Nach einer längeren Pause hat Johann Wadephul (r.) wieder an einer Reserveübung teilgenommen. Der Bundestagsabgeordnete spricht von "zwölf intensiven Tagen". Foto: privat

Nach einer längeren Pause hat Johann Wadephul (r.) wieder an einer Reserveübung teilgenommen. Der Bundestagsabgeordnete spricht von "zwölf intensiven Tagen". Foto: privat

08.10.2020
Von Johann Wadephul

Aus dem Bundestag ins Gelände: Der Parlamentarier Johann Wadephul berichtet von seiner Reserveübung

Höchste Zeit, mal wieder die Uniform anzuziehen: Das dachte sich sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Johann Wadephul und begab sich für zwölf Tage auf Reserveübung. Für den DBwV hat der Major d.R. beschrieben, wie es war, mal wieder unter Kameradinnen und Kameraden zu sein.

Warum macht ein Bundestagsabgeordneter im Alter von 57 Jahren eine Wehrübung? Diese Frage haben mir viele gestellt – nicht zuletzt meine Frau. „Mit Ende 50 hätte ich keine Lust mehr, in der Schlammzone herumzuwühlen“, hörte ich mehr als einmal von Kollegen und Bekannten. Doch ich hatte schon Lust dazu. Und das aus zwei Gründen:

Erstens war es mir ein echtes Bedürfnis, die Bundeswehr von heute, insbesondere die Soldaten von heute kennenzulernen. Ich habe nämlich in den 80er Jahren für vier Jahre als Zeitsoldat gedient. Das war eine andere Armee, das war mir klar. Deswegen wollte ich wissen, wie es jetzt aussieht und wie es sich anfühlt in der Bundeswehr. Und da meine vorherigen Wehrübungen als Reservist auch schon mehr als anderthalb Jahrzehnte zurücklagen, fand ich, es sei höchste Zeit, die Uniform mal wieder anzuziehen. Da gab es aber noch einen zweiten Grund. Ich bin seit 2009 Abgeordneter des Deutschen Bundestages und entscheide somit mehrmals im Jahr zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen über die Mandate für die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Und seit 2018 bin ich stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag und damit zuständig für Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Das bedeutet politische Verantwortung für die Bundeswehr, die ich – und da weiß ich mich mit vielen Kolleginnen und Kollegen fraktionsübergreifend einig – sehr ernst nehme. Und auch deshalb wollte ich wieder mehr Tuchfühlung mit der Truppe.

Die Übung selbst ist schnell erzählt – obwohl es zwölf derart intensive Tage waren, wie ich sie lange nicht erlebt hatte. Ich durfte im letzten in Schleswig-Holstein verbliebenen Heeresbataillon, dem Aufklärungsbataillon 6, dienen. Meine Reserveübung überlappte – ungeplant und deswegen eine glückliche Fügung – mit der Schwerpunktübung des Bataillons. Dadurch war ich fast von der ersten Stunde an voll gefordert, durchquerte mit dem Verband halb Norddeutschland und verbrachte sehr viel Zeit im Feld; Gefechtsmarsch, nächtliche Durchschlageübung, amphibische Landung und Gewässerüberquerung inbegriffen.

Natürlich bin ich die Wehrübung mit „Bammel“ angetreten: Schaffe ich das körperlich, wie steht es um meine militärischen Fähigkeiten? Werde ich als Politiker aus dem fernen Berlin überhaupt aufgenommen in die Truppe – oder als Belastung angesehen? Ich muss sagen, es ist gutgegangen – sehr gut sogar: Einerseits wurde Rücksicht darauf genommen, dass ich viele Jahre nicht gedient habe. Auf der anderen Seite aber hatte ich nicht eine Sekunde das Gefühl, es würde mit mir gefremdelt werden. Sondern nach kurzer Zeit des neugierigen Taxierens wurde ich voll aufgenommen und dann auch gleich gefordert. Das war für mich der wohl wichtigste und auch schönste Eindruck: dass die Kameradschaft stimmt! Auch und gerade gegenüber den Kameraden, die nur ab und zu die Uniform anziehen.

So wie man innerhalb der Bundeswehr füreinander einsteht, sich unterstützt, natürlich auch fordert: Das habe ich in meinem beruflichen Leben als Anwalt und Parlamentarier nirgendwo erlebt. Und ich habe es wieder sehr schätzen gelernt.

Natürlich maße ich mir nicht an, nach einer zweiwöchigen Wehrübung die Gesamtlage der Bundeswehr vollumfänglich beurteilen zu können. Doch diese zwei Wochen waren prall gefüllt mit fast allem, was einem das Heer bieten kann. Und viele dieser Eindrücke nehme ich selbstverständlich mit in meine politische Arbeit. Es war ein Reality-Check. Bundeswehr-Themen haben für mich jetzt eine ganz andere Dringlichkeit. Vor allem, wenn es um unübersehbare Mängel und Lücken bei der materiellen Ausstattung und persönlichen Ausstattung geht.

Unter dem Strich bin ich mehr als froh, diese Übung gemacht zu haben. Ich möchte die zwölf Tage und das, was ich erlebt habe, nicht missen. Die persönlichen Erfahrungen, aber auch die Beobachtungen am Rande sind für mich wichtig für meine zukünftige Arbeit. Deswegen kann ich mehr noch als zuvor mit dem Brustton der Überzeugung für den Dienst als Reservistin oder Reservist in der Bundeswehr werben. Es lohnt sich für einen selbst – und es dient unserem Land!

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