Selbstverständnis des DBwV

Einheits- und Spitzenorganisation

Der Deutsche BundeswehrVerband ist die unabhängige Einheits- und Spitzenorganisation zur Vertretung der allgemeinen, ideellen, sozialen und beruflichen Interessen aller aktiven und ehemaligen Soldaten*) deutscher Streitkräfte, der Zivilbeschäftigten der Bundeswehr, der Reservisten und freiwillig Wehrdienstleistenden sowie ihrer Familienangehörigen und Hinterbliebenen gegenüber Parlament, Regierung, Gesellschaft und Öffentlichkeit in Deutschland und Europa.

 

Dienst am Mitglied

Die unmittelbare Unterstützung, Beratung und Betreuung seiner Mitglieder durch seine Landes- und Bundesgeschäftsstellen und seine Vorstände auf allen verbandlichen Ebenen ist  zentraler Daseinszweck des Verbandes.

Verschwimmende militärische Strukturen und kontinuierliche Reform- oder Transformationsprozesse haben die Menschen in der Bundeswehr verunsichert und berauben sie zunehmend ihrer militärischen Heimat und Tradition, die von fundamentaler Bedeutung für soldatische Identität sind. Der Deutsche BundeswehrVerband bietet seinen Mitgliedern, die auch nach Ende ihrer Dienstzeit den Bezug zur Bundeswehr, ihrer Interessenvertretung und kameradschaftlichem Gefüge bewahren, fördern und pflegen wollen, eine Heimat. Diese ist mit einem fassbaren, verbindlichen und verbindenden soldatischen Leitbild verknüpft.

 

Identität

Der Deutsche BundeswehrVerband besitzt durch seine soldatische Prägung und die in der soldatischen Treuepflicht begründete besondere gesellschaftliche Verantwortung ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland und seiner modernen, pluralistischen Gesellschaft. Dieses verleiht dem Deutschen BundeswehrVerband eine besondere gesellschaftliche Bedeutung und Stärke. Die naturgemäß beschränkte Anwendbarkeit gewerkschaftlicher Instrumente zur politischen Interessendurchsetzung gleicht der Verband durch seine besondere Glaubwürdigkeit aus.

Die Erfahrungen des Weltkrieges und des Missbrauchs durch einen verbrecherischen Unrechtsstaat, die Opferbereitschaft des militärischen Widerstandes gegen das Naziregime, die Gründung der deutschen Nachkriegsdemokratie und ihrer dem Prinzip des „Staatsbürgers in Uniform“ verpflichteten Bundeswehr und deren gesellschaftlichen Verankerung, die katastrophalen Risiken des Kalten Krieges und eines potentiellen Bruderkrieges zwischen West- und Ostdeutschland, das Glück der deutschen Einigung sowie die vielen Auslandseinsätze im Auftrag des wiedervereinigten Deutschlands prägen und leiten alle Generationen der Mitglieder des Deutschen BundeswehrVerbandes.

Diese Prägung wird durch die in Jahrzehnten bewährte, einzigartig solidarische Gemeinschaft der Mitglieder im Deutschen BundeswehrVerband über jede durch die Zugehörigkeit zu Teilstreitkräften, Statusgruppen oder Laufbahnen gebildete Grenze hinaus untermauert.

Jedes Mitglied   unabhängig von seinem Status als Soldat, zivilem Angehörigen der Bundeswehr oder als Familienmitglied   bekennt sich durch seine Mitgliedschaft im Deutschen BundeswehrVerband zu dieser gemeinsamen Erfahrung und Verantwortung gegenüber der Bundeswehr und der deutschen und europäischen Gesellschaft und stärkt Erhalt und die Fortentwicklung dieses Wertekanons.

 

Ehrenamt

Ehrenamtliches Engagement ist Voraussetzung für das Funktionieren der Gesellschaft und des politischen System Deutschlands. Auch das Wirken des Deutschen BundeswehrVerbandes wird durch die ehrenamtliche Arbeit seiner Mandatsträger gewährleistet. Sie verleihen dem Verband als Berufsvertretung eine hohe Glaubwürdigkeit, moralische Kompetenz und einen signifikant hohen Anteil an der öffentlichen Deutung von Themen, die die Bundeswehr betreffen.

 

Demographischer Wandel

Die fortschreitende Alterung der Bevölkerung Deutschlands hat Auswirkungen auf Gesellschaft, Volkswirtschaft und Bundeswehr. Der Deutsche BundeswehrVerband bringt sich in die gesellschaftlichen und politischen Debatten über den Umgang mit dieser Herausforderung ein.

Der Deutsche BundeswehrVerband steht auch gegenüber seinen älteren Mitgliedern in unmittelbarer Verantwortung. Er trägt zur Fortentwicklung von Rahmenbedingungen bei, die bei seinen Mitgliedern für Sicherheit und Zufriedenheit auch im Alter stehen. Diese umfassen die Gewährleistung sozialer Sicherheit und Fürsorge, die Bereitstellung erforderlicher Informationen für die Teilhabe am sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben und einen Beitrag zum Erhalt altersgerechter Mobilität. Dazu stärkt und fördert der Verband ehrenamtliche Potenziale in der Mitgliedschaft auf allen seinen Ebenen.

 

Mitarbeitervertretung

Zur Durchsetzung der personellen, sozialen und dienstlichen Belange seiner Mitglieder arbeitet der Deutsche BundeswehrVerband eng und vertrauensvoll mit den gesetzlich garantierten Mitarbeitervertretungen der jeweiligen Bereiche (Personalvertretungen, Betriebsräte, Vertrauenspersonen und deren Gremien, Schwerbehindertenvertretungen und andere Sondervertretungen) zusammen. Dabei nimmt er insbesondere über die Begleitung von und Mitwirkung in deren gesetzlichen Verfahren maßgeblichen gestaltenden Einfluss auf das Handeln der Vorgesetzten aller Ebenen, und strebt dazu die inhaltliche Führung in diesen Gremien an.

 

Innerverbandliche Demokratie

Im Unterschied zur militärisch-hierarchischen Struktur der Streitkräfte auf der Basis von Befehl und Gehorsam ist der Deutsche BundeswehrVerband eine auf der Legitimation durch die Mitglieder beruhende demokratische Organisation.

Alle Mandatsträger des Deutschen BundeswehrVerbandes sind aufgrund demokratischer Wahlen dazu legitimiert, in ihrem Aufgaben- und Verantwortungsbereich für den Verband zu sprechen und zu handeln.

 

Unabhängigkeit

Ideelle, politische und materielle Unabhängigkeit ist für den Deutschen BundeswehrVerband ein unverzichtbares Prinzip seines Handelns und Voraussetzung erfolgreicher Verbandsarbeit.

Diese Unabhängigkeit gilt insbesondere gegenüber der politischen und militärischen Führung der Bundeswehr, gegenüber Parteien, religiösen und weltanschaulichen Organisationen sowie Wirtschaftsunternehmen.

Offene Kritik oder Zustimmung von Seiten des Verbandes zu politischen oder militärischen Entscheidungen beruhen auf der von dieser Unabhängigkeit getragenen Souveränität.

 

Unvereinbarkeit

Der Verband lehnt politisches Engagement an den extremen Rändern des politischen Spektrums ab. Die Unterstützung von Organisationen, die die freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland in Frage stellen, ist mit der Mitgliedschaft im Deutschen BundeswehrVerband nicht vereinbar.

 

Kooperation und Konflikt

Der Deutsche BundeswehrVerband ist zur engen Zusammenarbeit mit den Parlamenten und Regierungen in Europa, in Bund und Ländern sowie mit der politischen und militärischen Führung der Bundeswehr bereit. Dies bedeutet nicht Vermeidung oder Verschleierung von Konflikten aufgrund unterschiedlicher Auffassungen und Zielsetzungen, die sich aus der Vertretung der Interessen ergeben können. Grundlage für eine faire Partnerschaft bei der Überwindung von Konflikten ist die rechtzeitige und umfassende Beteiligung des Deutschen BundeswehrVerbandes an allen Entscheidungen und Maßnahmen, welche die Belange der Mitglieder berühren. Der Deutsche BundeswehrVerband besteht auf die ihm zustehende, gesetzlich festgeschriebene Beteiligung am Gesetzgebungsverfahren.

 

Gewerkschaften

Die Gewerkschaften haben sich im Kampf um Freiheit, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit historische Verdienste erworben. Sie sind unverzichtbare Säule der sozialen Stabilität in Deutschland. Neue Dimensionen gewerkschaftlicher Verantwortung werden angesichts der globalisierten Welt und ihren Auswirkungen auf die sozialen Rahmenbedingungen sichtbar.

Der Deutsche BundeswehrVerband ist aus historischen Gründen kein integrierter Teil der deutschen Gewerkschaftsbewegung. Er ist Spitzenorganisation aus eigenem Recht und in seinem Handeln den anderen deutschen Gewerkschaften gleichgestellt. Die Besonderheiten der Bundeswehr und dabei speziell des Soldatenberufs werden ausschließlich im Deutschen BundeswehrVerband abgebildet.

Mit Gewerkschaften, die die vom Grundgesetz gezogenen Grenzen zwischen Tarif- und Dienstrecht respektieren, arbeitet der Deutsche BundeswehrVerband zusammen. Bei Arbeitskämpfen im Tarifbereich lehnt der Deutsche BundeswehrVerband den Einsatz von Soldaten sowie Beamten als Streikbrecher ab.

Sicherheitspolitische Debatte

Sicherheits- und verteidigungspolitische Entscheidungen haben unmittelbare Folgen für die Menschen in der Bundeswehr. Der Deutsche BundeswehrVerband beteiligt sich aus diesem Grund an der sicherheits- und verteidigungspolitischen Debatte in Deutschland und Europa und wird damit seinem Selbstverständnis als „institutionalisierter Staatsbürger in Uniform“ gerecht.


Internationale Aktivitäten

Der offene internationale Dialog ist für den Deutschen BundeswehrVerband angesichts der weltpolitischen Entwicklung wichtiger denn je.

Der Deutsche BundeswehrVerband folgt der Überzeugung, dass parallel zur politischen Einigung Europas die Förderung des gegenseitigen Verständnisses und Vertrauens aller Nationen und der Zusammenarbeit der jeweiligen Streitkräfte unerlässlich ist.

Der Deutsche BundeswehrVerband leistet demokratischen Organisationen für Militärpersonal Aufbauhilfe und fördert ihre Bemühungen um Integration in Strukturen internationaler Zusammenarbeit.

Vorrangiges Ziel des Deutschen BundeswehrVerbandes ist dabei die Verwirklichung aller Grundrechte einschließlich des Koalitionsrechtes, das nach wie vor vielen Soldaten in Europa verweigert wird.

Getreu dieser Zielsetzung arbeitet der Deutsche BundeswehrVerband auf europäischer Ebene vertrauensvoll mit anderen demokratischen Verbänden militärischen Personals zusammen. Er nimmt im Interesse seiner Mitglieder Einfluss auf das Handeln der Europäischen Union, soweit dieses sich auf die Arbeitsbedingungen der Menschen in der Bundeswehr auswirkt.