Rund 25 Soldatinnen trafen sich zur Tagung „Kompass Zukunft – Frauen stärken Personal" in Berlin. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Rund 25 Soldatinnen trafen sich zur Tagung „Kompass Zukunft – Frauen stärken Personal" in Berlin. Foto: DBwV/Yann Bombeke

11.07.2025
Eva Krämer

Kompass Zukunft – Frauen stärken Personal

Mehr als 55.000 Frauen leisten ihren Dienst bei der Bundeswehr – in Uniform und in Zivil. Rund 25 von ihnen trafen sich Mitte Juli zur Tagung „Kompass Zukunft – Frauen stärken Personal“ auf Einladung des DBwV. Es ging unter anderem um die Wehrpflicht, Gleichstellung und selbstverständlich: Frauen in der Bundeswehr. Die Tagung wurde geleitet vom stellvertretenden Bundesvorsitzenden, Oberstleutnant i. G. Marcel Bohnert, und Fregattenkapitän Marco Thiele, Vorsitzender Marine. Die Veranstaltung schloss an die Tagung „Starke Frauen in der Bundeswehr – 25 Jahre Kreil-Urteil“ an, die im Februar dieses Jahres stattfand. 

Als erste Referentin war Sabine Lackner zu Gast. Sie ist seit 2023 Präsidentin des Technischen Hilfswerks (THW). „Das THW ist einzigartig“, erklärte Lackner. „Als Bundesbehörde wird es zu 98 Prozent von Ehrenamtlichen geführt.“ Das THW wurde 1950 gegründet und ist somit fünf Jahre älter als die Bundeswehr. „Damals stellte man sich die Frage, wer auf Bundesebene technische Hilfe leisten kann“, sagte Lackner. Das THW war die Antwort.

Ähnlich wie bei der Bundeswehr ist der Frauenanteil beim THW gering. „Ab 1968 waren zwar auch Frauen beim THW im Einsatz, allerdings nur in der Küche und in der Verwaltung“, so Lackner. Heute liegt der Frauenanteil bei den ehrenamtlichen THW-Kräften bei etwa 16 Prozent. „Dabei gibt es jedoch starke regionale Unterschiede. In den ostdeutschen Bundesländern liegt der Frauenanteil bei 20 bis 25 Prozent“, sagte Lackner. In Bayern und Baden-Württemberg sind deutlich mehr Männer im THW aktiv. „Unser Ziel ist es, dass bis 2030 jede dritte Einsatzkraft eine Frau ist“, sagte Lackner. Der Frauenanteil in den Führungspositionen der Ortsvereine liege jedoch bei lediglich 1,6 Prozent. Um dies zu ändern, hat das THW den „Helferinnen-Tag“ ins Leben gerufen. „An diesem Tag haben Frauen im THW die Möglichkeit, die Technik auszuprobieren. Außerdem haben die Frauen so die Chance, sich untereinander zu vernetzen“, erklärte Lackner.

Simon Klinzing Nielsen, der im Referat der Verteidigungsabteilung der Königlich Dänischen Botschaft arbeitet, hielt einen Impulsvortrag zum Thema „Frauen und Wehrpflicht: Gleichstellung in den dänischen Streitkräften“. Zwischen 2004 und 2024 galt die dänische Wehrpflicht nur für Männer. Diese wurden angeschrieben und mussten sich melden. Frauen hatten die Möglichkeit, sich freiwillig zu melden. Ab 2026 gilt die Wehrpflicht auch für Frauen. „Pro Jahr haben wir etwa 4.700 Wehrpflichtige. Der Frauenanteil dabei liegt bei 23,6 Prozent“, sagt Klinzing Nielsen. „Alle Männer ab 18 Jahren erhalten einen digitalen Brief und werden zum ‚Tag der Verteidigung‘ eingeladen“, erklärte Klinzing Nielsen. „Dort müssen sie einen Fragebogen ausfüllen. In einer Kaserne gibt es dann weitere Informationen über die dänischen Streitkräfte. Außerdem müssen die Kandidaten verschiedene Prüfungen absolvieren, um ihre Wehrfähigkeit zu testen.“ Ein Losverfahren entscheide darüber, wer tatsächlich einberufen wird. „In den letzten Jahren gab es aber immer genügend Freiwillige, sodass niemand einberufen werden musste“, so Klinzing Nielsen. Erst vor kurzem besuchte Verteidigungsminister Boris Pistorius Dänemark, um sich über das dänische Wehrpflichtmodell zu informieren.

Etwa 10 Prozent eines Jahrgangs leisten derzeit in Dänemark Wehrdienst. „Mit der Wehrpflicht für Frauen soll auch mehr Gleichstellung erreicht werden“, sagte Klinzing Nielsen. Die jungen Frauen, die bisher Wehrdienst leisteten, seien allgemein zufrieden gewesen. „Aber es gibt auch noch einige Stellen, an denen wir nachbessern müssen. Beispielsweise passen die Uniformen oft nicht und auch bei der Infrastruktur gibt es Verbesserungsbedarf.“ Die dänische Wehrpflicht wird auch als gute Möglichkeit als Einstieg in die dänischen Streitkräfte gesehen: „Es gibt einige, die weiter machen wollen und eine Beschäftigung in den Streitkräften anstreben“, sagt Klinzing Nielsen. Außerdem würden sich viele ehemalige Wehrdienstleistende als Reservisten oder als Freiwillige im Heimatschutz engagieren.

„Kamerad*in gesucht – Integration von Frauen in der Bundeswehr aus militärsoziologischer Sicht“, war das Vortragsthema von Prof. Dr. Maja Apelt. Apelt lehrt und forscht an der Universität Potsdam, wo sie sich unter anderem mit Militärsoziologie beschäftigt. „Der Soldatenberuf ist historisch männlich besetzt. Über 100 Jahre lang wurden Männer zur Wehrpflicht einberufen und es hieß, dass sie dort zu Männern gemacht werden“, sagte Apelt. Das Kreil-Urteil habe zwar einen Anstoß zur Gleichstellung von Männern und Frauen in der Bundeswehr gegeben, es gebe jedoch nach wie vor Vorbehalte gegenüber Frauen in der Bundeswehr. „Beispielsweise, was die körperliche Leistungsfähigkeit und Kameradschaft betrifft. Solange Frauen nur einen geringen Anteil an der Bundeswehr haben, werden sie immer in einer Sonderstellung sein“, so Apelt. Auch sexuelle Belästigung gegenüber Frauen sei weiterhin ein großes Problem. „Im letzten Wehrbericht wurde von 385 Fällen gesprochen. Die Dunkelziffer ist jedoch deutlich höher“, erklärte Apelt. „Zudem fallen auch oft die Beurteilungen von Frauen schlechter aus als die von Männern. Oft wird von vornherein davon ausgegangen, dass Frauen ‚schlechter‘ sind als Männer.“

Am Nachmittag der Tagung kamen die Teilnehmerinnen in vier Workshops zusammen. Die Workshops hatten folgende Themen: „Pflicht oder Parität? Frauen im neuen Wehrdienstmodell?“, „Uniform, aber nicht uniform? Ist die Bundeswehr attraktiv für alle?“, „Brigade Litauen als neue Einsatzrealität: Einsatz. Erwartung. Herausforderungen“ und „Frauen sichtbar machen. Interessen stärken“. 

Die beiden Bundestagsabgeordneten Vivian Tauschwitz (CDU) und Agnieszka Brugger (Bündnis 90/Die Grünen) – beide Mitglieder des Verteidigungsausschusses – waren am Abend für eine Diskussionsrunde einladen. Beide waren sich einig: Es braucht in der Bundeswehr Vorbilder für junge Frauen. In der Diskussionsrunde ging es neben Frauen in der Bundeswehr auch um die Veteranenkultur. „Die Veteranen standen in den letzten Jahren eher im Hintergrund“, sagte Vivian Tauschwitz, die selbst Soldatin ist und bei der Bundestagswahl im Februar 2025 in den Bundestag gewählt wurde. „In der Veteranenkultur hat sich viel verändert. Zu einer guten Veteranenkultur gehört aber auch, dass die Erfahrungen der Menschen ernst genommen werden, denn ihre Expertise ist von unschätzbarem Wert. Daran müssen wir arbeiten“, so Agnieszka Brugger. 

„Im kommenden Jahr werden weitere Veranstaltungen stattfinden“, kündigte Oberstleutnant i. G. Marcel Bohnert an. „Den Aufschlag dazu wird es bereits im Januar 2026 geben – mit einem Event zur Publikation eines Buches über die starken Frauen in der Bundeswehr gemeinsam mit dem Mittler-Verlag. Zeitgleich wollen wir eine themenbezogene Kampagne starten“, so Bohnert.

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