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Bei einer selektiven Wehrpflicht wird genau festgelegt, wie viele Dienstposten man benötigt, und danach wird rekrutiert. Erst wenn die Anzahl der Freiwilligen nicht ausreicht, wird verpflichtend rekrutiert. Foto: Foto: picture alliance/CHROMORANGE/Michael Bihlmayer
Dr. Ines-Jacqueline Werkner ist Leiterin des Arbeitsbereichs „Frieden“ an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg. In einer Studie hat sie das veränderte Aufgabenspektrum der Bundeswehr mit Blick auf die personelle Situation untersucht.
Die Bundeswehr: Frau Werkner, Sie plädieren für die Einführung einer selektiven Wehrpflicht nach skandinavischem Vorbild. Wie realistisch ist das?
Dr. Ines-Jacqueline Werkner: Das ist eine politische Entscheidung. Dass dies möglich ist, zeigen Länder wie Schweden oder Litauen. Letztlich ist die Form der Rekrutierung immer auch ein Spiegelbild der sicherheitspolitischen Konstellation und Bedrohungslage. Und genau das zeige ich in meiner Studie auf. Der Wandel zur Freiwilligenarmee war eine logische Konsequenz, die sich mit dem Ende des Kalten Krieges ergeben hat. Mit der Annexion der Krim, spätestens aber mit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat sich die Bedrohungslage erneut radikal verändert. Mit der Landes- und Bündnisverteidigung, die jetzt wieder im Fokus des Aufgabenspektrums der Bundeswehr steht, werden größere Streitkräfte und für den Verteidigungsfall eine schnelle Aufwuchsfähigkeit und personelle Reserven benötigt. Diese stehen gegenwärtig nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung, das belegen die Zahlen, und das betrifft insbesondere die Mannschaftsdienstgrade.
Sollten wir dann nicht besser gleich über eine allgemeine Wehrpflicht für Männer und Frauen sprechen?
Nein, eine allgemeine Wehrpflicht benötigen wir nicht, sie wäre sogar kontraproduktiv. Das würde einen Streitkräfteumfang bedeuten, der weitaus größer wäre als der zu Zeiten des Kalten Krieges – zumal ja dann die allgemeine Wehrpflicht in der Tat für Männer und Frauen gelten müsste. Der Vorteil einer selektiven Wehrpflicht ist ja gerade, dass man genau festlegen kann, wie viele Dienstposten man benötigt – und danach rekrutiert. Erst werden Freiwillige einberufen und erst, wenn diese nicht ausreichen, wird verpflichtend rekrutiert.
Ein Argument für die Aussetzung der Wehrpflicht war die fehlende Wehrgerechtigkeit. Diese Ungerechtigkeit würde doch bei einer selektiven Wehrpflicht institutionalisiert werden.
Nicht ganz: Die selektive Wehrpflicht ist, wie gerade ausgeführt, ein Wehrpflichtmodell, das weitgehend auf Freiwilligkeit setzt. In Schweden beispielsweise oder auch in Dänemark, die beide die selektive Wehrpflicht haben, rekrutieren sich die Streitkräfte weitgehend aus Freiwilligen.
Was macht Sie so sicher? Freiwillige können sich doch schon jetzt jederzeit bei der Bundeswehr bewerben, ob für eine Karriere als SaZ oder für einen der Freiwilligen Wehrdienste.
Das ist richtig. Es macht aber einen Unterschied in der Personalgewinnung, wenn alle Frauen und Männer im entsprechenden Alter angesprochen werden, d.h. eine Einberufung zur Musterung erhalten und sich dann aktiv mit dieser Frage auseinandersetzen müssen. Zudem hängt es natürlich auch davon ab, wie attraktiv die Bundeswehr ist. Das Pilotprojekt „Dein Jahr für Deutschland“ mit dem Freiwilligenwehrdienst im Heimatschutz könnte ein solches Modell für eine selektive Wehrpflicht sein. Es stößt, das hat die empirische Studie aufzeigen können, auf eine sehr positive Resonanz. Es waren insbesondere drei Aspekte, die die Rekrutinnen und Rekruten bei unseren Befragungen hervorhoben: die intensive Ausbildung, die heimatnahe Verwendung und die Höhe der Besoldung. Zudem hat sich gezeigt, dass das Wissen um die verschiedenen Möglichkeiten eines Dienstes in der Bundeswehr durchaus begrenzt ist – ungeachtet aller Werbeplakate und YouTube-Videos.
PD Dr. Ines-Jacqueline Werkner ist Leiterin des Arbeitsbereichs „Frieden“ an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg und Privatdozentin im Fach Politikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt a.M.
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