„Veteranen schreiben Geschichte“ – Autorenpreis Veteranenliteratur erstmals verliehen
Mit dem neuen „Autorenpreis Veteranenliteratur“ sollen Veteraninnen und Veteranen dazu ermutigt werden, ihre Erlebnisse aus dem Dienst schriftlich festzuhalten – als Beitrag zur Erinnerungskultur und zur gesellschaftlichen Sichtbarkeit. Erster Preisträger ist Oberstabsfeldwebel Ralf Siegenführ, dessen Buch „127 Tage in Kundus“ Ende 2024 im Explorate-Verlag erschienen ist. Für sein schonungslos ehrliches und kraftvolles Zeitzeugnis erhielt er eine hochwertige Schreibfeder sowie ein Preisgeld von 500 Euro.
Die Idee für den Preis geht auf Oberstabsfeldwebel Jan Hecht zurück. Er ist Träger der höchsten Auszeichnung der Bundeswehr, des Ehrenkreuzes für Tapferkeit, und setzt sich seit Jahren für mehr Sichtbarkeit von Portepeeunteroffizieren ein. Gemeinsam mit Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen BundeswehrVerbandes, entwickelte Hecht nach einem intensiven Austausch auf einer Tagung mit Einsatzveteranen und Verwundeten im Deutschen Bundestag das Konzept.
„Gute Schreibkompetenz“, so Oberstabsfeldwebel Hecht, „bedeutet nicht nur fachliche Relevanz, sondern auch erhöhte Reichweiten und Einflussfähigkeiten nach innen wie außen. Schriftlich reflektierende Unteroffiziere sind Botschafter der Bundeswehr und stärken die Professionalität, Disziplin und Glaubwürdigkeit der Truppe.“ Besonderen Wert legt er auf die Rolle von Erfahrungsberichten in einer lernenden Organisation wie der Bundeswehr: „Schriftliche Dokumente wie Denkschriften und Erfahrungsberichte sind wertvolle Ressourcen, um Lessons Learned festzuhalten und sie künftigen Generationen von Soldatinnen und Soldaten zugänglich zu machen.“
Hauptmann a.D. Uwe Köpsel, Vorsitzender der Soldaten- und Veteranen-Stiftung, sagte spontan zu, das Projekt zu unterstützen: „Für mich eine Selbstverständlichkeit. Alles, womit wir auf die berechtigten Anliegen unserer Veteraninnen und Veteranen aufmerksam machen können, verdient die Unterstützung unserer Stiftung.“ Sowohl Oberstleutnant i.G. Bohnert als auch Hauptmann a.D. Köpsel sowie Oberstabsfeldwebel Hecht waren Teil der sechsköpfigen Jury, die in diesem Jahr Schriften von Veteraninnen und Veteranen gesichtet hat. Ihr gehörten zudem Oberstabsfeldwebel Ronny Schlenzig aus der Unteroffizierkameradschaft des Bundesministeriums der Verteidigung, Hauptfeldwebel d.R. Christiane Rusch, Einsatzveteranin der Task Force Kunduz in Afghanistan und Polizistin, sowie Stabskorporal Sebastian Dikall vom Hauptpersonalrat beim Bundesministerium der Verteidigung an. Gemäß Bohnert ist die grundsätzliche Idee, dass der Preisträger eines Jahres Teil der Jury für das Folgejahr wird. So wäre immer auch die Sicht von Autorinnen und Autoren aus der Veteranenbewegung einbezogen.
Erster Preisträger des Autorenpreises Veteranenliteratur ist Oberstabsfeldwebel Ralf Siegenführ, der Ende 2024 seine Einsatzerfahrungen in seinem Buch „127 Tage in Kundus“ (Explorate-Verlag) niedergeschrieben hat. Im Vorfeld hatte der Schwarzwälder Bote bereits über die Auszeichnung berichtet. Der Autorenpreis ist mit 500 Euro dotiert und wurde am ersten Nationalen Veteranentag am Deutschen Bundestag durch die Übergabe eines Schecks sowie einer hochwertigen Schreibfeder verliehen – als Zeichen für die Kraft des geschriebenen Wortes in der Veteranenkultur.
Mit dem »Autorenpreis Veteranenliteratur« wollen der Deutsche BundeswehrVerband und die Soldaten- und Veteranenstiftung unter dem Motto »Veteranen schreiben Geschichte« auch zukünftig publizistische Beiträge von Veteraninnen und Veteranen ehren. Ausgezeichnet werden können Texte in Form eines Buchkapitels oder Zeitschriftenaufsatzes mit einem Mindestumfang von 2.000 Wörtern oder publizierte Bücher ab 40.000 Wörtern. Die Jury wird auch weiterhin aus Vertreterinnen und Vertretern des BundeswehrVerbandes, der Soldaten- und Veteranen-Stiftung sowie wechselnden Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Medien und Politik bestehen.
Zur Weiterentwicklung des Preises gibt es schon jetzt eine ganze Reihe von Ideen, wie Oberstleutnant i.G. Bohnert erörtert: „Beispielsweise denken wir über eine Aufteilung in drei Dienstgradkategorien nach, wodurch wir nicht nur Unteroffiziere, sondern auch Mannschaften und Offiziere ihre Schriften einreichen könnten.“ Zudem hätte es in den letzten drei Jahren gemeinsame Projekte und gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit u.a. mit dem Econ-Verlag, dem Mittler-Verlag sowie dem Miles-Verlag gegeben, mit denen er sich über eine stärkere Fokussierung und Publikationsmöglichkeiten für Veteraninnen und Veteranen austauschen möchte. Hauptmann a.D. Köpsel setzt sich mit Nachdruck für eine feste Etablierung des Autorenpreises ein – die weitere Unterstützung der Soldaten- und Veteranen-Stiftung hat er bereits zugesagt. Auch eine Kooperation mit dem Bildungswerk und der Förderungsgesellschaft des Deutschen BundeswehrVerbandes sowie mit den Universitäten sowie Unteroffizierschulen der Bundeswehr würden geprüft.
Oberstabsfeldwebel Jan Hecht schlägt darüber hinaus einen dreistufigen Preis vor, der von der Länge der eingereichten Schriften abhängt: So könnten eine bronzene, eine silberne sowie eine goldene Feder vergeben werden: „Die Einführung eines dreistufigen Autorenpreises ist ein einfaches und effektives Mittel der Motivation, das die Steigerung der Schreibkompetenz im Unteroffizierkorps unterstützt.“ Zudem ist es ihm wichtig, den Autorenpreis an Ausbildungseinrichtungen und Schulen der Bundeswehr bekannt zu machen und möglichst viele Veteraninnen und Veteranen zum Mitmachen zu bewegen.
„Die offizielle Gründung eines eigenen Veteranenverlages im Umfeld des BundeswehrVerbandes ist außerdem eine Vision, deren Umsetzung ich mit meinem Team in den nächsten Monaten ebenfalls prüfen möchte.“, so der stellvertretende Bundesvorsitzende, Oberstleutnant i.G. Bohnert. Vielleicht könne er beim zweiten Nationalen Veteranenkongress im September 2025 bereits Zwischenergebnisse präsentieren. „Aber vorrangig geht es nun um die konkrete weitere Ausgestaltung und die Bekanntmachung des Autorenpreises Veteranenliteratur“, so Bohnert. Jurymitglieder für 2026 habe er bereits angefragt und es hätte sogar schon erste Einreichungen gegeben. Jedoch sei natürlich auch weiterhin jede Veteranin und jeder Veteran zum Mitmachen aufgefordert!
Hintergründe zum Autorenpreis und zu Teilnahmemöglichkeiten finden sich auf der zentralen Veteranenwebseite des Deutschen BundeswehrVerbandes.
In seiner Laudatio auf dem Bühnentruck im Veteranendorf sagte Oberstleutnant i.G. Bohnert: „Wir ehren mit Ralf Siegenführ nicht nur einen Autor, sondern jemanden, der erlebt, durchlitten und ertragen hat – und uns mit seinen Worten mitten hineinzieht, in die heiße Zeit der Kampfzone Kunduz. Sein Buch „127“ ist keine bloße Erzählung eines Soldaten. Es ist ein dokumentarischer Innenblick, ungeschönt, packend und zutiefst menschlich. Mit sprachlicher Klarheit und emotionaler Direktheit führt uns der Autor an einen Ort, den wir in unserer Komfortzone kaum begreifen können: das Spannungsfeld zwischen Befehl und Moral, zwischen Verantwortung und Hilflosigkeit, zwischen Kameradschaft und Isolation. Ralf Siegenführ bringt uns nicht nur die äußeren Gefechte nahe, sondern auch das innere Ringen eines Mannes mit Verantwortung über Leben und Tod. Es ist ein Zeugnis der Ehrlichkeit, der Zerrissenheit und letztlich auch des unbedingten Willens, das Richtige zu tun, selbst wenn es hier in der Heimat, hier in Deutschland, kaum jemanden interessiert. Für diese literarische und menschliche Leistung danken wir Ihnen, Oberstabsfeldwebel Siegenführ, und gratulieren Ihnen herzlich zum Autorenpreis.“