Erstmals seit 2019 konnte die Bevölkerung zumindest in Warendorf am Tag der Bundeswehr wieder in Kontakt mit ihren Soldatinnen und Soldaten treten. Foto: Twitter/Bundeswehr

25.06.2022
Von Yann Bombeke

Im Zeichen der Zeitenwende: Die Refokussierung auf den Kernauftrag wird auch beim Tag der Bundeswehr sichtbar

„Wir sind da“ – das Motto ist gleichgeblieben, der Tag der Bundeswehr jedoch hat sich im Laufe der vergangenen sieben Jahre gewandelt. Standen die vorangegangenen beiden Jahre im Zeichen der Corona-Pandemie, war dieses Mal der Eindruck des Ukraine-Krieges spürbar und damit auch die Zeitenwende in der Bundeswehr.

Nach zwei Jahren mit einem Tag der Bundeswehr, der aufgrund der Corona-Beschränkungen rein digital präsentiert wurde, konnte man nun die Bundeswehr zumindest in Warendorf wieder live erleben. Puma, Fennek und vieles mehr konnten die Besucher dort hautnah erleben – und natürlich auch die Soldatinnen und Soldaten sowie die Zivilbeschäftigten der Bundeswehr. Denn darauf kommt ja eigentlich an beim Tag der Bundeswehr: Dass die Bevölkerung an einem Tag im Jahr in den direkten Kontakt kommt mit den Menschen, die im Notfall Frieden und Freiheit mit der Waffe verteidigen.

Natürlich war auch der Deutsche BundeswehrVerband vor Ort. Am Stand des Landesverbandes West hielt der Landesvorsitzende, Oberstleutnant Lutz Meier, mehr als 13 Stunden die Stellung und stand den Besuchern Rede und Antwort bei allen Fragen rund um den DBwV.

„Es ist enorm wichtig, den Kontakt zur Bevölkerung herzustellen“, sagte im Livestream, der erneut auf dem YouTube-Kanal der Bundeswehr ausgestrahlt wurde, der Generalinspekteur, General Eberhard Zorn. Auch der „GI“ ging auf die Zeitenwende ein. Waren im vergangenen Juni noch rund 25.000 Soldatinnen und Soldaten in der Corona-Amtshilfe tätig, so steht jetzt wieder der Kernauftrag der Bundeswehr im Fokus. „Der Ukrainekrieg zeigt, wie wichtig die Landes- und Bündnisverteidigung ist“, sagte Zorn.

Die Refokussierung auf den Kernauftrag wurde auch in den ersten Live-Schalten aus dem gläsernen Studio in Warendorf in die Einsatzgebiete deutlich: Zunächst wurden die Zuschauer in die Slowakei geführt, wo deutsche Kräfte mit Patriot-Luftabwehrsystemen den Luftraum an der Ostflanke sichern. Von dort aus ging es weiter nach Litauen, wo der Kontingentführer, Oberstleutnant Daniel Andrä, den Auftrag im Baltikum erklärte. Dieser sei zweigeteilt, so der Heeresoffizier: Zunächst ginge es darum, mit der rund 1650 Männer und Frauen starken multinationalen Battlegroup der NATO eine glaubhafte Abschreckung zu gewährleisten. Und dann auch das Bündnisgebiet zu verteidigen, wenn der Ernstfall eintritt. „Wir sind gut vorbereitet auf alles, was auf uns zukommen kann“, versicherte Oberstleutnant Andrä.

Aus dem Baltikum ging es wieder in die Heimat, wo die Zuschauer Einblicke in die verschiedensten Bereiche der Streitkräfte bekam: So demonstrierten SKB und CIR, wie sie sich auf die VJTF im kommenden Jahr vorbereiten, die Marine präsentierte Eindrücke von der Kieler Woche und von den Spezialisten des Kommandos Spezialkräfte Marine in Eckernförde. Die Luftwaffe führte vor, wie Luftbetankung mit dem Airbus A400M funktioniert. Auch das KSK durfte nicht fehlen: In Arizona trainieren die Kommandosoldaten eine ihrer Spezialitäten: Die „vertikale Verbringung“ – den Fallschirmsprung.

„Die ganze Vielfalt, das ist das, was mich besonders stolz macht auf diese Bundeswehr“, sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, die im Studio in Warendorf zu Gast war. Viele Menschen würden die Bundeswehr lediglich von der Amtshilfe her kennen, sagte die Ministerin. „Aber da ist noch viel mehr: Wenn wir in Freiheit leben wollen, in Demokratie leben wollen, dann müssen wir bereit sein, das auch zu verteidigen – wenn es sein muss, auch militärisch.“

Lambrecht hob auch die Rolle der Reserve hervor. Ohne die Hilfe der Reservisten hätte man die Corona-Krise nicht bewältigen können, so die SPD-Politikerin. Die Reservisten hatten einen besonderen Anteil am Tag der Bundeswehr in Warendorf: Dort trugen sie das Finale der Deutschen Reservisten-Meisterschaft aus.

Zu Wort kam auch die Wehrbeauftragte Dr. Eva Högl. Sie betonte die „Top 3“ der Themen, sie sie beschäftigen: An erster Stelle nannte sie das Material, das den Soldatinnen und Soldaten zu Auftragserfüllung zur Verfügung steht. „Das wird langsam besser, es kommt jetzt etwas bei der Truppe an“, sagte die Wehrbeauftragte. Persönliche Ausstattung, aber auch schweres Gerät. Zweitens: Personal. „Da kommt es darauf an, dass die richtigen Personen zur richtigen Zeit auf dem richtigen Dienstposten sind.“ Drittens: Infrastruktur. „Ich bin sehr viel unterwegs, und unsere Kasernen sind in keinem guten Zustand“, kritisierte die „Anwältin der Soldaten“. Högl weiter: „Unsere Soldaten brauchen keinen Luxus, aber vernünftige Unterkünfte.“

Der Nachmittag gab weitere Einblicke in die vielfältigen Bereiche der Bundeswehr: Oberleutnant zur See Nariman Hammouti berichtete von ihrer Tätigkeit als UN-Beobachterin im Südsudan, Oberst Werner Knappe von seinem Job als dienstältester Offizier der Bundeswehr bei den Vereinten Nationen in New York. Einen Ausblick auf die Invictus Games 2023 in Düsseldorf gab Hauptfeldwebel Steffi Schenke.

Beim Tag der Bundeswehr geht es auch immer um Nachwuchsgewinnung. So wurden immer wieder kurz die Karrieremöglichkeiten und -wege dargestellt, sei es bei der Bundeswehrfeuerwehr oder als Hubschrauberpilot. Auch ein Blick in den Chat auf dem Bundeswehr-YouTube-Kanal zeigt, dass sich viele jungen Menschen für die Bundeswehr interessieren und Fragen zu Berufsmöglichkeiten haben. Ein gutes Zeichen, denn die Bundeswehr wird in den kommenden Jahren wohl mehr denn je auf qualifiziertes Personal angewiesen sein.

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