Wehrbeauftragte Eva Högl mit Fregattenkapitän Marco Thiele (r.) und Oberstabsbootsmann Roy Meinhard (l.). Foto: DBwV/Hepner

Wehrbeauftragte Eva Högl mit Fregattenkapitän Marco Thiele (r.) und Oberstabsbootsmann Roy Meinhard (l.). Foto: DBwV/Hepner

08.06.2021
Christine Hepner

Keine Lösungen, aber Engagement im Interesse der Marine

Attraktivität, Amtshilfe, Mehrbesatzungssystem: Diese und weitere Themen treiben die Marinesoldaten um. Auf der „Tagung Seegehende Einheiten Einsatzflottille 1“ in Berlin berichten sie der Wehrbeauftragten und Parlamentariern von ihren Nöten.

Endlich wieder von Angesicht zu Angesicht reden, in der Pause einen Kameraden zur Seite nehmen können und über die Dinge reden, die in der Marine derzeit nicht rundlaufen – die Tagung des Vorstands Marine im DBwV kann infolge sinkender Corona-Zahlen in Präsenz stattfinden. Vom 7. bis 9. Juni sitzen Angehörige der Seegehenden Einheiten Einsatzflottille 1 in Berlin zusammen, um ihre Anliegen zu diskutieren. 

Die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Eva Högl, machte sofort deutlich, dass sie viele der Punkte bereits auf ihrer Agenda hat. Das beginne beim Thema Infrastruktur: „Wir müssen bei diesem Thema in der kommenden Legislaturperiode zu Lösungen kommen“, gehe über die Finanzierbarkeit und Zuständigkeit für große Rüstungsvorhaben und persönliche Ausstattung und führe bis hin zur Amtshilfe: „Es kann nicht angehen, dass die Bundeswehr ein Jahr lang zivile Strukturen ersetzt.“ Högl betonte, dass insbesondere in der Marine die Belastung sehr hoch gewesen sei und sie beim Bundespräsidenten und der Ministerin angeregt habe, dass diese Mehrbelastung ausgezeichnet wird. 

Die Soldaten wiesen auch darauf hin, dass die mit dem Mehrbesatzungssystem beabsichtigten Entlastungen nicht erreicht würden. Zu oft gebe es aufgestellte, aber nicht befüllte Dienstposten. Hinzu komme, dass beispielsweise der Wachdienst an Land lukrativer sei, als mit dem U-Boot zur See zu fahren. Fregattenkapitän Marco Thiele und Oberstabsbootsmann Roy Meinhard sprachen darüber hinaus an, dass die Korvettenbesatzungen sich wieder auf ihre grundlegenden Fähigkeiten konzentrieren können müssten und deshalb dringen eine Pause im UNIFIL-Einsatz bräuchten. Weiterhin müsse die Ausbildung der Vorgesetzten auf dem Gebiet der Personalbeteiligung im Gesetz stehen, da sie ansonsten nicht stattfinden würde. Eva Högl notierte sich die angesprochenen Punkte, um sie weiterzuverfolgen. „Ich kann keine Lösungen versprechen, aber mein Engagement bekommen Sie auf jeden Fall!“, versicherte sie den Anwesenden.

Auch die Abgeordneten Siemtje Möller (SPD) und Christian Sauter (FDP) hatten sich gut auf das Gespräch mit den Marinesoldaten vorbereitet und zeigten so ihre Wertschätzung. „Ich hatte das Gefühl, dass sie wirklich in dem Thema drin sind und sich beschäftigen mit unseren, ich nenne es mal Leiden, die wir haben. Das hat mich positiv überrascht“, sagt Obermaat (BA) Andreas Bessel, zum Zeitpunkt der Tagung eingesetzt im Bereich Antrieb der „Grömitz“ und ab Juli auf Lehrgang.

„Die Frage ist, was die Abgeordneten nachher wirklich bewerkstelligen können, aber es ist gut, dass man hier bei so einer Veranstaltung auch mal den Politikern was sagen kann. Wann hat man sonst die Chance dazu“, stellt Stabsbootsmann Christian Sperling, Navigationsmeister auf der „Gorch Fock“, fest. Für ihn sei das eine Hochwertveranstaltung, weil man hier Abgeordnete und die Wehrbeauftragte treffen könne. Er selbst wolle im Rahmen dieser Tagung auf die Bürokratie hinweisen, die dermaßen zugenommen habe, dass das für eine seegehende Einheit kaum noch zu stemmen sei.

„Ein Vorteil der Veranstaltung ist, dass man außerhalb des Dienstes mit den Kameraden aus anderen Geschwadern zusammenkommt und sich austauschen kann, was im normalen Dienstbetrieb selten geht“, fügt Oberstabsgefreiter Jan Kristke, Stabsdienstgast im S1-Bereich des 1. Korvettengeschwaders, hinzu. „Ein Benefit dieser Veranstaltung ist auch, dass man durch die Parlamentarier auch die Hintergründe kennenlernt. Man kann Verständnis aufbauen, indem einen anderen Blickwinkel kennenlernt und hört: ‚Ja, wir wissen um die Probleme, aber wir können sie nicht lösen, weil es da und dort hapert.‘ Außerdem kommen hier Themen zur Sprache, die sonst vielleicht nicht oder nur weichgespült oben ankommen.“ 

Die Tagung im von früheren Jahren gewohnten Format ist also ein gelungener Auftakt für den Vorstand Marine.

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