In Soltau standen Themen der Ehemaligen im Mittelpunkt.

In Soltau standen Themen der Ehemaligen im Mittelpunkt.

15.03.2023

Mit Kurs auf die Landesversammlung – ERH-Tagung in Soltau

Soltau. Mehr als 70 Ehemalige, Reservisten und Hinterbliebene (ERH) kamen zu einer Informationsveranstaltung in das Soltauer Heide Park Resort. Für die Oberstabsfeldwebel a.D. Uwe Schenkel und Peter Strauß war dies die letzte Tagung auf Landesebene in ihrer Funktion als ERH-Vorsitzender bzw. Stellvertreter im Landesvorstand Nord. Der Fokus des zweitätigen Treffens lag auf verbandsinternen Themen, darunter die bevorstehende Landesversammlung sowie die Zukunft der ERH-Kameradschaften. Zu den Referenten zählten der Landesvorsitzende Oberst Thomas Behr sowie der Schatzmeister des DBwV Hauptmann a.D. Jörg Greiffendorf. Hauptmann a.D. Albrecht Kiesner berichtete über die Dachorganisation militärischer Berufsverbände EUROMIL.

In seiner Begrüßung bedankte sich Schenkel bei Wegbegleitern, die ihn in den zehn Jahren seines Engagements zur Seite gestanden und unterstützt haben. Darunter Peter Strauß, die ehemaligen Landesvorsitzenden Dieter Petersen und Andreas Brandes, Ehrenmitglieder, Mandatsträger und Mitarbeiter aus dem Landesverband. Schenkel, seit vierzig Jahren Verbandsmitglied, stellte den Wahlvorschlag des Landesvorstandes für die Landesversammlung im Mai hinsichtlich des zu wählenden ERH-Vorsitzenden und dessen Stellvertreter vor. Das Amt des Stellvertreters muss die Wahlversammlung in Damp erneut für vier Jahre beschließen. Die Notwendigkeit dieser Funktion steht beim Landesvorstand Nord außer Frage. Als Kandidat für den ERH-Vorsitz stellte sich bisher Hauptmann a.D. Michael Scholz zur Verfügung, Stabsfeldwebel Hannes Dreier, derzeit noch Vorsitzender im Bezirk 4, würde sich gerne als zweiter Mann einbringen.

Reservisten gewinnen

Thomas Behr bezeichnete die Bundeswehr als „im freien Fall“ befindlich: „An allen Ecken und Enden fehlt Material, wir können unseren Nachwuchs nicht mehr ausbilden, die Infrastruktur ist mehr als mangelhaft.“ Das Beschaffungswesen der Bundeswehr nannte der Landesvorsitzende „atemberaubend“. Er stellte erneut fest, dass „man heute die Wehrpflicht nicht mehr aussetzen würde“, aber eine Wiedereinführung nicht durchsetzbar sei. Eine Lösung mit mehr Zeitfreiwilligen sieht er skeptisch, denn „die Probleme reichen von der Verpflegung über Unterbringung und Ausrüstung bis zur Eignung des Nachwuchses.“ Behr dazu weiter: „Die Rahmenbedingungen für die Personalgewinnung verschärfen sich angesichts der demografischen Entwicklung und der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt kontinuierlich weiter.“

Über das Ergebnis einer Zielgruppentagung berichtete Hauptmann Ingo Zergiebel. Der Vorsitzende ERH im Bundesvorstand betonte den Wert von Kameradschaften dieser Mitglieder und erläuterte Überlegungen zu deren Zukunft. Insbesondere geht es darum, Grundbeorderte sowie Veteranen für den DBwV und damit die ERH-Kameradschaften zu gewinnen. Als Veteranen zählen unabhängig vom Alter Soldatinnen und Soldaten, die im aktiven Dienst stehen oder in Ehren aus den Streitkräften ausgeschieden sind. Grundbeordert werden grundsätzlich alle wehrdienstfähig aus dem Dienst ausscheidende Soldatinnen und Soldaten für einen Zeitraum von regelmäßig sechs Jahren. Sie werden auf festen Dienstposten in die Reserve eingeteilt. Damit schafft der Dienstherr eine personelle Grundlage für einen zügigen Aufwuchs in einem möglichen Bereitschafts-, Spannungs- oder Verteidigungsfall.

In der Aussprache zu diesem Thema betonten mehrere ERH-Vertreter, dass es nahezu unmöglich sei, Reservisten für die ERH-Kameradschaften zu gewinnen. Zerrgiebel bestätigte, dass dieses Vorhaben nicht einfach sei: „Ein Schreiben an die Betreffenden allein wird da nicht helfen. Wir müssen neue Wege gehen, um junge Reservistinnen und Reservisten an den Deutschen BundeswehrVerband heranzuführen und zu binden.“ Dazu zählt der Offizier unter anderem, sich der Angelegenheiten und Sorgen von Veteranen anzunehmen sowie engagierte Grundbeorderte und deren Arbeitgeber als Multiplikatoren zu gewinnen. Ein schwieriges Feld in Sachen Mitgliedergewinnung und -erhalt, aber entsprechende Anstrengungen aufzugeben wird nicht als Alternative gesehen.

Fähigkeiten wiederbeleben

Oberst Bernd Prill referierte über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Ausbildung der gepanzerten Kampftruppen. Der Vortrag des Leiters Bereich Zentrale Aufgaben und stellvertretenden Kommandeurs der Panzertruppenschule in Munster wurde von den Mandatsträgern mit großem Interesse aufgenommen. Neben Angehörigen der Panzergrenadier- und der Panzertruppe werden Soldatinnen und Soldaten der Heeresaufklärungs- sowie der Artillerietruppe an drei Standorten unter dem Dach der Schule ausgebildet. Im Mittelpunkt steht dabei die Befähigung zum Führer im Gefecht. Als erste Erkenntnisse aus dem Ukrainekrieg nannte er unter anderem, dass der Schutz vor Aufklärung verbessert werden muss sowie die Notwendigkeit, gepanzerte Gefechtsfahrzeuge auch gegen Angriffe von oben zu schützen.

Der Oberst forderte, den „alten“ Luftraumspäher „ein Stück weit zu reaktivieren“, Maßnahmen gegen Drohnen zu etablieren, bei der Ausbildung ein „Drohnenbewusstsein“ zu erzeugen sowie bis hin zu Einzelfahrzeugen ein bedrohungsgerechtes Verhalten zu trainieren. Darüber hinaus sieht er eine wachsende Bedeutung der Nachtausbildung, des Stellungs- und abgesessenen Kampfes, von Tarnmaßnahmen und Auflockerung. Dazu kommt die Verbesserung der eigenen Gefechtsfeldaufklärung durch Anpassung der Kräfte, Spähtrupps zu Fuß und die Aufklärung durch Kampf. In der Panzerabwehr geht es um den Einsatz kleiner Panzervernichtungstrupps, Handstreiche und das Legen von Hinterhalten.

Für die Artillerie heißt es, Massierungen zu vermeiden, ständig Stellungswechsel durchzuführen und schnelle Feuerleitsysteme zu nutzen. Erhöhte Bedeutung kommt wieder der Erkennung von Luft- und Gefechtsfahrzeugen, Waffensystemen und Ausrüstung zu, kurz: dem militärischen Erkennungsdienst. Weitere Schwerpunkte müssen das Verhalten auf dem Marsch und bei feindlichem Artilleriefeuer, das Schanzen sowie der Kampf um und mit Sperren sein. Insgesamt nannte Oberst Prill viele Fähigkeiten, die den alten Soldaten in Fleisch und Blut übergegangen waren, fast vergessen wurden und nun wieder aktueller denn je sind. Die Panzertruppenschule hat darauf reagiert, Erkenntnisse aus dem Krieg in Osteuropa fließen bereits in die Ausbildung der deutschen Offiziere und Unteroffiziere ein.

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick