Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Anerkennung und Wertschätzung für den Soldatenberuf kamen bislang immer nur schlaglichtartig auf, etwa während der Coronapandemie oder nach dem Ende des Afghanistan-Einsatzes.

Es braucht in Deutschland deshalb endlich Rahmenbedingungen, durch die eine fest in der Gesellschaft verankerte Veteranenkultur entstehen kann.

Auf die hier genannten Forderungen haben sich die wichtigsten Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Veteranenbewegung geeinigt. Gemeinsam wollen wir erreichen, dass Politik und Bundeswehr endlich handeln.



Was steckt hinter den Forderungen des Veteranenflyers?

Die Forderungen des Veteranenflyers an eine angemessene Veteranenpolitik stellen den längst überfälligen Schulterschluss der deutschen Veteranenbewegung dar und sind ein starkes Signal ihrer neuen Geschlossenheit.

Damit die abgestimmten Forderungen von jedem Verein und jeder Organisation mitgetragen werden können, sind sie bewusst allgemein gehalten. Zur konkreten Umsetzung gibt es noch unterschiedliche Vorstellungen und Positionen, die in den kommenden Monaten weiter besprochen und verhandelt werden.

An dieser Stelle soll kurz skizziert werden, welche Inhalte der Deutsche BundeswehrVerband mit den einzelnen Forderungen verbindet:

Prominente Schirmherrschaft
Eine prominente Schirmherrschaft für Veteraninnen und Veteranen aus der Politik würde dem Thema eine angemessene Wertigkeit geben. Zu denken wäre in erster Linie an den Bundespräsidenten, möglich sind aber auch Vertreterinnen und Vertreter aus dem Deutschen Bundestag, wie die Bundestagspräsidentin oder andere engagierte Abgeordnete.

Veteranendatenbank
Veteraninnen und Veteranen sollten nach Einwilligung für den Dienstherrn auch nach Ende ihrer Dienstzeit erreichbar bleiben, um regelmäßige Informationen übermitteln zu können. Insbesondere sollte die Verbindung zu Rückkehrenden aus Auslandseinsätzen und Missionen auch nach ihrer Entlassung gehalten werden können, um über Angebote der Betreuung und Fürsorge zu informieren. Derzeit ist es noch nicht einmal möglich, klar zu benennen, wie viele Soldatinnen, Soldaten und zivile Bundeswehrangehörige an Einsätzen und Missionen teilgenommen haben. Es muss endlich ausgelotet werden, wie dies z.B. datenschutzrechtlich sauber geleistet und dann schnell umgesetzt werden kann.

Bestpreis Veteranenarbeit
Es müssen mehr Preise ausgelobt werden in Zusammenhang mit Projekten o.ä., die Anerkennung und Wertschätzung des Soldatenberufes fördern. Entsprechende Budgets sollten dafür politisch eingeplant werden. Der Veteranenflyer könnte dabei als Grundlage für Initiativen, Diskussionen und Anregungen für zivile Einrichtungen dienen.

Veteranentag
An einem jährlich wiederkehrenden Veteranentag könnte die Schirmherrin oder der Schirmherr prominent in Erscheinung treten. Durch öffentliche Veranstaltungen sollten Veteranen und Gesellschaft an diesem Tag näher zusammengebracht werden. Denkbar wäre, dafür im Umfeld der Invictus Games 2023 einen wiederkehrenden Termin festzulegen. Aber auch andere Tage sind möglich und werden derzeit mit dem Bundesministerium der Verteidigung und anderen Verbänden diskutiert. Entscheidend ist am Ende nicht das genaue Datum, sondern dass ein solcher Tag überhaupt eingerichtet wird. Es muss sich aus Sicht der Deutschen BundeswehrVerbandes dabei auch nicht notwendigerweise um einen offiziellen Feiertag handeln.

In Abstimmung mit zahlreichen Veteraninnen und Veteranen unterstützt der Deutsche BundeswehrVerband die jährliche Terminierung des Veteranentags auf den 9. Oder auf den 16. September – also den Tag der Eröffnung oder des Abschlusses der Invictus Games 2023 in Düsseldorf.

Foto: Bundeswehr/Torsten Kraatz

Veteranenbeauftragte/r im Bundesministerium der Verteidigung
Der Stellvertreter des Generalinspekteurs ist im Bundesministerium der Verteidigung aktuell für die Veteraninnen und Veteranen der Bundeswehr zuständig. Für die Vielzahl an Aufgaben und Herausforderungen in dem Feld der Veteranenarbeit fehlen jedoch Kapazitäten und ein leistungsfähiger Arbeitsmuskel im Hintergrund. Hier bedarf es aus Sicht des Deutschen BundeswehrVerbandes konkreter personeller und struktureller Verbesserungen.

Verwundetenabzeichen
Ein Verwundetenabzeichen wäre eine starke Form der Anerkennung. Während der Verhandlungen des Deutschen BundeswehrVerbandes mit jüngeren Veteranenverbänden und Organisationen ist das überdeutlich geworden. Zur konkreten Ausgestaltung gibt es derzeit noch unterschiedliche Ansichten, wobei bereits weitgehendes Einvernehmen darüber besteht, dass es sowohl für physische als – in anderer Form – auch für psychische Verwundungen verliehen werden sollte. Dass die Einführung eines Verwundetenabzeichens zur massiven Vortäuschung von seelischen Schäden führen würde, halten wir für Unfug.

Bürokratieabbau
Hinter dieser Forderung steht die Erkenntnis, dass kurze und transparente Verfahrenswege eine Form des Respekts und der Wertschätzung gegenüber den Betroffenen bedeuten. Gerade geschädigte Veteraninnen und Veteranen dürfen durch die administrativen Mühlen der Bürokratie nicht noch zusätzlich belastet werden.

Öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen
Auch abseits des Veteranentags müssen Veteraninnen und Veteranen Teil des öffentlichen Lebens sein. Einen guten Ansatz lieferte kürzlich die Stadt Schwerin, die im November 2022 eine Woche unter dem Motto #SchwerinInGrün veranstaltet hat, auf der sich die Bundeswehr in der Stadtmitte präsentieren konnte. Auch einige aus der Mitte der Veteranenbewegung erwachsene Initiativen, wie der Marsch zum Gedenken, die K3-Märsche, die #AktionGelbeBänder im Bundestag oder die Aktion #DerLeereStuhl haben das Potenzial, zu einem festen Bestandteil deutscher Veteranenkultur zu werden. Auch auf öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen kann das Thema transportiert werden, wenn die richtigen Formate dafür gewählt werden, wie das Beispiel der Podiumsdiskussion wie auf der ILA 2022 zeigt.

Stipendien/Forschungsaufträge
Universitäten und andere Forschungseinrichtungen haben eine oft zu große Distanz zur Bundeswehr. Diese Situation gilt es mit Unterstützung der Politik und weiterer Akteure aufzubrechen, so dass vermehrt Stipendien und Forschungsaufträge zu Veteraninnen und Veteranen betreffende Themen vergeben werden.

Gedenk-/Erinnerungskultur
Die Gedenk- und Erinnerungskultur sind hierzulande deutlich ausbaufähig, auch und gerade mit Blick auf die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Sie sollen viel mehr Raum in der öffentlichen Wahrnehmung finden. Es gilt neue, zusätzliche Wege zu finden, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.

Begegnungs-/Informationsstätten
Es sollte Begegnungs- und Informationsstätten geben, die Anlaufstelle für Veteraninnen und Veteranen sein kann und in denen zusätzlich niedrigschwellig ein ungezwungener Austausch mit interessierten zivilen Besucherinnen und Besuchern möglich wird. Die Eröffnung eines zentralen Veteranenbüros als Pilotprojekt in Berlin wäre ein erster Schritt und würde weiterführende konzeptionelle Arbeit mit direktem Bezug zu Betroffenen ermöglichen.

Förderung öffentlicher Debatte
Das Auftauchen im öffentlichen Diskurs bzw. in der Öffentlichkeit führt schnell zu einer besseren Wahrnehmung von Soldatinnen und Soldaten, wie sich u.a. während des Covid-Einsatzes und des Hochwassereinsatzes im Ahrtal oder durch das kostenfreie Bahnfahren in Uniform gezeigt hat. Die öffentliche Debatte muss durch konkrete, politisch und medial geförderte Diskussionsformate belebt werden. Wenn Veteraninnen und Veteranen häufiger in Talkshows o.ä. zu sehen wären, könnten Vorurteile und Ängste schnell abgebaut werden.

Definitorische Ergänzung
Die 2018 gefundene Veteranendefinition ist gut. Um aber z.B. Afghanistan- oder Litauen-Veteranen auch emotional abzuholen, sollten diese auch so benannt werden. Das ist nur ein kleiner Schritt, denn es ändert nichts an der offiziellen Definition und soll nicht mit Privilegien oder einer Besserstellung verbunden sein. Einsatzveteranen fühlen sich aber nur so richtig und auf Augenhöhe wahrgenommen.

Botschafter Veteranen
In der Gesellschaft sollten prominente Botschafter gefunden werden, die sich glaubhaft für Veteraninnen und Veteranen einsetzt. Denkbar wären beispielsweise Schauspieler, Künstler und Musiker, die sich authentisch zur Bundeswehr und ihrem Auftrag bekennen.


Sie haben Fragen und Anregungen oder möchten sich für Veteraninnen und Veteranen engagieren?
Schreiben Sie uns: veteranen@dbwv.de

Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke


Flyer - Für Veteranen