Auf dem  britischen Flugplatz Gatow: Lt. General Lucius D. Clay (r.) mit General Dwight D. Eisenhower. Foto: National Archives and Records Administration

Auf dem britischen Flugplatz Gatow: Lt. General Lucius D. Clay (r.) mit General Dwight D. Eisenhower. Foto: National Archives and Records Administration

02.10.2019
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Kasernennamen unter der Lupe (7): Lucius D. Clay, Vater der Luftbrücke

Wer waren die Persönlichkeiten, deren Namen groß an den Kasernen prangen? In der Serie „Kasernennamen unter der Lupe“ werden einige dieser bedeutenden Menschen beleuchtet. Den Auftakt machte der Widerstandskämpfer Julius Leber, es folgten der Physiker Heinrich Hertz, der in Afghanistan gefallene Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein und Generalfeldmarschall Erwin Rommel, der Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und der unvergessene Feldwebel Erich Boldt. Im siebten Teil geht es um Lucius D. Clay, der die Luftbrücke ins Leben rief.

Ohne ihn hätte West-Berlin bei der „Berlin-Blockade“ nach dem Zweiten Weltkrieg nicht überleben können und wäre vermutlich in die Hände der UdSSR gefallen: Der US-amerikanische General Lucius Dubignon Clay sicherte mit der Luftbrücke die Existenz der Menschen. Rund zwei Millionen Versorgungsgüter erreichten so West-Berlin. Welche Kaserne sollte also seinen Namen tragen, wenn nicht die der Logistikschule der Bundeswehr. Die Lucius-D.-Clay-Kaserne in Garlstedt ehrt den amerikanischen Vier-Sterne-General, der bis zu seinem Tod Berlin verbunden war und sich für Freiheit und Demokratie einsetzte.

Der Bundeswehrstandort in Garlstedt war früher Sitz der US Army. Auch mit dieser historischen Vorgeschichte liegt eine Benennung nach einem verdienten amerikanischen Soldaten nahe. Und Lucius D. Clay (1897-1978) ist eben das, ein verdienter Amerikaner – Soldat – Bürger – Mensch.

Clay tritt 1918 nach dem Abschluss der Militärakademie in das Armee-Ingenieur-Korps ein. In seinem Werdegang leitet er große Projekte wie von 1938 bis 1940 den Bau des Red-River-Staudamms in Tennessee. 1944 fungiert er als stellvertretender Stabschef von General Eisenhower und organisiert nach der alliierten Landung die schnelle Instandsetzung des Hafens Cherbourg. Danach wird er Stellvertreter des Chefs des Amts für Kriegsplanung und Mobilisation.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wird Clay Stellvertreter von General Eisenhower, Oberbefehlshaber der amerikanischen Besatzungstruppen in Deutschland. Später bekleidet Clay den Posten des Stellvertreters des Militärgouverneurs der amerikanischen Besatzungszone. Zwei Jahre später wird Clay zum Militärgouverneur und Befehlshaber der US-Landstreitkräfte in Europa befördert.

Während seiner Amtszeit findet die Vereinigung der britischen und amerikanischen Besatzungszone statt, zur sogenannten Bizone. Clay setzt zudem zunehmend Vertrauen in die Deutschen und überträgt ihnen mehr und mehr Verwaltungsaufgaben. Den Demontage-Forderungen der Sowjets setzt er sich von Anfang an entgegen.

Als die sowjetischen Truppen am 24. Juni 1948 die „Berlin-Blockade“ errichten, also alle Land- und Wasserwege nach und von Berlin blockieren, ruft Clay die Luftbrücke zwischen West-Berlin und den westlichen Besatzungszonen ins Leben. Zudem stellt er sich gegen eine Evakuierung der Alliierten und der Angehörigen entgegen. Er fürchtete schlimme Konsequenzen, würden die westlichen Alliierten abziehen. So sichert Clay die Freiheit West-Berlins.

1949 verlässt Clay das Militär und scheidet als Vier-Sterne-General aus. Die Verbundenheit zu Berlin bleibt aber weiterhin. Am 24. Oktober 1950 übergibt er die „Freiheitsglocke“ in West-Berlin und die „Declaration of Freedom“, welche von 16 Millionen Amerikanern unterzeichnet worden ist.  Es ist ein Zeichen der Verbundenheit des freien Westens mit Berlin und seinen Menschen.

Empfang in Berlin mit Applaus und Jubel

Kurz darauf wird Clay Chef des zivilen Verteidigungsausschusses im Staat New York. Bis 1962 ist er erst Vorstandsvorsitzender, dann Aufsichtsratsvorsitzender von „Continental Can“, einer Firma, die Konservendosen herstellt, und anderen führenden Unternehmen in Amerika. Seine Verbindung mit Berlin bleibt auch in dieser Zeit erhalten. 1961, als sich im August die Berlin-Krise nach dem Bau der Mauer verschärft, begleitet Clay Vizepräsident Lyndon B. Johnson nach Berlin. Wo er mit viel Applaus und Jubel von den Menschen empfangen wird. Clay wird zum persönlichen Vertreter von Präsident John F. Kennedy mit Botschafterrang in Berlin ernannt.

1965 erhält er das Großkreuz des Bundesverdienstkreuzes und wird zum Ehrenbürger West-Berlins ernannt.

Am 16. April 1978 stirbt Lucius D. Clay im Alter von 80 Jahren in Chatham (Massachusetts). Als Vater der Luftbrücke wird er immer in Erinnerung bleiben und sein Vermächtnis wird noch heute, lange über seinen Tod hinaus, gewürdigt.

Wie Kasernen ihre Namen erhalten
„Kasernen und Namen sind Teil des Traditionsverständnisses, dieses Verständnis kann nicht verordnet werden, es muss wachsen“, erläutert ein Sprecher des BMVg auf DBwV-Anfrage. Der Traditionserlass wurde am 28. März 2018 in Hannover gezeichnet. „Er setzt den Rahmen und die Richtlinien für das Traditionsverständnis innerhalb der Bundeswehr“, so der Sprecher weiter. Bei der Namenswahl geht es unter anderem auch darum, dass sich die Angehörigen der Bundeswehr mit ihm identifizieren können, weil er für ihren täglichen Dienst Bedeutung hat.

„Die Initiative für die Benennung einer Kaserne liegt grundsätzlich bei der vor Ort stationierten Truppe“, sagt der Sprecher und schildert das Vorgehen. „Der Kasernenkommandant stimmt den beabsichtigten Namensvorschlag mit den Kommandeuren und Dienststellenleitern der in der Kaserne untergebrachten Truppenteile und Dienststellen ab. Besteht bei der Truppe Einvernehmen zu einem Namensvorschlag, so ist die Zustimmung des Inspekteurs des zuständigen militärischen Organisationsbereiches auf dem Dienstweg einzuholen. Anschließend ist die Stadt oder Gemeinde, bei der sich die Kaserne befindet, zu beteiligen.“ Ist die Benennung nach einer verdienten Persönlichkeit beabsichtigt, wird auch die schriftliche Zustimmung der nächsten Angehörigen oder Nachkommen des zukünftigen Namensgebers benötigt.

Der endgültige Namensvorschlag muss dann dem Verteidigungsministerium zur Genehmigung vorgelegt werden. Ist diese erteilt, wird die Namensgebung der Liegenschaft durch die Dienststellen vor Ort unter feierlicher Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt. „Erst mit diesem feierlichen Akt ist die Namensgebung abgeschlossen. Die Benennung erlischt mit Aufgabe der Liegenschaft durch die Bundeswehr.“

Ist eine Umbenennung der Kaserne angestrebt, verhält es sich ebenso. Der Grundstein dafür sollte von den Soldatinnen und Soldaten vor Ort kommen. Der Vorschlag wird dann im Standort und mit dem kommunalen Umfeld diskutiert, bevor der Antrag auf eine Umbenennung eingereicht wird. Wichtig ist auch hierbei, dass der Name sinnstiftend für das Traditionsverständnis der Bundeswehr ist.

So funktioniert die Namensvergabe
„Kasernen und Namen sind Teil des Traditionsverständnisses, dieses Verständnis kann nicht verordnet werden, es muss wachsen“, erläutert ein Sprecher des BMVg auf DBwV-Anfrage. Der Traditionserlass wurde am 28. März 2018 in Hannover gezeichnet. „Er setzt den Rahmen und die Richtlinien für das Traditionsverständnis innerhalb der Bundeswehr“, so der Sprecher weiter. Bei der Namenswahl geht es unter anderem auch darum, dass sich die Angehörigen der Bundeswehr mit ihm identifizieren können, weil er für ihren täglichen Dienst Bedeutung hat.

„Die Initiative für die Benennung einer Kaserne liegt grundsätzlich bei der vor Ort stationierten Truppe“, sagt der Sprecher und schildert das Vorgehen. „Der Kasernenkommandant stimmt den beabsichtigten Namensvorschlag mit den Kommandeuren und Dienststellenleitern der in der Kaserne untergebrachten Truppenteile und Dienststellen ab. Besteht bei der Truppe Einvernehmen zu einem Namensvorschlag, so ist die Zustimmung des Inspekteurs des zuständigen militärischen Organisationsbereiches auf dem Dienstweg einzuholen. Anschließend ist die Stadt oder Gemeinde, bei der sich die Kaserne befindet, zu beteiligen.“ Ist die Benennung nach einer verdienten Persönlichkeit beabsichtigt, wird auch die schriftliche Zustimmung der nächsten Angehörigen oder Nachkommen des zukünftigen Namensgebers benötigt.

Die Entscheidung fällt im Ministerium

Der endgültige Namensvorschlag muss dann dem Verteidigungsministerium zur Genehmigung vorgelegt werden. Ist diese erteilt, wird die Namensgebung der Liegenschaft durch die Dienststellen vor Ort unter feierlicher Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt. „Erst mit diesem feierlichen Akt ist die Namensgebung abgeschlossen. Die Benennung erlischt mit Aufgabe der Liegenschaft durch die Bundeswehr.“

Ist eine Umbenennung der Kaserne angestrebt, verhält es sich ebenso. Der Grundstein dafür sollte von den Soldatinnen und Soldaten vor Ort kommen. Der Vorschlag wird dann im Standort und mit dem kommunalen Umfeld diskutiert, bevor der Antrag auf eine Umbenennung eingereicht wird. Wichtig ist auch hierbei, dass der Name sinnstiftend für das Traditionsverständnis der Bundeswehr ist.