20.02.2020
dpa

Taliban-Vizechef sieht Chance auf politische Lösung in Afghanistan

Kabul. Taliban-Vizechef Siradschuddin Hakkani sieht eine Chance für eine politische Lösung des Konflikts in Afghanistan. «Wir stehen kurz vor der Unterzeichnung eines Abkommens mit den USA und sind fest entschlossen, jede einzelne Bestimmung umzusetzen», schrieb Hakkani in einem Kommentar für die «New York Times». Auch für innerafghanische Friedensgespräche sieht Hakkani Chancen auf Erfolg. «Wenn wir eine Einigung mit einem ausländischen Feind erzielen können, müssen wir in der Lage sein, innerafghanische Meinungsverschiedenheiten durch Gespräche zu lösen.»

Die USA und Vertreter der militant-islamistischen Taliban verhandeln seit Sommer 2018 über eine politische Lösung des mehr als 18 Jahre dauernden Konflikts. Zuletzt hatten sich Taliban-Vertreter zuversichtlich gezeigt, ein USA-Taliban-Abkommen bis Ende Februar zu unterzeichnen. Dieses soll einen Zeitplan für den Abzug von US-Truppen sowie Garantien der Taliban beinhalten, dass Afghanistan kein Rückzugsort für Terroristen wird. Es soll zudem innerafghanische Verhandlungen, die eigentlichen Friedensgespräche, einleiten, in denen es um eine Neuverteilung der politischen Macht im Land geht.

Hakkani schrieb weiter, dass mittlerweile jeder kriegsmüde sei und das Töten und Verstümmeln von Afghanen aufhören müsse. Hakkani ist der Chef des Hakkani-Flügels der Taliban, der für einige der grausamsten Anschläge in Afghanistan verantwortlich gemacht wird.

Wie ein künftiges Afghanistan aussehen solle, das hänge von einem Konsensus aller Afghanen ab. «Befreit von Fremdherrschaft» könnten die Afghanen einen Weg finden, «ein islamisches System aufzubauen, in dem alle Afghanen gleiche Rechte haben», heißt es weiter. Die Rechte der Frauen, die «vom Islam gewährt würden - vom Recht auf Bildung bis zum Recht zu arbeiten», sollten zudem geschützt sein. Während des Taliban-Regimes von 1996 bis 2001 regierten die Islamisten gemäß ihrer harschen Auslegung des islamischen Rechts mit großer Brutalität. Die Meinungsfreiheit war stark eingeschränkt und Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen.