Angeregte Diskussion: Landesvorsitzender Nord, Oberstleutnant Andreas Brandes, Flottillenadmiral Axel Deertz und Generalleutnant Jacobson im Gespräch mit dem DBwV-Bundesvorsitzenden André Wüstner (v.l.) Foto: DBwV/Krause

Angeregte Diskussion: Landesvorsitzender Nord, Oberstleutnant Andreas Brandes, Flottillenadmiral Axel Deertz und Generalleutnant Jacobson im Gespräch mit dem DBwV-Bundesvorsitzenden André Wüstner (v.l.) Foto: DBwV/Krause

29.09.2017

Kommandeure tagen in Neumünster

Neumünster. „Begrüßung der Tagungsteilnehmer, Eröffnung der Tagung und Einweisung in den Tagungsablauf“ hieß der erste Tagesordnungspunkt. Was nach Formsache klingt, war eine ebenso muntere wie leidenschaftliche Ansprache durch den Landesvorsitzender Nord, Oberstleutnant Andreas Brandes. Sein Landesverband sei stolz, nicht nur im Allgemeinen ein gutes Vertrauensverhältnis zur Mitgliedschaft über alle Dienstgradgruppen hinweg zu pflegen, sondern ebenso in der Mitgliedergewinnung- und Bindung hervorragende Zahlen zu liefern. Dies sei auf eine Reihe von herausragenden Verbandserfolgen, einem klasse Service sowie der engagierten Mitgliederbetreuung im Landesverband zurückzuführen.

Diesjähriger Höhepunkt sei die die Hauptversammlung vorbereitende Landesversammlung in Damp gewesen, so Brandes. Diesbezüglich sei man auf einem guten Weg. Aktuell engagiert sich der Landesverband auch in punkto Wahlen zum jeweiligen Vertrauenspersonenausschuss in den Kommandos. Soldatenbeteiligung sei ein nicht unwesentlicher Teil der Inneren Führung, und daher rief er die Kommandeure und Dienststellenleiter auf, geeignete Kandidaten zu ermutigen und zu unterstützen.

Anschließend sprach der Bundesvorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbands, Oberstleutnant André Wüstner, gewohnt souverän zur aktuellen Verbandspolitik. Die Trendwenden Personal, Haushalt und Ausrüstungen seien - verglichen mit den Erwartungen vieler - überraschende Erfolge gewesen, wenn man sich an die Gespräche zu Beginn der Legislaturperiode erinnere. Ihm sei bewusst, dass die Umsetzung auf sich warten lasse. Es seien sozusagen die Weichen gestellt worden, die neue Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass auch tatsächlich ein Zug komme.

Elementar: die Trendwende Vertrauen


In der außen- und sicherheitspolitischen Community Berlins würden – im Hintergrund – neue Einsätze wie in Nordafrika stringent abgeleitet werden. Der Anspruch an die Bundeswehr könnte diesbezüglich steigen, so Wüstner. Dabei gelinge es nur bedingt, die Politik von der Nichtmachbarkeit von noch weiteren Einsätzen zu überzeugen. Denn trotz vieler 25-Millionen-Euro-Vorlagen habe sich die Materiallage noch nicht grundlegend verändert. Eine große Baustelle für die nächste Koalition sei deshalb – um zu beschleunigen – das Haushalts- und Vergaberecht, stellte Wüstner fest. Hier arbeite der Verband mit Parteien und Ministerien zusammen, die Vorschläge lägen bereits in der Schublade. Fraglich bleibt jedoch noch, ob eine neue Bundesregierung diese dann tatsächlich herausnehme.

In der sich anschließenden Podiumsdiskussion mit Generalleutnant Jacobson, Kommando Heer, Kommandeur Einsatz und stv. Inspekteur des Heeres sowie Flottillenadmiral Axel Deertz, Marinekommando, Abteilungsleiter Einsatz und dem Landes- sowie Bundesvorsitzenden des DBwV wurde aus dem Publikum neben der teilweisen Überlastung durch eine Vielzahl von Einsätzen und Übungen auch die „Verbeamtung“ samt Verantwortungsdiffusion der Bundeswehr kritisiert. Gewollter Verantwortungsübernahme würden immer wieder Steine in den Weg gelegt. Gleiches unterstrich ein anwesender Leiter eines Dienstleistungszentrums.

Für Soldaten wäre das Umsetzen der „Auftragstaktik“ aufgrund zu vieler Verantwortungsdompteure kaum noch möglich, wurde geäußert. Auch bezüglich der noch immer vorhandenen Mangelverwaltung an Material und Personal nahmen Kommandeure kein Blatt vor den Mund. Und neben den vielen Trendwenden bleibt eine elementar: die Trendwende Vertrauen. Jeder Führungsebene müsse wieder Verantwortung gegeben, statt über Beipässe zum Dienstweg entzogen werden.

„Die Bundeswehr will besser werden, nur muss man es dieser und damit uns auch zutrauen“, sagte ein Kapitän zur See. Noch immer war das Knistern in Sachen „politisch-mediale pauschale Verurteilung“ der Bundeswehr zu spüren. Wüstner rief zur Zuversicht auf: Nach manchem Regentag würde auch stets wieder die Sonne scheinen. Er sei sich sicher, dass man sich im BMVg manch Fehler bewusst geworden ist, auch wenn manch einer in der Truppe noch nicht wirklich daran glauben will.

Die Podiumsdiskussion sowie die Anmerkungen aus dem Publikum waren die Grundlage für weitere Gespräche am Abend. Dabei zeigten sich alle dankbar, neben guten Informationen erneut in einem geschützten Raum dienstgrad- und statusunabhängig diskutieren zu können. „Wo geht das sonst, wenn nicht hier“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende, Kapitänleutnant a.D. Peter Braunshausen. Am Folgetag wurde die Tagung mit weiteren Informationsteilen fortgesetzt.

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