Ein Transporthubschrauber NH90 landet auf dem Sportplatz von Lübtheen mit einem Löschwassertank. Es ist das erste Mal, dass der NH90 mit Wasser als Außenlast eingesetzt wird. Foto: DBwV/Bombeke

Ein Transporthubschrauber NH90 landet auf dem Sportplatz von Lübtheen mit einem Löschwassertank. Es ist das erste Mal, dass der NH90 mit Wasser als Außenlast eingesetzt wird. Foto: DBwV/Bombeke

05.07.2019
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Mit vereinten Kräften stark

Lübtheen. 1.200 Hektar Wald in Flammen. Eine Katastrophe für Flora und Fauna – und für die Bewohner der umliegenden Ortschaften. Sie müssen ihre Häuser verlassen, dürfen nur einmal am Tag ihre zurückgelassenen Tiere versorgen. Der Waldbrand in Lübtheen (Landkreis Ludwigslust-Parchim) ist einer der schlimmsten, der in der Region je wütete. Besonders verheerend: Es handelt sich um einen ehemaligen Truppenübungsplatz, der im Zweiten Weltkrieg bereits als Munitionslager für die Marine genutzt worden ist. Seit 2013 herrscht dort kein militärischer Betrieb mehr. Dennoch lauern überall Gefahren in Form von alter Munition. Immer wieder kommt es zu Explosionen. Schnell ist die Bundeswehr gefragt, um zu helfen. 250 Soldaten aus ganz Deutschland sind vor Ort.

    Ein beschaulicher kleiner Ort, nahezu idyllisch ist Lübtheen. Historische Backsteinhäuser zeugen von einer langen Geschichte. Deplatziert wirken hier die Kolonnen von Einsatzfahrzeugen. Polizei, THW und Bundeswehr rollen mehrfach täglich mit ihren Wagen über die Straßen. Die Wache der Freiwilligen Feuerwehr ist ihr Einsatzlager, ihre Kommandozentrale. Einen Tag nach Ausbruch des Feuers wurde die Bundeswehr hinzugerufen.  Schon im Morgengrauen gibt es die ersten Lagebesprechungen, alle Leitenden sind dabei. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) macht sich ein Bild über die Situation. Generalleutnant Peter Bohrer, stellvertretender Inspekteur SKB, reist an und erkundet die Lage zudem aus der Luft.

    Ehrenamtler und Soldaten arbeiten Hand in Hand

    Für die Öffentlichkeit gibt es keinen Zugang zum Lagezentrum. Medien müssen bis zur Pressekonferenz warten, die ist auch schon mal morgens um 6 Uhr. Mittendrin Landrat Steffen Sternberg (SPD), er hat die Zügel in der Hand. Er übernehme Verantwortung und leite, berichten die Soldaten unisono anerkennend und loben die Zusammenarbeit aller Kräfte. „Es ist beeindruckend, wie schnell die zivil-militärischen Verbindungen zusammengewachsen sind und wie schnell das zu effizienten Auswirkungen im Gelände führt. Das ist vorbildlich“, führt Generalmajor Carsten Breuer, Kommandeur Kommando Territoriale Aufgaben, aus.

    Das Gelände ist eine Herausforderung. Nach dem Zweiten Welkrieg sprengten die Russen die Bunker bei Lübtheen, in denen Wehrmachtsmunition gelagert wurde. „Ein Teil hat umgesetzt, ein Teil wurde verstreut“, weiß Brandoberamtsrat Schönberger von der Bundeswehr-Feuerwehr, die mit 38 Kräften aus ganz Deutschland und acht Tanklöschfahrzeugen vor Ort ist. In Zwölf-Stunden-Schichten fahren sie die 20 Kilometer Strecke rund um das Brandgebiet ab und löschen. Alles Hand in Hand mit der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort. „Die Zusammenarbeit funktioniert wunderbar“, lobt Schönberger. Die Ehrenamtler stellen die Wasserversorgung sicher, die Einsatzkräfte der Bundeswehr-Feuerwehr fahren mit ihren geländegängigen Feuerwehrfahrzeugen raus.

    Krater durch Munitionsexplosionen

    Nach wenigen Tagen ist der Brand zumindest unter Kontrolle. Glutnester verteilen sich aber noch auf 600 Hektar Wald.  Die Bergepanzer Dachs schlagen Schneisen rund um das Brandgebiet, um ein weiteres Ausbreiten zu vermeiden. Wo Bäume dicht an dicht standen, ist jetzt mehrere Meter nur noch Sand und mal ein bisschen Gehölz zu sehen. Ins Brandgebiet hineinfahren kann die Feuerwehr aber nicht, der Boden ist zu heiß und die verstreute Munition macht das Areal zu einem Minenfeld. „Man sieht auch Krater auf dem Gelände“, berichtet Schönberger. Vor allem in der Nacht seien die Explosionen zu hören, aber auch tags behindern die Explosionen die Löscharbeiten. Erneute Brände sind teils die Folge.

    Bis in die späten Abendstunden wird zudem der Löschangriff in der Luft geflogen. Die Heeresflieger sind mit vier NH90-Hubschraubern vor Ort, zuvor waren schon die CH-53 aus Holzdorf im Einsatz. Geflogen wird gemeinsam mit den Helikoptern der Polizei, Tausende Liter Wasser werden auf die Brandfläche abgeworfen. Ein Novum: „Der NH90 hat zum ersten Mal Wasser als Außenlast“, berichtet Oberstleutnant Eggert, einer der Piloten. Bis zu 1.000 Liter kann der NH90 transportieren. Nach wenigen Tagen kamen bereits 200.000 Liter Wasser aus der Luft auf die Brandfläche, so Eggert. Der Einsatz sei effektiv und habe zudem ein hohes Ausbildungspotenzial. „Wir können so die Fähigkeiten des UH-1D auf das neue System NH90 übertragen. Die erfahrenen Piloten geben Wissen an die jüngeren weiter“, so Eggert, der ebenfalls die reibungslose Zusammenarbeit mit den weiteren Einsatzkräften lobt.

    Informationen laufen in der mobilen Einsatzzentrale des ZMZ zusammen

    Mit dabei ist auch die Polizei, wie die Soldaten kommen auch sie aus verschiedenen Teilen Deutschlands zur Unterstützung. Mit ihren bedrohlich wirkenden großen Wasserwerfen fahren sie die Strecke und Schneisen ab, um gegen den Bodenbrand zu kämpfen. Qualm steigt von der verkohlten Erde empor. Die Erfolge werden jedoch immer wieder von Rückschlägen getrübt. Der Wind entfacht die Glutnester erneut oder erschwert die Löscharbeiten.

    Alle Informationen fließen bei den vier Soldaten des Zentrums Zivil-Militärische Zusammenarbeit (ZMZ) zusammen, die aus Nienburg/Weser mit einer mobilen Einsatzzentrale nach Lübtheen gekommen sind. „Wir stehen mit allen Kräften in Funkverbindung und koordinieren die Updates“, erklärt Oberstabsfeldwebel Arne Jilg. Die Generäle werden von ihm und seinem Team mehrfach am Tag auf den neuesten Stand gebracht. Für einen erfolgreichen Einsatz ist eine gute Kommunikation unerlässlich.

    Bürger malen Danke-Plakate

    Unentwegt sind Feuerwehr, THW, Polizei und Bundeswehr im Einsatz. Klagen über die kräftezehrenden, langen Schichten gibt es nicht. Jeder gibt sein Bestes für die Sache und weiß, dass alles von ihrem schnellen und effizienten Einsatz abhängt.

    Und die Bewohner sind dankbar. Aufmerksam verfolgen sie, was in der Luft und am Boden passiert. Den Einsatzkräften begegnen sie freundlich. Plakate, auf denen in großen Lettern „Danke“ steht zieren die Zäune und Wege. Einige Orte sind auch nach Tagen noch evakuiert. Geduldig warten die Familien, bis sie wieder in ihre Häuser dürfen. Ab und an halten sie einen Plausch mit den Frauen und Männern, die aus allen Ecken Deutschlands zur Hilfe geeilt sind. Die Katastrophe schweißt nicht nur die Bürger zusammen, sondern lässt auch die Einsatzkräfte zusammenrücken. Egal, welche Farbe die Uniform hat, die Frauen und Männern wissen, dass sie nur gemeinsam stark und erfolgreich sind.

    Die beteiligten Kräfte der Bundeswehr:

    •     Panzerpionierbataillon 803 Havelberg
    •     Hubschraubergeschwader 64
    •     Transporthubschrauberregiment 10 „Lüneburger Heide“
    •     Versorgungsbataillon 142 Hagenow
    •     Bundeswehr-Feuerwehr
    •     Landeskommando Mecklenburg-Vorpommern
    •     Panzerpionierbataillon 130 Minden
    •     Sanitätsunterstützungszentrum Neubrandenburg

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