Am Ehrenmal der Bundeswehr im Bendlerblock legte Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert (r.) einen Kranz für den Deutschen BundeswehrVerband nieder. In der Mitte General a.D. Wolfgang Schneiderhan, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, links der Präsident des Reservistenverbandes, Oberst d.R. Patrick Sensburg. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Am Ehrenmal der Bundeswehr im Bendlerblock legte Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert (r.) einen Kranz für den Deutschen BundeswehrVerband nieder. In der Mitte General a.D. Wolfgang Schneiderhan, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, links der Präsident des Reservistenverbandes, Oberst d.R. Patrick Sensburg. Foto: DBwV/Yann Bombeke

19.11.2023
Von Yann Bombeke

„Zum Gedenken gehört das Nachdenken“

Am Volkstrauertag wurde am Sonntag in ganz Deutschland an die Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft erinnert. Bei zahlreichen Gedenkveranstaltungen waren Mandatsträger des Deutschen BundeswehrVerbandes dabei.

Berlin.  Das Wetter meinte es gut am Sonntagvormittag in Berlin: Rechtzeitig zum Beginn der Kranzniederlegung am Ehrenmal im Bendlerblock zum Gedenken an die Toten der Bundeswehr endete der Regen – ein kleiner Lichtblick in Zeiten, die durch Krieg und Terror getrübt sind. Diesen Bezug zur Aktualität, zum mörderischen Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, zu den barbarischen Taten der Hamas-Terroristen in Israel, stellte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gleich zu Beginn seiner Gedenkrede her. Tief beeindruckt habe ihn der Mut ukrainischer Soldaten, die er bei seinem Besuch in Kiew getroffen habe. Tief erschüttert hätten ihn die Schilderungen seines israelischen Amtskollegen Joaw Galant über die Gräueltaten der Hamas. „Frieden ist ein kostbares und zerbrechliches Gut“, sagte Pistorius. Der Volkstrauertag sei ein Tag der Mahnung, Frieden nicht für selbstverständlich zu nehmen.

Der Minister verwies darauf, dass der Dienst als Soldat kein Beruf wie jeder anderer sei. „Wer in der Bundeswehr dient, verteidigt unsere Freiheit und unsere Demokratie, im schlimmsten Fall mit dem Einsatz des eigenen Lebens“, sagte Pistorius vor den Gästen auf dem Paradeplatz, unter ihnen zahlreiche Angehörige von Soldatinnen und Soldaten, die bei der Ausübung ihres Dienstes ums Leben kamen. „Knapp 3400 Bundeswehrangehörige haben im Dienst für unser Land den höchsten Preis zahlen müssen“, betonte der Verteidigungsminister. „Wir werden sie niemals vergessen, wir werden ihr Andenken ehren“, versprach Pistorius.

Nach seiner Rede legte Pistorius einen Kranz im Ehrenmal nieder – gemeinsam mit Vertretern weiterer Organisationen und Verbände. Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, Stellvertrender Bundesvorsitzender, legte einen Kranz für den Deutschen BundeswehrVerband nieder, unterstützt durch den Vorsitzenden ERH im Bundesvorstand, Hauptmann Ingo Zergiebel. Nach der Gedenkverstalatung sagte Bohnert: „Für mich persönlich ist der Volkstrauertag ein Tag der Besinnung und Reflexion. Wir gedenken heute auch der vielen Gefallenen und Toten der Bundeswehr. Angesichts der Polykrisen unserer Zeit werden die Herausforderungen und Risiken für unsere Soldatinnen und Soldaten eher zu- als abnehmen. Eine würdevolle Gedenk- und Erinnerungskultur muss deshalb fester Bestandteil gesellschaftlicher Tradition bleiben. Und wir müssen auch weiterhin nach Wegen suchen, damit eine noch breitere Öffentlichkeit zu erreichen.“

Im Bundestag stand die zentrale Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in diesem Jahr im Zeichen der Partnerschaft mit Schweden in einem vereinten Europa der freiheitlichen und friedlichen Demokratien. So hielt Kronprinzessin Victoria von Schweden die Gedenkrede, nachdem der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, General a.D. Wolfgang Schneiderhan, die Gäste im Plenarsaal des Bundestages begrüßt hatte. Für den Deutschen BundeswehrVerband nahm Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert an der Gedenkveranstaltung teil. Auch der Stellvertretende Vorsitzende der Soldaten und Veteranen Stiftung des DBwV, Fregattenkapitän Marco Thiele, war vor Ort.

Krieg und Diktatur sind miteinander verwoben

„Krieg in Europa – das war nach 1945 lange Zeit nur eine Überschrift im Geschichtsbuch“, sagte Schneiderhan. In der Hoffnung auf Frieden habe man sich jedoch geirrt, sagte der ehemalige Inspekteur der Bundeswehr und wies auf die Nähe des Krieges in der Ukraine hin, der von russischer Seite in einer „wahnwitzigen Brutalität“ auch gegenüber der ukrainischen Zivilbevölkerung geführt werde.

„Zum Gedenken gehört das Nachdenken – wie konnte es zum Krieg kommen?“ fragte Schneiderhan. Mit Blick in die Vergangenheit und ins heutige Russland sagte Schneiderhan, dass Krieg und Diktatur miteinander verbunden seien. Umso wichtiger sei es, sich in der Demokratie für den Frieden einzusetzen.

Schneiderhan dankte der schwedischen Kronprinzessin für ihre Anwesenheit. Der Volksbund betreue auch einige deutsche Kriegsgräberstätten aus dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. Auch wenn Schweden durch seine damalige Neutralität nicht in die Kriege involviert war, sind dort deutsche Soldaten bestattet, die etwa bei Flugzeugabstürzen ums Leben kamen oder an der schwedischen Küste angespült wurden.

„Auch eine Zeit der Chancen“

Victoria von Schweden sprach von einer großen Ehre, an diesem deutschen Gedenktag im Bundestag sprechen zu dürfen – im Reichstagsgebäude, einem Ort mit einer „dramatischen Geschichte“.  Frieden und Freiheit seien keine Gesetze, die naturgegeben sind – beides sei zerbrechlich und müsse geschützt werden. Der Krieg in der Ukraine verursache unermessliches Leid, sagte Victoria und verwies auch auf das Leid im Nahen Osten, ausgelöst durch die „schrecklichen Angriffe“ der Hamas auf israelische Zivilisten. Die Kronprinzessin appellierte auch an die israelische Regierung, bei allem Recht, sich zur Wehr zu setzen, das humanitäre Völkerrecht zu achten.

„Dies ist eine Zeit wichtiger Entscheidungen, eine Zeit der Prüfungen, aber auch eine Zeit der Chancen“, sagte Victoria. Es sei eine Quelle der Hoffnung, dass die Regierungen und Völker im demokratischen Europa in einer schweren Zeit zusammenhalten. „Die deutsche Erfahrung zeigt, dass es möglich ist, selbst die dunkelste Vergangenheit zu überwinden“, sagte sie. Wie alle Länder in Europa erlebe auch Schweden gerade eine Zeitenwende – die Abkehr von der Neutralität sei für das skandinavische Land die größte sicherheitspolitische Veränderung seit den napoleonischen Kriegen.

Bei zahlreichen weiteren Veranstaltungen wurde ebenfalls der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Jüdischen Friedhof im Berliner Stadtteil Weißensee legten am Sonntagmorgen unter anderem Verteidigungsminister Pistorius, Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) und die Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld, Kränze nieder.

„Den diesjährigen Volkstrauertag begehen wir in bitterer Zeit“, sagte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse in seiner Gedenkrede. „Nicht nur quält uns der nicht enden wollende Aggressionskrieg Putin-Russlands gegen die Ukraine. Wir sind auch tief bestürzt über die Mordtaten der Hamas in Israel.“ Thierse nahm auch Bezug auf die aktuelle Entwicklung in Deutschland nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober: „Wir sind irritiert und entsetzt über den hierzulande auf grelle Weise sichtbar und laut gewordenen Antisemitismus“, sagte er. „Ein Antisemitismus, der nicht nur eingewandert ist, sondern auch einheimisch.“

Traditionell findet am Vorabend des Volkstrauertages die internationale Gedenkveranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge am Standortfriedhof in der Berliner Lilienthalstraße statt. Dort legte der Bezirksvorsitzende Berlin-Brandenburg, Hauptmann Christian Weber, einen Kranz des DBwV nieder.

Bereits am Freitag war im Wald der Erinnerung beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Schwielowsee bei Potsdam der Toten und Gefallenen in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr gedacht worden. Für den DBwV legte der Landesvorsitzende Ost, Hauptmann Ralf Baasch, einen Kranz nieder. Auch der Vorsitzende der Soldaten und Veteranen Stiftung, Hauptmann a.D. Uwe Köpsel, nahm an dieser Veranstaltung teil.

An der Gedenkveranstaltung am Ehrenmal der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck nahm der Vorsitzende Luftwaffe im Bundesvorstand, Oberstabsfeldwebel Heiko Stotz, teil. Gemeinsam mit den Vertretern der Standortkameradschaft legte er dort einen Kranz nieder. In München legte der Stellvertretende Landesvorsitzende Süddeutschland, Oberstabsfeldwebel Dieter Götz, einen Kranz für den Verband nieder. Bereits am 8. November war die Gedenkveranstaltung am Ehrenmal des Heeres in Koblenz. Dort wurde der DBwV durch den Stellvertretenden Vorsitzenden Heer, Oberstabsfeldwebel Frank Heidemann, vertreten.

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