Der neue Regierungsflieger, ein auf den Namen «Kurt Schumacher» getaufter Airbus A350, steht am Berliner Flughafen. Foto: picture alliance/dpa | Michael Fischer

Der neue Regierungsflieger, ein auf den Namen «Kurt Schumacher» getaufter Airbus A350, steht am Berliner Flughafen. Foto: picture alliance/dpa | Michael Fischer

11.01.2021
Michael Fischer, dpa

Höher, schneller, weiter: Der neue Überflieger der Bundesregierung

Die Flugzeuge der Bundesregierung haben bisher vor allem mit ihren Pannen Schlagzeilen gemacht. Jetzt gibt es ein neues Flaggschiff, das Abhilfe schaffen soll. Es hat aber auch ein Manko gegenüber seinem Vorgänger.

Kairo. Er ist 67 Meter lang, 960 Stundenkilometer schnell, fliegt mehr als 13 000 Meter hoch und kann jedes Ziel auf dieser Welt ohne Zwischenlandung erreichen: Der Airbus A350 «Kurt Schumacher» stellt alle Flugzeuge in den Schatten, mit denen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihre Minister bisher unterwegs waren. Außenminister Heiko Maas (SPD) durfte die neue «Air Force One» der Regierung nun als erster testen.

Am Sonntagabend hob er kurz nach Einbruch der Dunkelheit zum Jungfernflug mit dem neuen Flaggschiff der sogenannten Weißen Flotte der Bundeswehr ab. Nach nur knapp vier Stunden landete er in Kairo. Das Wichtigste ist: Es gab keine Panne.

Denn dafür waren die Regierungsflieger bisher vor allem bekannt: Ihre Anfälligkeit für technische Probleme. Der schwerste Zwischenfall ereignete sich im November 2018, als Kanzlerin Merkel mit dem A340 «Konrad Adenauer» zum G20-Gipfel nach Buenos Aires fliegen wollte.

Ein defektes Bauteil - eine zentrale Schalteinheit in der Bordelektronik - legte gleich zwei Funksysteme lahm, die sich im Notfall gegenseitig ersetzen sollen. Außerdem konnte der Pilot durch den Defekt kein Kerosin in der Luft ablassen, um das Landegewicht zu verringern. Der in Berlin gestartete Flieger musste kurz nach dem Abheben umkehren. Die Kanzlerin stieg auf eine spanische Linienmaschine um - und kam einen Tag zu spät zum Gipfel der wichtigsten Wirtschaftsmächte.

Die Panne sorgte wieder einmal für viel Gespött, aber auch dafür, dass der Bundestag etwa 1,2 Milliarden Euro für neue Flugzeuge locker machte. Das Ergebnis ist jetzt da. So schnell, dass der Airbus innen gar nicht fertig ausgestattet wurde. Die frühzeitige Verfügbarkeit für die Regierung hatte Priorität.

Auf einen wichtigen Vorzug im Vergleich zum Vorgängermodell A340 müssen die Kanzlerin und ihr Kabinett nun aber verzichten: ein eigenes Schlafzimmer und Bad. Im VIP Bereich gibt es dafür zwei Sessel, die man so weit zurückklappen kann, dass sie als Bett genutzt werden können.

Was es dafür mehr gibt, ist Platz für Besprechungen. In der Mitte des Fliegers - zwischen VIP-Bereich und den «billigeren Plätzen» - gibt es eine verhältnismäßig große Lounge, die Gesprächsrunden selbst zu Corona-Zeiten gut möglich macht. Maas wirkt einigermaßen zufrieden, als er dort auf dem Hinflug Platz nimmt. Aber er will den neuen Flieger vor allem als Arbeitsinstrument verstanden wissen, das er auch während des Lockdowns weiter nutzen will - wenn auch zurückhaltend.

«Es gibt wichtige Themen, wenn es um Kriege und Konflikte geht, wo man auch seinem Gesprächspartner gegenübersitzen muss. Und insofern sind wir darauf angewiesen, dass wir dort, wo notwendig, auch in Zeiten wie diesen reisen können», sagt der SPD-Politiker. «Mit der neuen Maschine (...), die weniger Treibstoff verbraucht, die weniger Zwischenlandungen braucht, wird uns einfach die Arbeit erleichtert. Und darüber bin ich außerordentlich froh.»

Auf dem Jungfernflug sind die 133 Plätze nur spärlich besetzt. Wegen Corona wird die Delegation klein gehalten.

Zwei weitere A350-900 sollen voraussichtlich bis 2022 an die Bundeswehr ausgeliefert werden, dann auch mit Schlafzimmer und Bad - der vollen VIP-Ausstattung. Dann können die beiden 20 Jahre alten A340, die der Bundesregierung zuletzt so viele Sorgen bereitet haben, ausgemustert werden. Auch Maas ist mehrfach Opfer von Pannen geworden. Zum Beispiel musste er mal eine Übernachtung im westafrikanischen Mali dranhängen, weil sein Flieger kaputt war. Am Montag wird der Außenminister in Kairo gefragt, ob er nun glaube, von solchen Pannen verschont zu bleiben. Er zögert kurz. Dann sagt er nur: «Natürlich.»

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