Soldaten vom Panzerbataillon 104 mit Mund-Nasen-Schutz im Gefechtsübungszentrum Heer in Letzlingen. Foto: Bundeswehr/Dorow

Soldaten vom Panzerbataillon 104 mit Mund-Nasen-Schutz im Gefechtsübungszentrum Heer in Letzlingen. Foto: Bundeswehr/Dorow

06.03.2021
Yann Bombeke

Laufbahnnachteile sind Kehrseite der „Corona“-Medaille

Die seit einem Jahr andauernde Corona-Amtshilfe der Bundeswehr bleibt nicht folgenlos für den Grundbetrieb der Truppe: Lehrgänge und Übungen werden abgekürzt oder abgesagt, dadurch werden Auswirkungen auf die personelle Einsatzbereitschaft befürchtet. Die Hoffnung ruht auf Schnelltests und Impfungen.

Seit einem Jahr läuft der Corona-Einsatz der Bundeswehr – es ist der umfangreichste und längste Amtshilfe-Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr. Ende Februar waren es 25.000 Soldatinnen und Soldaten, die für das Unterstützungskontingent bereitgestellt wurden, mehr als 18.000 von ihnen waren zu der Zeit im Hilfseinsatz gebunden, in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Gesundheitsämtern oder auch im Ausland wie in Portugal. Doch welche Auswirkungen hat diese Dauerbelastung der Streitkräfte auf den Grundbetrieb, auf Ausbildung und Einsatzvorbereitung?

„Es ist klar, dass dieser besondere Einsatz der Bundeswehr viel abverlangt, weil er unmittelbare Auswirkungen hat – von Ausbildung und Grundbetrieb bis hin zum Einsatz – und dies auch absehbar so bleiben wird“, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums unserer Redaktion. Und weiter: „Eine Rückkehr zur gewohnten Routine ist noch nicht in Sicht.“ 

Die Bundeswehr passe ihre Maßnahmen permanent an die Pandemie-Lage an und bewerte diese ständig neu, um ihre Aufträge mit Disziplin, Kompetenz und auch Kreativität zu erfüllen, heißt es weiter aus dem Ministerium. Die Auftragstaktik habe sich dabei „wieder einmal herausragend bewährt“. Die Auftragserfüllung, insbesondere für Einsätze und Missionen, einsatzgleiche Verpflichtungen und Dauereinsatzaufgaben, seien sowohl in der vorgesehenen Qualität als auch der Quantität gewahrt.

Für die Bereiche Ausbildung und Übungen nehmen die Streitkräfte eine Priorisierung vor: Was MUSS, was KANN und was SOLL geleistet werden, um die personelle Regeneration und Einsatzbereitschaft des Personals sicherzustellen. Das Ziel sei es, die Aufträge weiterhin verlässlich zu erfüllen und den Bedingungen der Pandemie, die sich regional sehr unterscheiden, dabei angepasst vor Ort zu begegnen. „Dabei stehen einsatz- und laufbahnrelevante Ausbildungen ganz klar im Vordergrund“, so der BMVg-Sprecher.

Um Ausbildungen und Übungen weiter durchführen zu können, würden die „Fachlichen Leitlinien des InspSan zum Gesundheits-/Infektionsschutz im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie in der Bundeswehr“ sowie örtlich angepasste Hygienekonzepte und darauf abgestimmte Maßnahmen zum Gesundheits- und Infektionsschutz angewendet. Ziel sei es, „nach einer bislang deutlichen Reduzierung perspektivisch wieder ein Mehr an Ausbildung und Übungen realisieren zu können“.

„Dennoch bleibt festzuhalten, dass es pandemiebedingte Einschränkungen gegeben hat und weiterhin geben wird“, so der Sprecher des BMVg weiter. Insbesondere zu Beginn der ersten Pandemiewelle seien Lehrgänge abgebrochen, verkürzt und gestrafft worden. Übungen seien einer Bewertung auf Einsatzrelevanz, Infektionsrisiken sowie einer Aufwand-Nutzen-Analyse unterzogen worden. Auch hier wurde ein Teil der Übungen im Ergebnis abgesagt, gekürzt oder in vermindertem Umfang durchgeführt. 

An dieser Stelle wird klar, dass der Amtshilfe-Einsatz der Bundeswehr zwar wichtig und richtig ist, aber nicht zu einem Dauerzustand werden kann. Die Einschränkungen seien „derzeit nur teilweise kompensierbar und zeitlich auch nur begrenzt hinnehmbar, da sie absehbar Auswirkungen auf die personelle Einsatzbereitschaft sowie Auftragserfüllung der Bundeswehr entfalten werden“, heißt es aus dem Ministerium. Und weiter: „Auch Laufbahnnachteile werden sich in vielen Fällen nicht vermeiden lassen.“ Um diesen zumindest kurzfristig zu begegnen, seien beispielsweise Lizenzen und Gültigkeiten von Ausbildungen verlängert, Ausbildungen wie die Grundausbildung gestrafft und neue Wege beschritten worden. Dabei habe insbesondere der Anteil der Fernausbildung an Relevanz zugenommen. 

Auch mit Blick auf Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen der Bundeswehr führten die Maßnahmen zum Gesundheits- und Infektionsschutz sowie die damit verbundenen Auflagen zu reduzierten Ausbildungsumfängen und Übungsdurchgängen. Die Folge: Perspektivisch steht auch hier weniger qualifiziertes Personal zur Verfügung. Dadurch könne es dazu kommen, „dass die Einsatzbelastung für bereits ausgebildetes Personal zunimmt“. 

Einen Lichtblick gibt es dennoch: Die Bundewehr erwartet durch die absehbare Verbesserung von Testmöglichkeiten, die mögliche Ausweitung von Schnelltests für die Bevölkerung sowie die Impfung der Bevölkerung und Angehörigen der Bundeswehr eine schrittweise Verbesserung der Pandemie-Lage. Dies werde sich weiter positiv auf Ausbildung und Übung wie auch Einsatzgestellungen auswirken. 

Der BMVg-Sprecher gibt sich zuversichtlich: „Die Bundeswehr wird so weiterhin alle Möglichkeiten nutzen, um auf der Grundlage der bewährten und sich stetig fortentwickelnden Schutzmaßnahmen einen verantwortungsvollen Ausbildungs- und Übungsbetrieb zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft aufrechtzuerhalten.“

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