Veteranenkultur ist ein Baustein für eine bessere Anerkennung des Soldatenberufs
Vom 9. bis zum 16. September 2023 werden sich bei den Invictus Games rund 500 an Seele und Körper verwundete, verletzte und erkrankte Soldatinnen und Soldaten aus 22 Nationen in zehn Sportarten in Düsseldorf messen. Die Veranstalter hoffen auf 10.000 Zuschauer pro Tag und bei der Eröffnungs- und der Abschlussfeier jeweils auf 20.000 Gäste. Aus Sicht des Deutschen BundeswehrVerbands sind die Invictus Games 2023 in Düsseldorf als internationales Sportevent ein Pflichttermin für alle Soldatinnen und Soldaten. Der Stellvertreter des Bundesvorsitzenden, Stabsfeldwebel Thomas Schwappacher, erklärt die Gründe.
Die Bundeswehr: Der Deutsche BundeswehrVerband rührt bereits seit dem vergangenen Jahr kräftig die Werbetrommel für die Invictus Games. Warum ist die Veranstaltung aus Ihrer Sicht so wichtig?
Thomas Schwappacher: Erklärtes Ziel der Veranstalter – also der Bundeswehr und der Stadt Düsseldorf – ist es, verwundeten, verletzten und erkrankten Soldatinnen und Soldaten eine größere Wahrnehmung und Anerkennung in der Gesellschaft zuteilwerden zu lassen und ihren Weg in der Rehabilitation zu unterstützen. Die Invictus Games finden erstmals in Deutschland statt und werden vermutlich in den nächsten 20 Jahren auch nicht wieder hier durchgeführt werden. Es ist ein Event, das in bisher nie dagewesener Weise die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Leistungen der Bundeswehr und den jeweiligen Beitrag der einzelnen Soldatinnen und Soldaten lenkt. Das ist eine einzigartige Chance.
Dass der Deutsche BundeswehrVerband sich engagiert, ist eine Selbstverständlichkeit. Jeder Soldat, egal, ob aktiv oder inaktiv, egal ob zur „Generation Einsatz“ oder zur „Generation Kalter Krieg“ gehörend, hat aus seinem soldatischen Selbstverständnis heraus eine kameradschaftliche Bindung zu den Teilnehmern und zur Veranstaltung insgesamt. Ich habe den Eindruck, dass diese Erkenntnis in der Truppe zunimmt.

Heißt das im Umkehrschluss, dass die Invictus Games auf viel Skepsis gestoßen sind?
Ja, aber der Grund dafür waren aus meiner Sicht in erster Linie lediglich fehlende Information. Bis vor wenigen Monaten wussten viele in der Bundeswehr noch gar nichts mit den Invictus Games anzufangen. Als DBwV haben wir versucht, immer wieder zu vermitteln, was da in Düsseldorf für ein einmaliges Ereignis stattfinden wird und warum es sich lohnt, auch als Zuschauer dabei zu sein. Der Bundesvorstand hat früh entschieden, mit aller Kraft seinen Beitrag für den Erfolg der Spiele zu leisten und hat alle Kameradschaften und Mitglieder informiert und angeregt, kräftig die Werbetrommel für die Invictus Games zu rühren. Wir möchten ein klares Signal der soldatischen Verbundenheit, Kameradschaft und Solidarität senden. Und zwar nicht nur nach Düsseldorf, sondern in die gesamte Bundeswehr.
Wichtig war auch, dass wir immer wieder über die Vorbereitungen zu den Spielen berichtet haben, sowohl im Magazin als auch auf unserer Website und in den Sozialen Medien. Und seit einigen Monaten läuft auf unserer Homepage eine Countdown-Uhr bis zu den Spielen, was für große Aufmerksamkeit gesorgt hat. Gleichzeitig laufen die Planungen für unsere verbandlichen Aktivitäten während der Spiele auf Hochtouren. Bei den Invictus Games geht es um Themen, die in der DNA des Verbandes liegen. Da wollen und müssen wir als DBwV gut sichtbar sein.

Welche Themen meinen Sie konkret?
An erster Stelle meine ich natürlich die Einsatzversorgung. Der DBwV hat vor über 20 Jahren für die Schaffung einer Einsatzversorgung gekämpft – als vielen noch gar nicht klar war, wie gefährlich Auslandseinsätze werden können. Danach haben wir immer weiter Druck gemacht, es ging darum, die Einsatzversorgung stetig zu verbessern.
Aber natürlich ging es uns auch schon immer um die Verbesserung der Fürsorge generell – in allen Facetten. Deshalb freuen wir uns auch, dass die Veranstalter das Thema Rehabilitation in den Mittelpunkt stellen. Rehabilitation kann jede Kameradin und jeden Kameraden betreffen, unabhängig davon, ob er im Einsatz war oder nicht. Es geht um die Frage, wie Soldaten nach Verletzung oder Krankheit vom Dienstherrn zielgerichtet dabei unterstützt werden können, zurück ins Leben und in den Dienst zu finden. Dieser Weg ist oft genug leider sehr anspruchsvoll und anstrengend. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Zeitenwende mit all ihrem Auswirkungen auf den Dienstbetrieb ist dies ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Die Invictus Games bieten auch für ein weiteres wichtiges Anliegen eine Plattform: Wir haben die einmalige Gelegenheit, Anerkennung und Wertschätzung für den Soldatenberuf in der Gesellschaft voranzubringen.

Da hat sich doch eigentlich schon viel getan. Während der Corona-Pandemie oder auch als Fluthelfer im Ahrtal ernteten Soldaten viel Dankbarkeit.
Das schon, nur war das ja bekanntlich keine Anerkennung für den Soldatenberuf an sich. Die Invictus Games machen klar, welchen Preis Soldaten für ihren Dienst unter Umständen zahlen müssen. Wir hoffen auf eine starke Breitenwirkung der Spiele und die Erzeugung von Empathie und Interesse an der Bundeswehr in der Gesellschaft.
Das alles gibt uns und unseren Anliegen natürlich Rückenwind. Speziell mit Blick auf die Spiele haben wir bereits im vergangenen Jahr angefangen, wichtige Vertreter der Veteranenbewegung, die zum Teil ähnliche Ziele wie der DBwV verfolgen, zusammen zu holen und gemeinsame Anliegen herauszuarbeiten. Wir haben diese Punkte auf einem gemeinsamen Flyer gebündelt und alle Beteiligten tragen die Forderungen nun in Politik und Gesellschaft. Dabei geht es im Kern um die Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine echte Veteranenkultur in Deutschland. Das ist ein Baustein für eine bessere Anerkennung des Soldatenberufs.
Kurz zusammengefasst: Warum sollte man zu den Invictus Games nach Düsseldorf reisen?
Wenn wir als Bundeswehrangehörige gesellschaftliche Wertschätzung einfordern, müssen wir zuallererst auch kameradschaftliche Wertschätzung zeigen und leben. Genau das würde ein Besuch der Invictus Games zum Ausdruck bringen. Ich freue mich darauf, möglichst viele Kameradinnen und Kameraden in Düsseldorf zu sehen.
Unsere gesamte Berichterstattung über die Invictus Games 2023 in Düsseldorf finden Sie >>hier.

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