Fast 90 Gäste erschienen zum 50. Geburtstag von EUROMIL in der Stadt, wo vor einem halben Jahrhundert die Erfolgsgeschichte des europäischen Dachverbandes der Militärverbände begann: in Bergisch Gladbach. EUROMIL-Präsident Emmanuel Jacob und EUROMIL-Vizepräsident Jörg Greiffendorf nahmen zahlreiche Gratulationen entgegen, auch vom Bundesvorsitzenden des Deutschen BundeswehrVerbandes, Oberst André Wüstner. Foto: Sarina Flachsmeier

14.09.2022
Von Frank Schauka

EUROMIL-Präsident Emmanuel Jacob: „Soldaten verdienen eine Interessenvertretung auf höchstem Niveau, weil sie Bürger in Uniform sind.“

EUROMIL-Präsident Emmanuel Jacob erklärte gestern an historischer Stätte mit eindringlichen Worten, warum die europäische Dachorganisation der Militärverbände auch nach 50 Jahren längst nicht ausgedient hat. „Soldaten verdienen eine Interessenvertretung auf höchstem Niveau, weil sie Bürger in Uniform sind, weil sie Arbeiter in Uniform sind“, sagte Jacob am Dienstag, dem 13. September 2022, in Bergisch Gladbach, wo die „European Organisation of Military Associations and Trade“ genau ein halbes Jahrhundert zuvor gegründet worden war.

„Wir müssen unseren Kampf fortsetzen, wir schulden es uns und all unseren Kameraden in Uniform, wir schulden es auch den Männern, die wenige Kilometer von hier vor 50 Jahren entschieden haben, Bürger in Uniform auf europäischer Ebene zu verteidigen“, sagte Jacob. „Wir schulden es allen Männern und Frauen, die ihr Leben hingaben, um ihre Mitbürger, die Demokratie und die Menschenrechte zu verteidigen.“ Dies seien die Herausforderungen am Gründungstag von EUROMIL am 13. September 1972 gewesen, diese Herausforderungen gelte es auch in Zukunft zu bestehen, sagte Emmanuel Jacob, der seit 16 Jahren Präsident von EUROMIL ist.

Drei Präsidenten, deren Amtszeiten sich auf 35 Jahre summieren und die EUROMIL prägten, waren unter den fast 90 Festgästen der Jubiläumsveranstaltung in Bergisch Gladbach: Jens Rotbøll aus Dänemark (EUROMIL-Präsident von 1984 bis 2002), Bernhard Gertz (2005 bis 2006) aus Deutschland und Emmanuel Jacob (2006 bis heute).

Oberst a.D. Bernhard Gertz – der zudem 18 Jahre Vizepräsident von EUROMIL sowie von 1993 bis 2008 Bundesvorsitzender des Deutschen BundeswehrVerbandes gewesen war – wurde während der Festveranstaltung zum Ehrenpräsidenten von EUROMIL ernannt. Unter den Ehrengästen waren Generalleutnant Martin Schelleis als Inspekteur der Streitkräftebasis der Bundeswehr und der Bundesvorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbandes, Oberst André Wüstner.

Es waren Oberst Wüstner sowie der amtierende Vizepräsident von EUROMIL, Hauptmann a.D. Jörg Greiffendorf, die in ihren Reden die Zeit vor 50 Jahren, als EUROMIL entstand, skizzenhaft lebendig werden ließen. 1972: Die Olympischen Spiele in München werden vom palästinensischen Terror gegen Israel heimgesucht; in der deutschen Innenpolitik ermöglicht der Grundlagenvertrag eine vorsichtige Annäherung der Bundesrepublik und der DDR als zwei souveräne Staaten; die Europäische Gemeinschaft besteht erst aus den sechs Mitgliedsstaaten Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg. Das Ende des Zweiten Weltkriegs lag nicht einmal eine Generation zurück.

In diesem geschichtlichen Kontext entstand EUROMIL. „Mehr als alles andere bewundere ich an dieser Situation den Umstand, dass sich Menschen trafen, die sich im Zweiten Weltkrieg noch als Gegner gegenübergestanden und aufeinander geschossen haben“, sagte Oberst Wüstner. „In diesem Umfeld war nicht gewiss, ob der Zusammenschluss der Militärverbände gelingen würde. Immerhin trafen ganz unterschiedliche militärische, gesellschaftliche und soziale Systeme aufeinander. Wie muss es den Stabsoffizieren ergangen sein, die sich in ihrer Heimat nur in Offiziersvereinigungen trafen, als plötzlich Unteroffiziervereinigungen anderer Länder gleichberechtigt am Tisch saßen?“

EUROMIL steht auch in der Zukunft vor großen Herausforderungen: der Klimawandel ist nur eine davon

Die Welt war im Umbruch, als EUROMIL vor 50 Jahren gegründet würde, und jetzt ist sie es wieder.

Der Klimawandel ist eine globale Veränderung, die EUROMIL auf spezielle Weise herausfordert. Er wirke sich nicht nur auf die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Soldaten bei Einsätzen und Operationen aus, Soldaten würden zudem häufig zur Unterstützung bei Naturkatastrophen und extremen Wetterereignissen eingesetzt, skizzierte EUROMIL-Präsident Emmanuel Jacob die Lage. Da „die Soldaten selten die richtige Ausrüstung haben, um auf solche Herausforderungen zu reagieren“, sei auch hier EUROMIL gefragt.

Eine weitere Herkulesaufgabe für EUROMIL ergebe sich aus dem Strategischen Kompass, mit dem eine stärkere Integration der europäischen Verteidigung herbeigeführt werden soll. Dies „gibt den Militärs und EUROMIL einen neuen Impuls, sich für die soziale Säule der Streitkräfte einzusetzen und diese zu fördern“, betonte EUROMIL-Vizepräsident Jörg Greiffendorf, der zugleich Schatzmeister des Deutschen BundeswehrVerbandes ist.

Besondere Impulse für die Arbeit von EUROMIL erwartet Hauptmann a.D. Greiffendorf von der Schnellen Eingreiftruppe der EU, die ab 2025 aus 5000 multinationalen Kräften bestehen soll. Das gemeinsame Training in der Rapid Deployment Capacity (RDC) werde sicherlich die Einsicht befördern, „dass Soldaten, die gemeinsam trainieren und arbeiten und aus demselben Fonds bezahlt werden, auch die gleichen Arbeits- und Sozialrechte genießen sollten. Außerdem“, so Greiffendorf, „müssen wir sicherstellen, dass die Soldaten eine angemessene Ausbildung erhalten und in der Lage sind, auf neue Bedrohungen wie den Klimawandel zu reagieren.“

Auf eine weitere erhebliche Bedrohungslage hat Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht am Montag aufmerksam gemacht, als sie in Berlin Eckpunkte einer künftigen Nationalen Sicherheitsstrategie der Bundesregierung skizzierte. Die globalen Krisenherde und insbesondere Chinas zunehmende Machtansprüche würden zu einem verstärkten militärischen Engagement der USA im indopazifischen Raum führen. Für Europa bedeute dies, so Lambrecht, dass es künftig nicht mehr die ungeteilte Unterstützung der US-Streitkräfte erfahren werde. Also, so die Verteidigungsministerin, müsse Europa die eigenen Verteidigungsanstrengungen deutlich verstärken.

Aus diesem Szenario ergeben sich auch für EUROMIL Konsequenzen. Auf nationaler Ebene könne jeder Verband stark sein, aber der „internationale Faktor wird von Tag zu Tag stärker“, sagt EUROMIL-Präsident Emmanuel Jacob. „Nur wenn wir unsere Kräfte bündeln und klare Ziele haben, werden wir erfolgreich sein.“

Momentan besteht EUROMIL aus 35 Organisationen aus 22 Ländern.

Zum 50. Geburtstag von EUROMIL haben wir eine Sonderpublikation veröffentlicht, die wir Ihnen hier zum Download anbieten. DBwV-Mitglieder können die Festschrift auch im bequemen Flipping-Book-Format in der Community lesen.

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