Der Radarsatellit Sentinel 1B wird 2016 mittels einer Sojus-Rakete in den Orbit transportiert. Foto: picture alliance / dpa

Der Radarsatellit Sentinel 1B wird 2016 mittels einer Sojus-Rakete in den Orbit transportiert. Foto: picture alliance / dpa

05.01.2021
ssc

Bereit machen für den „Krieg der Sterne“

Lückenlose Satellitenüberwachung, vollständig digitalisierte Systeme, Hyperschallwaffen – die Raumfahrtindustrie gewinnt in der Sicherheitspolitik zunehmend an Bedeutung.

„The sky is not the limit“ (Der Himmel ist nicht das Ende) – ein simpler Slogan, mit dem sich die United States Space Force seit gut einem Jahr auf die Suche nach neuen Mitarbeitern macht. Das klingt nach Science Fiction, aber ist Realität. Die US Space Force ist seit ihrer Gründung im Dezember 2019 die sechste Teilstreitkraft der Vereinigten Staaten, geschaffen für militärische Raumfahrmissionen.

 

Der Weltraum und in diesem Zusammenhang die gesamte Raumfahrtindustrie sind ein immer wichtigerer Faktor in sicherheits- und verteidigungspolitischen Überlegungen.
 
Zum einen geht es um den lückenlosen Ausbau globaler Satellitennetze. Anfang 2021 wird die ESA laut eines dpa-Berichts nicht nur „die Aufträge für die Satelliten der zweiten Generation des europäischen Navigationssystems Galileo vergeben“. Sie habe auch eine Machbarkeitsstudie für ein weiteres europäisches Satellitenprogramm in Auftrag gegeben, an dem das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB beteiligt ist. Flächendeckendes Internet, das ermöglicht nicht nur die bessere Zusammenarbeit mit europäischen Bündnispartnern sondern auch die transatlantische Zusammenarbeit. „Die Bundesrepublik verfügt durch die Fähigkeiten der deutschen Raumfahrtindustrie über Technologien, mit denen sie künftig einen wichtigen Beitrag in der NATO und für die Souveränität Europas leisten kann“, erklärt OHB-Geschäftsführer Marco Fuchs der dpa.

Ohne Aufklärungs-, Beobachtungs- und Kommunikationstechnologien sind Einsätze heute schlicht und einfach nicht mehr umsetzbar. Der Digitalisierungsgrad eines Landes entscheidet darüber, wie widerstandsfähig es gegenüber Krisen ist, sei es in Bezug auf Cyberattacken oder wie aktuell auf eine Virus-Pandemie. „Moderne Waffensysteme müssen untereinander vernetzt sein. Nur so kann man heute ein schnelles aktuelles Lagebild generieren, auf dessen Basis in einem hochintensiven Gefecht entschieden wird“, stellt auch Eberhard Zorn, Generalinspekteur der Bundeswehr, in einem Interview mit der „Neue Zürcher Zeitung“ fest.

Letzter entscheidender Pluspunkt für eine Konzentration auf die Raumfahrtindustrie ist die Zunahme an Hyperschallwaffen, die Abwehrsysteme aufgrund ihrer Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit aushebeln und Reaktionszeiten dramatisch verkürzen. Gemeint sind vom Boden, U-Booten oder aus der Luft gestartete Flugkörper mit mindestens fünf- bis zwanzigfacher Schallgeschwindigkeit. Zugegeben, das Tempo schaffen auch ballistische Raketen, doch die Hypersonic-Gleiterdrohnen und -Cruise-Missiles sind zusätzlich manövrierbar und können sich mit weitgehend unberechenbarer Flugbahn auf ihr Ziel zubewegen oder sich sogar nahezu unbemerkt auf oberen Schichten der Erdatmosphäre vorwärtsbewegen.

Schon seit Jahren tüfteln die Supermächte an eigenen Hyperschallwaffen, wie die WELT in kürzlich in einem Artikel berichtet. Bereits 2018 testete Russland erfolgreich die Awangard und der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin flog nicht nur eine Testmission mit dem Hypersonic-Modell AGM-183A, sondern kündigte auch den Kauf des Raketenherstellers Aerojet Rocketdyne an. Neben den USA, Russland und China arbeitet derzeit auch Frankreich an einem Hyperschallgleitkörper und auch die Bundeswehr ist seit 2018 in das Thema Hyperschall eingestiegen. Laut BAAINBw soll das Technologieprogramm (F&T, Stufe 2) in erster Linie der Abwehr dienen. Geplant ist beispielsweise die Entwicklung einer auf Hyperschall-basierenden Panzerabwehrwaffe, deren Reaktionsfähigkeit gegen abstandsaktive Schutzsysteme der neuen russischen Panzermodelle T-14 ARMATA ankommt. 

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