Sowohl in seiner Form als auch in seiner Bedeutung angelehnt an das Eiserne Kreuz: Das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit. Foto: Bundeswehr

26.09.2021
Franziska Kelch

Vom Eisernen Kreuz zum Ehrenkreuz für Tapferkeit

Die Bundeswehr erinnert dieser Tage an einen besonderen Jahrestag. Vor 65 Jahren hat sie das Eiserne Kreuz als Erkennungszeichen für Flug- und Fahrzeuge der Bundeswehr eingeführt. Die preußische, später deutsche, Kriegsauszeichnung stiftete Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1813. Ausgezeichnet werden sollte damit besonders tapferes Handeln in den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Vorherrschaft. Erhalten konnte diesen Orden jeder Soldat, unabhängig vom sozialen Stand und Dienstgrad. Damals eine ungewöhnlich egalitäre Geste, die allerdings auch im Kontext der Einführung einer allgemeinen Wehrpflicht zu sehen ist. Das Eiserne Kreuz prangt aber nicht nur auf den Flug- und Fahrzeugen der Bundeswehr, es hat auch eine besondere Auszeichnung inspiriert.

In den Nullerjahren keimte eine Debatte über die Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes auf.
Diejenigen, die dafür plädierten, bezogen sich auf dessen Wurzeln in Preußen und verwiesen auf seine ursprüngliche Bedeutung: Das Symbol für Tapferkeit im Kampf gegen Unterdrückung und Fremdherrschaft. Eine Petition von 2007 verwies darauf, dass bis dato vergebene Auszeichnungen an die Dienst- oder Einsatzzeit geknüpft seien. Eine Auszeichnung für besonderen Mut fehle. Den bewiesen aber die Soldatinnen und Soldaten der „Armee im Einsatz“ immer wieder und sollten dafür auch ausgezeichnet werden, so die Befürworter der Wiedereinführung. Verteidigungsminister Franz-Josef Jung begrüßte den Vorschlag 2008. Auch das Argument, das Eiserne Kreuz prange ohnehin an Flug- und Fahrzeugen der Bundeswehr, wurde ins Feld geführt.

Kritiker der Wiedereinführung argumentierten in Richtung Jung, „seine“ Bundeswehr bräuchte weitaus dringender angemessene Ausrüstung für die Einsätze. So sah es auch der spätere Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels. Andere wollten nicht ausschließlich Tapferkeit oder Mut, sondern besondere Leistungen auszeichnen. Und Gegner der Wiedereinführung verwiesen auf die Tradition des Ordens im Dritten Reich. Adolf Hitler stiftete anlässlich des Überfalls auf Polen 1939 mit dem Ritterkreuzorden eine neue Stufe des Eisernen Kreuzes. Das Eiserne Kreuz sei durch seine Verwendung im Nationalsozialismus, aber auch durch die revanchistisch bis rechtsradikale Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger in der Bundesrepublik, kontaminiert.

Am Ende der Debatte stand ein Kompromiss. Am 13. August 2008 erging der Stiftungserlass für das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit. Es ähnelt dem Eisernen Kreuz, ist aber nicht mit diesem identisch. Voraussetzung für die Verleihung ist nicht eine bestimmte Dienstzeitdauer. Der oder die Geehrte muss Angehöriger der Streitkräfte sein und sich durch Handeln ausgezeichnet haben, das über die laut Soldatengesetz in § 7 vorgeschriebene Grundtapferkeit hinaus geht. War die Gesundheit der Geehrten gefährdet, wird das Kreuz in Silber verliehen. Für eine Handlung unter Lebensgefahr gibt es das Kreuz in Gold.

Die ersten Ehrenkreuze verlieh 2009 Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Hauptfeldwebel Jan Berges, Alexander Dietzen und Henry Lukács vom Fallschirmjägerbataillon 263 sowie Oberfeldwebel Markus Geist von der Luftlande- und Lufttransportschule erhielten die Auszeichnung. Am 20. Oktober 2008 hatten sie in der Nähe von Kunduz Kameraden geholfen, die nach einem Selbstmordanschlag afghanische Kinder retten wollten – obwohl ihr Leben durch explodierende Munition und brennende Fahrzeuge gefährdet war.
Am 22. November 2011 verlieh Thomas de Maizière fünf Ehrenkreuze (Bild unten). Die Verleihung an mehr als einen Soldaten ist die Regel, nicht die Ausnahme. Denn mehrheitlich haben sich die Geehrten in einer Gefechtssituation gemeinsam bewiesen. Das zeigen die Begründungen für die Verleihungen. Darin wird üblicherweise die Situationen beschrieben, in der sich die Soldaten hervorgetan haben. Im Fall der Verleihung von 2011 sind allerdings nur die Namen der Geehrten bekannt. Nicht bekannt ist, wann wo und wie sie sich durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet hatten. Ein Hinweis darauf, dass sie sich möglicherweise im Zuge einer Operation der Spezialkräfte der Bundeswehr bewiesen hatten.

Insgesamt erhielten bisher 29 Soldaten das Ehrenkreuz. Bisher wurden alle Tapferkeitsauszeichnungen, bei denen der genaue Kontext der auszeichnungswürdigen Handlung bekannt ist, an Soldaten eines ISAF Kontingents verliehen. Die letzte Verleihung erfolgte 2014. Das dies sehr lange her sei, kritisierte jüngst Tobias Lindner, sicherheitspolitischer Sprecher der Grünen. Mit Blick auf die Evakuierungsmission in Afghanistan sieht er Anlass genug für weitere Verleihungen.

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