Am Abend des 18. November wurde sie eingeweiht: Die Stele mit dem elektronischen Gedenkbuch erinnert jetzt im Bundestag an die Toten der Auslandseinsätze der Bundeswehr. Foto: Bundestag

Am Abend des 18. November wurde sie eingeweiht: Die Stele mit dem elektronischen Gedenkbuch erinnert jetzt im Bundestag an die Toten der Auslandseinsätze der Bundeswehr. Foto: Bundestag/Simone M. Neumann

18.11.2020
Yann Bombeke

Bundestag weiht Gedenkstätte für im Einsatz gestorbene Bundeswehr-Angehörige ein

Berlin. Soldaten und weitere Angehörige der Bundeswehr, die im Dienst das höchste Opfer gegeben und ihr Leben verloren haben, sollen und dürfen nicht vergessen werden. Nun gibt es einen neuen Ort des Gedenkens und der Erinnerung für diejenigen, die die Bundeswehr in weltweite Missionen entsenden: Im Bundestag wurde heute ein „elektronisches Gedenkbuch“ eingeweiht – direkt vor dem Raum, in dem die Verteidigungspolitiker tagen. Damit wird eine seit vielen Jahren bestehende Forderung des Deutschen BundeswehrVerbandes Wirklichkeit.

„Lange haben wir auch hier, im Parlament, um das angemessene Gedenken an die Toten und Gefallenen bei Auslandseinsätzen gerungen“, sagte Bundestagpräsident Wolfgang Schäuble bei der Einweihung der Gedenkstele. „Sie zu ehren, ihnen Achtung zu bezeugen, gehört untrennbar zu der besonderen Verantwortung des Bundestages für die sogenannte Parlamentsarmee – jenseits aller politischen Kontroversen um die einzelnen Mandate.“

"Ihr Tod mahnt uns Abgeordnete"

Die Gedenkstele soll an alle Angehörigen der Bundeswehr erinnern, die im Auslandseinsatz ums Leben kamen – seit 1993 sind es 114. Gestaltet ist sie als schwarzer Block aus Eisenwänden. Ein bedienbarer Monitor bietet Informationen wie Namen, Geburts- und Sterbedatum sowie den Namen des Einsatzes. Wichtig ist der Ort, an dem die Stele errichtet wurde: Sie steht vor dem Raum 2.700 im Paul-Löbe-Haus. Das ist der Saal, in dem der Verteidigungsausschuss tagt. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee – nun werden die Abgeordneten aller Parteien immer daran erinnert, welche Konsequenzen es haben kann, wenn sie die Streitkräfte in einen Einsatz entsenden. So wird ein würdiges Gedenken all jenen ermöglicht, die im Einsatz gefallen sind oder getötet wurden.

„Wir erinnern an sie, mit Respekt und Anerkennung. Ihr Tod mahnt uns Abgeordnete: Unsere Entscheidungen können Menschen das Leben kosten“, sagte Schäuble. Das Gedenkbuch im Bundestag führe den Parlamentariern ihre Verantwortung vor Augen. Schäuble weiter: „Das ist richtig und es ist notwendig. Denn wir sind es, die am Ende entscheiden.“

Bundestagspräsident Schäuble weihte das elektronische Gedenkbuch gemeinsam mit der Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, dem Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Wolfgang Hellmich und dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, ein. Endlich, mag man sagen, denn es hat viele Jahre gedauert, bis das Vorhaben umgesetzt werden konnte. Bereits im Frühjahr 2017 stimmte der Ältestenrat im Bundestag dem Projekt zu. Ende 2018 wurde dann die Bundestagverwaltung damit beauftragt, die inhaltliche wie gestalterische Entwicklung und Herstellung eines digitalen Gedenkbuchs vorzubereiten.

Der Bundesvorsitzende Oberstleutnant André Wüstner begrüßte die Einweihung des Gedenkorts im Bundestag: „Heute ist ein guter Tag für die Soldatinnen und Soldaten. Mit der Errichtung des Mahnmals in einem Parlamentsgebäude wird eine alte Kernforderung des DBwV erfüllt, ein langer Prozess findet ein glückliches Ende. Natürlich: Das hätte schneller gehen und größer ausfallen können, aber es ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer positiven Kultur des Gedenkens und der Wertschätzung! Wir werden diesen Weg Schritt für Schritt weiter gehen und Politik ermutigen auch an zentraler, öffentlicher Stelle einen Ort des Gedenkens zu errichten.“

Glücklich zeigte sich auch Hauptfeldwebel Naef Adebahr, der beim Karfreitagsgefecht miterleben musste, wie Kameraden fielen und selbst verwundet wurde: „Ich freue mich sehr darüber, dass unsere gefallenen Kameraden jetzt auch im parlamentarischen Raum gewürdigt werden. Das Mahnmal ist zugleich eine Erinnerung an die Parlamentarier: Ihre Entscheidungen können ernste Konsequenzen haben! Ich bin sehr dankbar, dass der DBwV sich unermüdlich auch für dieses Mahnmal eingesetzt hat!“
 
Zwar gibt es mit dem Wald der Erinnerung auf dem Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne bei Potsdam und dem Ehrenmal der Bundeswehr zwei Orte des Gedenkens für die Opfer, die von den Angehörigen der Bundeswehr gebracht wurde. Doch dieser Ort der Erinnerung in der Herzkammer der Demokratie, wo über die Einsätze der Bundeswehr entschieden wird, fehlte. Dass es ihn jetzt endlich gibt, ist ein gutes und wertvolles Zeichen der Anerkennung.

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