Die Stimmung zwischen Führung und Truppe ist zurzeit recht frostig. Dabei ist Vertrauen die Grundlage für ein gedeihliches Miteinander, meint der Landesvorsitzende West, Oberstleutnant a.D. Thomas Sohst. (Foto: Bundeswehr/Marco Dorow)

Die Stimmung zwischen Führung und Truppe ist zurzeit recht frostig. Dabei ist Vertrauen die Grundlage für ein gedeihliches Miteinander, meint der Landesvorsitzende West, Oberstleutnant a.D. Thomas Sohst. (Foto: Bundeswehr/Marco Dorow)

30.06.2017
ts

Angemerkt I Juli: Warum ist es so schwer mit dem Vertrauen?

Erstmalig gibt es im Juli 2017 zwei Texte der Kolumne des LV West.
Dieser Text wurde am 17. Mai erstellt und kann daher die aktuellen Entwicklungen, die sich durch den Vortrag des Bundesvorsitzenden beim Empfang des Wehrbeauftragten ergeben haben, nicht berücksichtigen.

Verehrte Mitglieder des DBwV im LV West,

ich vermute, dass wir uns auch in den kommenden Wochen immer wieder mit dem Themenkomplex auseinanderzusetzen haben, der durch die Ereignisse in Pfullendorf und Sondershausen sowie durch den Oberleutnant A. ausgelöst wurde – und wer weiß, wo noch weitere Fälle schlummern.
Manch einer mag sich fragen: Warum muss das so sein? Warum gelingt es nicht, das Vertrauen zueinander wieder aufzubauen? Warum werden Geschichte und Tradition miteinander vermischt? Warum die Hektik bei den Themen, denen in den vergangenen Jahren vermutlich zu wenig Bedeutung beigemessen wurde? Sieht so das Primat der Politik aus? Was ist mit Loyalität und Zivilcourage? Wer agiert vorbildlich? Warum scheint die Angst und Sorge vor Fehlern das Handeln zu bestimmen? Warum gelingt es nicht, zur Ruhe zu kommen? Denn: Nur in der Ruhe wird sich die Kraft ausbilden, die notwendig ist, um Orientierung wieder aufzubauen.

Transparenz muss sein und die Öffentlichkeit hat Anspruch auf Berichterstattung. Aber warum wird das Feuer immer wieder angefacht? Und durch wen? Ist es die Presse, die Lust verspürt? Sind es hilfreiche Geister innerhalb des Ministeriums, die versuchen, Schaden von der Leitung fern zu halten und dabei übersehen, dass der Schaden in der Bundeswehr ins Unermessliche steigt? Oder ist die Situation unbeherrschbar, weil sich der Flächenbrand aus Misstrauen, Denunziation und Kommunikation über die Medien wie ein Brand im Moor unterirdisch ausbreitet? Wo sind die klugen Geister, die dem Spuk ein Ende bereiten? Wer ist bereit, ein konstruktives Signal zu setzen? Wer ist bereit, sich für realistische Zeitpläne einzusetzen, damit die Themen, denen wir uns zuwenden müssen, in der notwendige Tiefe und Breite betrachtet und fortentwickelt werden können?

Es geht um die Menschen der Bundeswehr! Anscheinend kann keiner – weder nach innen, noch nach außen in die Gesellschaft – erklären, was da momentan abgeht und was da schief gelaufen ist. Vor allem: Was muss geschehen, damit die Bundeswehr sich wieder ihren eigentlichen Aufgaben zuwenden kann? Aktionismus hinsichtlich neuer WDO, neuem Traditionserlass und vielem mehr hilft nicht, solange das Fundament nicht wieder ausgerichtet ist – Vertrauen als Grundlage für ein gedeihliches Miteinander. Wer meint, mit Aktionismus das fehlende Vertrauen zukleistern zu können, der irrt. Wer so vorgeht, wird es noch schlimmer machen. Ohne Vertrauen wird jedes Papier, an dem momentan gearbeitet wird, wertlos sein. Und das gilt leider auch für die Papiere, die perspektivisch als unmittelbare Auswirkung des Weißbuchs erforderlich sind.

Thomas Sohst
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