Oberst a.D. Bernhard Gertz – hier bei einem Zeitzeugenforum des Verbandes – sorgte dafür, dass der Verband in der Öffentlichkeit sichtbar und hörbar wurde. Foto: DBwV/gr. Darrelmann

Oberst a.D. Bernhard Gertz – hier bei einem Zeitzeugenforum des Verbandes – sorgte dafür, dass der Verband in der Öffentlichkeit sichtbar und hörbar wurde. Foto: DBwV/gr. Darrelmann

24.07.2021
Von Gunnar Kruse

65 Jahre DBwV: Ein Mann der klaren Worte

Von 1993 bis 2008 führte Bernhard Gertz den DBwV. Neben diversen weiteren Erfolgen geht vor allem eine deutlich verbesserte Medienpräsenz auf sein Konto. Das war damals ein zwingend nötiger Schritt, der aber nicht leicht zu gehen war, erinnert sich der Oberst a.D.

Zum Jahreswechsel 2008/2009 endete eine Ära: Nach 15 Jahren an der Spitze des Deutschen BundeswehrVerbandes übergab Bernhard Gertz den Vorsitz an seinen Nachfolger, Oberstleutnant Ulrich Kirsch. In die Amtszeit von Gertz fallen unter anderem die Ausweitung der Beteiligungsrechte, die Öffnung aller Verwendungen für den Dienst von Frauen in den Streitkräften sowie die Verbesserung der Versorgung bei Tod oder Verwundung im Einsatz.

Doch wenn der Oberst a.D. heute zu seiner Amtszeit gefragt wird, fällt ihm vor allem seine Medien- und Lobbyarbeit ein. Nie um klare Worte verlegen, setzte er sich für die Mitglieder des Deutschen BundeswehrVerbandes ein. Einen amtierenden Verteidigungsminister nannte er nach dessen Badeurlaub mit neuer Gattin auf Mallorca schon mal „Witzblattfigur“. Das sorgte für Schlagzeilen, seine aktive Medienpräsenz brachte Bernhard Gertz im Laufe der Jahre in der Öffentlichkeit den Beinamen „Mr. Bundeswehr“ ein. „Meine öffentliche Kritik an Rudolf Scharping hat ganz sicher zu einem gesteigerten Medieninteresse geführt. Sie geschah jedoch um der Sache, nicht um der medialen Wirkung willen“, betont er.  

Denn eines sei ihm klar gewesen: Wer als Vertreter von Soldaten Einfluss auf die öffentliche Meinung nehmen wolle, dürfe nicht nur wie ein klassischer Gewerkschafter über Arbeitszeit, Besoldung und Zulagen reden. „Das nämlich interessiert die Medien wenig bis gar nicht.“ Die Beteiligung an der sicherheitspolitischen Debatte und die Kommentierung der Diskussion über Struktur, Ausrüstung und Bewaffnung der Streitkräfte – all das führe zu medialem Interesse. „Wird ein Bundesvorsitzender immer wieder mit O-Tönen im Fernsehen gezeigt, tritt er im Morgenmagazin von ARD und ZDF oder als Teilnehmer von Talkshows oder Gesprächsrunden auf, hört man von ihm in Rundfunknachrichten und liest von ihm in den Printmedien, dann ist der Verband in der politischen Debatte präsent“, sagt Bernhard Gertz. Das führe zwangsläufig dazu, dass auch Abgeordnete und Regierungsmitglieder den Verband für einflussreich hielten und dessen Initiativen mit deutlich größerer Aufmerksamkeit verfolgten. Letztlich werde so die politische Wirkung signifikant gesteigert.

Bis Bernhard Gertz zum „Mr. Bundeswehr“ wurde, war es allerdings ein langer Weg. „Als ich im Oktober 1993 zum Bundesvorsitzenden gewählt worden war, fanden sich in dem zum Ende der Hauptversammlung anberaumten Pressegespräch genau drei Journalisten ein – zwei Vertreter von Bundeswehrmedien und ein freier Journalist“, erinnert er sich. Auch die vom Verband verteilten Pressemitteilungen hätten regelmäßig keinen „Hund hinter dem Ofen hervorgelockt“. „Mir war spätestens da klar, dass die Medienarbeit des Verbandes dringend verstärkt werden musste. Und zwar nicht, um das Geltungsbedürfnis des Bundesvorsitzenden zu befriedigen, sondern um den Verband in der Öffentlichkeit sichtbar und hörbar zu machen.“

Zugute sei ihm gerade in den Anfangsjahren als Bundesvorsitzender gekommen, dass er den damaligen Verteidigungsminister Volker Rühe auf Reisen in die USA, nach Kanada und innerhalb Europas begleiten und auch an politischen Gesprächen mit den jeweiligen Gastgebern teilnehmen durfte. „Das war für mich nicht nur eine gute Schule auf dem Feld der Außen- und Sicherheitspolitik, sondern machte mich auch für die Journalisten als Auskunftsperson interessant, mit denen ich im Flugzeug zusammensaß“, so der DBwV-Ehrenvorsitzende.

Bereits in Bonn, später auch in Berlin sei er als erster Bundesvorsitzender in die Bundespressekonferenz gegangen, um den Journalisten der Hauptstadtpresse Rede und Antwort zu stehen. Zudem hätten er und sein Pressesprecher Wilfried Stolze zu gut besuchten Pressegesprächen eingeladen. Das zahlte sich aus: „Im Ergebnis mussten nicht wir die Aufmerksamkeit der Journalisten suchen, sondern die Medien kamen bei jedem Thema, das die Bundeswehr betraf, auf uns zu.“

Das Interesse konnte dann aber schon mal atemberaubend ausfallen. Beispielsweise erinnert sich Bernhard Gertz an die öffentliche Debatte 2001 über mögliche Gesundheitsschäden von Soldaten wegen der im Kosovo-Krieg verwendeten Uranmunition. An einem einzigen Tag habe er damals 60 Presseanfragen gehabt. „Abgegeben habe ich dann 45 Statements: 15 Mal Fernsehen, 15 Mal Rundfunk und 15 Mal Printmedien.“

Und der Medienprofi plaudert noch ein bisschen aus dem Nähkästchen: „Besonders wirksam ist übrigens ein Auftritt im Morgenmagazin. Danach wird ein O-Ton auch über die Rundfunksender verbreitet. Vor allem aber lösen solche Auftritte bei den Journalistenkollegen regelmäßig ein ,Muss-ich-auch-haben-Syndrom’ aus“, sagt Gertz, der sich heute unter anderem als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Härtefallstiftung immer noch für die Belange der Soldaten einsetzt.
 
Seinen Einsatz für eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit des DBwV weiß der 75-Jährige dabei in guten Händen: „Heute beobachte ich dankbar aus der Distanz, dass Oberstleutnant André Wüstner die Palette der medialen Stilmittel virtuos beherrscht“, sagt Gertz über den Bundesvorsitzenden.

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick