Problemfall CH53: Bei seinem Besuch in Laupheim sprach sich der Bundesvorsitzende dafür aus, den Hubschrauber aus dem Afghanistan-Einsatz abzuziehen Foto: Bundeswehr

Problemfall CH53: Bei seinem Besuch in Laupheim sprach sich der Bundesvorsitzende dafür aus, den Hubschrauber aus dem Afghanistan-Einsatz abzuziehen Foto: Bundeswehr

29.09.2017
ok/lott

Wüstner bei Standorttagen: Bezug zur Basis zeichnet uns aus!

Ulm. Was bewegt die Truppe? Das war die übergeordnete Frage, mit der der Bundesvorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbandes, Oberstleutnant André Wüstner, am Montag nach der Bundestagswahl zum Standorttag nach Ulm reiste. Ulm ist nicht nur Standort für das Bundeswehrkrankenhaus, sondern auch für das Multinationale Kommando Operative Führung. Dies ist befähigt, multinationale Missionen von UN, NATO oder EU mit bis zu 60.000 Soldaten zu führen. Anders als das Einsatzführungskommando, das die nationalen Missionen leitet, ist der Schwerpunkt also international, entsprechend multinational ist das Kommando besetzt.

In Ulm sprach Wüstner zunächst mit dem Kommandeur des „Ulmer Kommandos“, Generalleutnant Richard Roßmanith, hielt dann vor rund 120 interessierten Soldaten und Zivilbeschäftigten einen Vortrag im Europa-Saal der Wilhelmsburg-Kaserne zur aktuellen Verbandspolitik. Neben einem Rückblick sowie Einblick in die aktuelle verbandspolitische Arbeit ging der Verbandschef auch auf die Trendwenden Haushalt, Material und Personal ein. Beispielsweise sei es alleine mit der Schaffung von neuen Kästchen bzw. Planstellen allein nicht getan, denn Menschen müssten erst ausgebildet werden, was mitunter Jahre dauere.

Zeitraubende Prozesse geraten zur Belastung


Alleine das Schaffen von Stellen reicht nicht, denn eine nicht besetzte Stelle schafft mitunter nichts, suggeriert nach Außen jedoch ein aktives Handlungsfeld. Aus der Personalnot speisen sich Überlegungen, die Allgemeine Altersgrenze anzuheben, was nicht nur der Bundesvorsitzende, sondern auch Stimmen aus dem Publikum kritisch sahen.

Es folgten Gesprächsrunden mit Dienststellenleitern und Kommandeuren der Standorte Ulm und Dornstadt, den dortigen Personalräten, den Chefs und Spießen sowie den Vertrauenspersonen und Sprechern VPV. Vom General bis zum Mannschafter zeigte sich ein inzwischen bekanntes Bild: Aufgesplitterte Zuständigkeiten, überbordende Bürokratie einhergehend mit ungebremster Regelungswut führen zu zeitraubenden Prozessen, die allgemein als Belastung wahrgenommen werden.

Viel Lob bekam der Bundesvorsitzende für die Haltung des DBwV mit Blick auf die politisch-mediale pauschale Verurteilung der Bundeswehr, aber auch für das Engagement der Mandatsträger auf allen Ebenen.

„Ein Bundesvorsitzender und ein Bezirksvorsitzender, die sich einen ganzen Tag Zeit für einen Standort nehmen, zuhören, erklären und Position beziehen - das zeichnet unseren DBwV aus“, sagte ein Stabsfeldwebel zu Wüstner.

In seinem abendlichen Vortrag, den Oberstabsfeldwebel a.D. Harald Lott, Bezirksvorsitzender Donau-Neckar-Bodensee des LV Süddeutschland, für den DBwV mit der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (Sektion Ulm) organisiert hatte, konstatierte Wüstner der Bundeswehr eine auf Kante genähte Auftragserfüllungsmöglichkeit. Dies gehe zu Lasten von Gesundheit, Motivation und Berufszufriedenheit.

Es bedürfe dringend „ruhigerer Gewässer“ um zu regenerieren oder sich mit Blick auf die Innere Führung zu orientieren. Nebenbei räumte der Bundesvorsitzende mit dem verbreiteten Missverständnis auf, Innere Führung habe lediglich etwas mit einer Art der Menschenführung zu tun. Nein, es gehe im Kern um einsatzbereite Streitkräfte in unserer Demokratie. Dazu gehöre auch eine breite Diskussion über die Rolle sowie um das Ansehen der Bundeswehr in Staat und Gesellschaft. Gerade bei letzterem habe insbesondere Politik enormen Nachholbedarf.

Am Folgetag stand der Standorttag Laupheim auf dem Programm. Laupheim ist die Heimat des Hubschraubergeschwaders 64 mit den großen CH-53- und brandneuen H145M. Auch hier sprach Wüstner zunächst mit dem Kommandeur, Oberst Demps, ließ sich danach von Piloten, Technikern und einem Experten von Airbus den neuen Hubschrauber zeigen und sprach dann intensiv mit Disziplinarvorgesetzten und dem Vorstand StoKa, TruKa, ERH zu aktuellen Herausforderungen am Standort wie auch für den Verband. Dabei wurden trotz aller Motivation die Sorgen der Menschen vor Ort mehr als deutlich angesprochen.

Fehlende Flugstunden, dadurch nicht mögliche Regeneration im Bereich der Piloten, Bordtechniker oder „Doorgunnern“ und der ungeheuren Einsatzbelastung. Nach all den Gesprächen wurden für den Bundesvorsitzenden einige Dinge klar. Erstens: Wir müssen die CH53 aus dem Afghanistan-Einsatz nehmen. Zweitens: Die Industrie muss die Wartungsarbeiten zeitgerecht erfüllen. Drittens: Die Nachfolgeentscheidung für die CH53 muss umgehend getroffen werden.

Den Abschluss dieses Standorttages bildete eine Mitgliederversammlung, samt Vortrag des Bundesvorsitzenden, wie auch ein kameradschaftliches Grillen am Abend. Auch mit Blick auf Laupheim ein gelungener Tag, samt guter Gespräche und motivierten Mitgliedern. Im Zuge beider Tage wurde jedem klar, was den DBwV im Vergleich zu vielen anderen auszeichnet: der klare Bezug zur Basis!

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