 Amerikaner, die mit Material erst über den Atlantik und dann in Europa weiter verlegen», sagte Schelleis. Der Umfang sei deutlich größer als bei anderen Übungen der letzten Jahre. ««Es sind jetzt deutlich mehr handelnde Personen betroffen: Amerikaner, Deutsche, nicht nur Bundeswehrsoldaten, sondern auch Akteure der zivil-militärischen Zusammenarbeit, beispielsweise in Straßenverkehrsämtern und Polizeibeamte.»

Die Bundeswehr rechnet mit Protesten, die im Vorfeld auch schon angekündigt seien. «Die Polizei ist darauf eingestellt, dies im üblichen Wege zu bereinigen. Proteste sind legitim. Straftaten sind es nicht», sagte Schelleis dazu.

Am Donnerstag war bereits der Frachter «Endurance» als erstes von vier Schiffen in Bremerhaven angekommen. Der Linken-Verteidigungspolitiker Alexander Neu kritisierte die Übung als Säbelrasseln und «unnötige Provokation in einer ohnehin bereits weit fortgeschrittenen Eskalation». Die Umweltorganisation Greenpeace protestierte mit einem fahrenden Schlauchboot und einem angebundenen Drachen mit der Aufschrift «Stop war games, save peace».