Die Radsportler und Sportsoldaten Theo Reinhardt, Nils Schomber, Kersten Thiele und Domenic Weinstein (v.l.) im Finale der Mannschaftsverfolgung während der Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro Foto: Bundeswehr

Die Radsportler und Sportsoldaten Theo Reinhardt, Nils Schomber, Kersten Thiele und Domenic Weinstein (v.l.) im Finale der Mannschaftsverfolgung während der Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro Foto: Bundeswehr

28.03.2017
ch

Spitzensport: Soldaten auf Jagd nach Gold und Silber

Berlin. Die Nationalhymne ertönt und ein freudestrahlender Sportler nimmt die Medaille entgegen. Mit ihm freuen sich Tausende vor den Bildschirmen. Was kaum jemand weiß: Oft genug sind es die Spitzensportler der Bundeswehr, die in internationalen Wettkämpfen die deutschen Farben vertreten. Mehr als 740 Spitzensportler werden aktuell gefördert. Die Ausbeute kann sich sehen lassen: Seit 1964 holten Sportsoldaten 304 olympische Medaillen.

Oberstabsfeldwebel Sven-Oliver Krack leitet die Sportfördergruppe, in der Sportsoldaten gemeinsam mit anderen deutschen Spitzensportlern im Olympiastützpunkt Berlin-Hohenschönhausen trainieren. „Es macht mich stolz, die militärische Verantwortung für so viele Olympioniken, Welt- und Europameister zu haben!“, sagt Krack. Und unter „seinen“ Berliner Sportsoldaten sind so einige Medaillengewinner.

Diskuswerfer Stabsunteroffizier Robert Harting gehört ebenso dazu wie die Modernen Fünfkämpfer Feldwebel Annika Schleu und Hauptgefreiter Alexander Nobis, die Bogenschützinnen Oberfeldwebel Karina Winter und Stabsunteroffizier Elena Richter sowie die Beachvolleyballer Stabsunteroffiziere Kay Matysik und Jonathan Erdmann.

In der Sportfördergruppe der Bundeswehr Berlin sind aktuell 57 Spitzensportler beheimatet, die einer Vielzahl an Sportarten nachgehen, unter anderem auch Kunstturnen, Leichtathletik oder Wasserspringen. „Wir konzentrieren uns hier auf alle Sportarten gleichermaßen, egal ob wir nur einen oder mehrere Sportler in einer Disziplin haben, ob es sich um eine olympische, para- oder nichtolympische Sportart handelt“, erläutert Krack.

Für den Fördergruppenleiter sind die Sportsoldaten „ganz normale Soldaten mit einem anderen Auftrag“. Die Spitzensportler agieren als Vorbilder und Botschafter ihrer Sportart, aber auch Deutschlands und der Bundeswehr. Auch wenn der militärische Anteil in ihrer Ausbildung naturgemäß gering ist, gibt es doch typisch soldatische Elemente im Dienst. Krack: „An erster Stelle steht hier das allgemeine militärische Auftreten. Ein Großteil unserer Soldaten steht in Ausübung ihres Sports im öffentlichen Interesse und repräsentiert die Bundeswehr nach außen.“

Spitzensportler brauchen einen freien Kopf


Im Rahmen ihrer Ausbildung zum „Feldwebel Spitzensport Streitkräfte“ nehmen auch alle Sportsoldaten an den militärischen Laufbahnlehrgängen wie „Übungsleiter“, „Feldwebelanwärterlehrgang“, „TrainerBw“ und „Feldwebellehrgang“ teil. Nicht zuletzt legt jeder Sportsoldat jährlich seine soldatischen „Individuellen Grundfertigkeiten“ ab.

Ansonsten ist Hochleistungssport aber ein Fulltime-Job. „Wenn man im Spitzensport auf Weltniveau im Konzert der Großen mitspielen möchte, dann muss man dem Spitzensportler den Kopf für Training und Wettkampf freihalten“, so Krack. Deshalb sei die soziale Absicherung auch eines der wichtigsten Motive seiner Sportler, in der Bundeswehr zu dienen: „Sie haben hier die Möglichkeit, sich zu einhundert Prozent auf den Leistungssport zu konzentrieren.“

Hinzu komme die Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr: „Die duale Karriere ermöglicht es den Sportsoldaten, ein bereits begonnenes leistungssportangepasstes Studium bei Eintritt in die Bundeswehr fortzuführen oder eines zu beginnen. Darüber hinaus bietet der Berufsförderungsdienst zahlreiche Möglichkeiten, um sich auf die Zeit nach dem Spitzensport in der freien Wirtschaft vorzubereiten. So können beispielsweise SaZ 12 bis zu 60 Monate Aus- und Weiterbildung nach der aktiven Dienstzeit in Anspruch nehmen.“

Natürlich hat jeder Sportsoldat auch die Option, nach seiner Zeit als Leistungssportler bei der Bundeswehr zu bleiben und sich beispielsweise auf einen Dienstposten im allgemeinen Truppendienst zu bewerben. „Im Rahmen der Traineroffensive des Deutschen Olympischen Sportbunds besteht ebenso die Möglichkeit, bei der Bundeswehr eine von 50 Trainerstellen zu bekommen. Nach der Diplomtrainerausbildung in Köln kann man so in seinem Sport in der Bundeswehr weiterbeschäftigt werden. Und auch der Wechsel in das Funktionspersonal im Sport ist möglich, also das, was ich mache“, fasst Krack die möglichen Perspektiven zusammen.

Besonders viel Freude macht dem Leiter der Sportfördergruppe, der früher selbst als Biathlet aktiv war, natürlich der Kontakt zu den Sportsoldaten: „Dieser Stolz, mit dem sich ein Weltmeister mit gutem Ergebnis von seinem Laufbahnlehrgang zurückmeldet, zeigt mir immer wieder, mit welcher Freude er seinen Dienst in der Bundeswehr versieht.“

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