Kraftakt gegen die Stoppuhr: 120 Kilo wiegt dieser Baumstamm, den hier ein niederländisches Team über die Hindernisbahn schleppen muss. Foto: Helmut Michelis

Kraftakt gegen die Stoppuhr: 120 Kilo wiegt dieser Baumstamm, den hier ein niederländisches Team über die Hindernisbahn schleppen muss. Foto: Helmut Michelis

18.10.2021
Von Helmut Michelis

Mönchengladbacher Militärwettkampf: Polizei schlägt Nato-Konkurrenz

Mehr als 1000 Zuschauer, 160 Wettkämpfer, 6 Nationen, 15 fordernde Stationen, 8 Stunden schwungvolles Bühnenprogramm und sogar ein extra eingeflogener Hubschrauber – die Erfolgsbilanz des 37. Internationalen Mönchengladbacher Militärwettkampfs kann sich sehen lassen.

Das Renaissance-Schloss Rheydt in Mönchengladbach war am 2. Oktober wohl der sicherste Platz in ganz Deutschland: 350 Polizisten, Soldaten und Rettungskräfte waren vor Ort. Allerdings aus erfreulichem Anlass: Die Bundeswehr hatte die Bürger zum Tag der Begegnung eingeladen. Weit mehr als 1000 Besucher nutzen die Gelegenheit zu Gesprächen mit den Uniformierten und schauten sich auch die Stationen des „37. Internationalen Mönchengladbacher Militärwettkampfs“ an, die rund um das Schloss verteilt zu sehen waren, darunter ein Kletterturm, eine Hindernisbahn und ein umweltfreundliches Biathlon mit Lasergewehren.

40 Teams aus sechs Nationen kämpften in diesem Jahr um Siegerehren und Pokale – bei der Siegerehrung am Abend im Innenhof des Schlosses gab es dann faustdicke Überraschungen: Der Ehrenteller von Verteidigungsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer ging nicht an Soldaten, sondern an vier Polizeibeamte aus Münster, die mit hauchdünnen drei Punkten Vorsprung vor Reservisten aus Hessen den Gesamtsieg für sich entschieden.

Das Top-Team in der Wertungsgruppe „Bundeswehr Aktive“ kam gar aus Mönchengladbach: Dieses „Heimspiel“ gewannen Stabsfeldwebel Christian Baues, Stabsunteroffizier Julia Lapot und die Oberstabsgefreiten Bastian Roquet und Ronny Riedel vom Zentrum Kraftfahrtwesen der Bundeswehr im Ortsteil Rheindahlen, nicht etwa die favorisierten Gruppen der Luftwaffen-Sicherungssoldaten oder eines Panzerbataillons aus Westfalen.

Der Pokal des Oberbürgermeisters für das beste ausländische Team, überreicht von Bürgermeisterin Josephine Gauselmann, ergatterte diesmal nicht der der Favorit, die dänische Heimwehr, sondern ging an vier niederländische Reservisten aus den Haag.

„Die Corona-Pandemie zwang uns im vergangenen Jahr, auf vieles zu verzichten – so auch auf den IMM. Umso mehr freue ich mich, dass der älteste regelmäßig stattfindende Vielseitigkeitswettkampf in diesem Jahr wieder zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Europa, Asien und den USA zusammenbringt, die mit Sportsgeist und in guter Kameradschaft um die Medaillen kämpfen – das schafft Verbundenheit und Vertrauen“, schrieb Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Grußwort. Der Stellvertretende Generalinspekteur, Generalleutnant Markus Laubenthal, hatte erstmals die Schirmherrschaft über den größten und ältesten regelmäßig durchgeführten militärischen Vielseitigkeitswettkampf in Europa übernommen.

Die Wettkämpfer lernten das Schloss aus ungewöhnlicher Perspektive kennen: mal tief unten im nicht öffentlichen, recht gruselig wirkenden Teil der Katakomben, mal hoch oben von einem Kletterturm auf der Turnierwiese aus – zwei der insgesamt 15 Aufgaben, denen sie sich stellen mussten. „Köpfchen, Kraft und Kondition“ waren wieder gefordert: Auf Station 1 stellten zwei „Radioreporter“ neugierige Fragen zu Nato und Sicherheitspolitik, was erste Punkte brachte. Über den Hindernisparcours war zu viert ein 120 Kilogramm schwerer Baumstamm zu schleppen, beim anschließenden Eilmarsch und dem Soldaten-Fitness-Tool galt es langen Atem zu beweisen.

Auf die Besucher warteten aber nicht nur spannende Wettkämpfe, sondern auch ein buntes Rahmenprogramm mit der Vorführung von Uniformen aus 66 Jahren Bundeswehr-Geschichte bis hin zu historischen Militärfahrzeugen. Erstmals landete der Rettungshubschrauber LUH SAR in der Stadt; die Besatzung beantwortete geduldig alle Fragen rund um das in Nörvenich stationierte neueste Luftfahrzeug der Bundeswehr.

Die Gruppe italienischer Fallschirmjäger aus Triest, die mit 1200 Kilometer die weiteste Anreise hatte, lobte das internationale Flair beim IMM, was Hauptmann der Reserve Markus Stops, der IMM-Leitende, gerne hörte. „Wir wollen schließlich Brücken bauen zwischen den Nationen“, betonte Stops. Er ist im Zivilberuf als Produktionsleiter in einem mittelständigen Unternehmen für Stromversorgungssysteme tätig. „Für unsere Kreisgruppe war der IMM und der ihm angeschlossene Tag der Begegnung mit der Bundeswehr ein personeller Kraftakt“, sagte Stops weiter. Man wolle dem Landeskommando Nordrhein-Westfalen schließlich ein Partner auf Augenhöhe sein. Das sei jedoch für berufstätige Reservisten wie ihn nicht immer einfach.  Unabhängig davon sei es erfreulich, dass der Wettkampf nach der Zwangspause durch die Pandemie im Jahr 2020 jetzt doch wieder habe stattfinden können, stellt der Hauptmann fest. „So ist in der Organisation nicht allzu viel Know-how verlorengegangen.“

Brigadegeneral Dieter Meyerhoff, neuer Bundeswehr-Kommandeur in Nordrhein-Westfalen, freute besonders, wie gemischt die Mannschaften diesmal an den Start gegangen waren. So wurde ein nicht komplettes niederländisches Team mit einem deutschen Soldaten ergänzt, das Kreisverbindungskommando Heinsberg der Bundeswehr mit einem Polizeibeamten und einem Feuerwehrmann. Und Männerdomäne Streitkräfte, das war einmal: Jeder vierte startende Wettkämpfer war, quer durch alle Dienstgrade, diesmal eine Frau.

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