Dass die Mitglieder des DBwV, hier junge Wehrpflichtige, die sich über den Verband informieren, in der Bundesgeschäftsstelle gut betreut wurden, lag auch in den Händen einer Frau: Gertraud Wistorf arbeitete von November 1956 bis 2002 für den DBwV. Foto: DBwV

Dass die Mitglieder des DBwV, hier junge Wehrpflichtige, die sich über den Verband informieren, in der Bundesgeschäftsstelle gut betreut wurden, lag auch in den Händen einer Frau: Gertraud Wistorf arbeitete von November 1956 bis 2002 für den DBwV. Foto: DBwV

18.07.2021
Christine Hepner

65 Jahre DBwV: „Zu Beginn war alles Handarbeit“

Der DBwV hat viele „Männer der ersten Stunde“. Gertraud Wistorf ist unsere „Frau der ersten Stunde“: Sie war ab November 1956 Aushilfe und ab April 1957 Mitarbeiterin in der Bundesgeschäftsstelle des DBwV in Bonn und ist dem Verband bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 2002 treu geblieben. Für uns berichtet sie aus den ersten Jahren ihrer Tätigkeit.

Die bescheidenen Anfänge in der Geschäftsstelle des DBwV beschreibt Gertraud Wistorf folgendermaßen: „Zu Beginn war alles Handarbeit. Auf den kleinen Mitgliedskarten wurden die Mitgliedsnummern per Hand gestempelt. Es gab nur eine ganz alte Schreibmaschine, eine Abzugsmaschine und kaum Büromaterial. Wenn plötzlich kein Papier, kein Kuli oder Bleistift mehr da war, dann ging man um die Ecke und kaufte nicht etwa ein ganzes Paket, sondern nur eine kleine Menge.“

Der Deutsche BundeswehrVerband hatte am 2. November 1956 die erste eigene Bundesgeschäftsstelle bezogen. In der 100 Quadratmeter großen Etagenwohnung in der Bonner Wilhelmstraße 23a waren ein kleiner Raum für den Geschäftsführer, ein mittlerer für den geschäftsführenden Vorstand und zwei größere für die Angestellten und für Registratur- und Tagungszwecke vorhanden. Bereits 1958 waren die räumlichen Verhältnisse für die inzwischen 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Erfassung und Verwaltung der 37 000 Mitglieder so beengt, dass ein Bundesvorstandsmitglied die Situation auf der zweiten Hauptversammlung so schildert: „Wenn die eine Schreibkraft ihre Schublade aufmachen will, muss die andere nach hinten zurücktreten, sonst kriegt sie die Schublade nicht auf.“ Gertraud Wistorf sagt heute: „Ja, die Anfänge waren klein und ärmlich. Aber für uns war das damals ok. Auch dann, wenn es mal so heiß war, dass wir die Füße im kalten Wasser stehen hatten. Denn die Soldaten brachten sehr viel eigene Initiative, aber auch eigene Mittel mit und haben uns Mitarbeiter zu vollem Einsatz animiert. Die waren so begeistert und so heiß, das umzusetzen, was sie sich vorgenommen hatten, dass sie uns damit angesteckt haben.“ Wie es zu ihrem Engagement und dem der anderen im Verband kam? Wistorf war zehn Jahre alt, als der Krieg zu Ende war, der Vater war gefallen, die Familie ausgebombt. „Wir hatten nichts, aber wir wollten etwas bewegen! Das hat uns angetrieben.“

Die Soldaten, die zur Mitgliederwerbung unterwegs waren, machten das in ihrer Freizeit, auch Reisekosten gab es nicht. Wistorf: „Wenn Besprechungen waren, dann kamen sie mit ihren Thermoskannen und Butterbroten an. Es gab zwar Kaffee, aber der wurde nur ganz besonderen Gästen angeboten. Auch das Sandgebäck bekam nur, wer zu Besuch kam und wichtig war. All dies drückt aus, wie sehr man damals haushalten musste.“

Auch die Gehälter seien bar auf die Hand ausbezahlt worden, aber erst nachmittags nach 12 Uhr. Der Grund: Bis 12 Uhr seien noch Zinsen berechnet worden und auf diese wollte der Verband nicht verzichten. Heute habe niemand mehr eine Beziehung zu solch kleinkrämerischem Handeln. Gertraud Wistorf sagt aber auch: „Die Soldaten waren schon Machos, wir Frauen waren eher Gehilfen. Das bedeutete aber nicht unbedingt, dass man uns schlecht behandelte, sondern das war einfach so.“ Doch die Menschen, die für den Verband arbeiteten, hielten zusammen: „Und uns allen war wichtig, dass wir etwas erreichen.“

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