Hubschrauber wie der NH90 "Sea Lion" gehören zu den modernen Waffensystemen, die aufgrund ihrer Komplexität eine zu niedrige Verfügbarkeit aufweisen. Foto: Bundeswehr/Maylin Wied

Hubschrauber wie der NH90 "Sea Lion" gehören zu den modernen Waffensystemen, die aufgrund ihrer Komplexität eine zu niedrige Verfügbarkeit aufweisen. Foto: Bundeswehr/Maylin Wied

13.01.2022
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Materielle Einsatzbereitschaft: Stagnation statt Fortschritt

Nach wie vor weist rund ein Drittel aller Systeme der Bundeswehr einen zu geringen verfügbaren Bestand aus. Das geht aus dem jüngsten Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr hervor. Auch sonst hat sich nicht viel im vergangenen halben Jahr geändert.

„Die materielle Einsatzbereitschaft aller 71 Hauptwaffensysteme hat sich im Berichtszeitraum insgesamt verstetigt und in einigen Bereichen leicht verbessert. Sie liegt mit durchschnittlich 77 Prozent geringfügig über den 76 Prozent aus dem letzten Bericht“, heißt es in den einleitenden Worten des Generalinspekteurs der Bundeswehr zum heute vorgelegten Bericht für die zweite Jahreshälfte 2021. Kurzum: In vielen Bereichen herrscht Stagnation – die Trendwende Material, sie greift noch immer nicht so richtig.

Ein großes Sorgenkind bleibt die alternde Hubschrauberflotte der Bundeswehr: Dort liegt die durchschnittliche Einsatzbereitschaft weiterhin bei 40 Prozent. Nur vier von zehn Hubschraubern stehen somit zur Verfügung, wenn sie benötigt werden. Die niedrige Quote ist aber nicht bloß mit dem Alter und der Störanfälligkeit der Flotte zu erklären, wie es etwa bei den Transporthubschraubern CH-53 der Luftwaffe oder bei den „Sea King“ und Sea Lynx“ der Marine der Fall ist. Auch neue Systeme wir der NH90 TTH, der NH90 „Sea Lion“ oder der Kampfhubschrauber Tiger sind betroffen. Den Grund gibt das BMVg mit der Komplexität der genannten Modelle an – die „sehr aufwändigen Wartungs- und Inspektionssysteme sowie die laufenden Umrüstungen zur Vereinheitlichung der Konstruktionsstände“ seien ursächlich für die niedrige Einsatzbereitschaft.

Eingeschränkte Aussagekraft

Während manche Systeme eine sehr niedrige Einsatzbereitschaft aufweisen und deutlich unter den vom BMVg anvisierten 70 Prozent liegen, haben andere Systeme einen Klarstand, der deutlich darüber liegt. So liegt die durchschnittliche Einsatzbereitschaft bei marktverfügbaren Lkw wenig überraschend bei 96 Prozent. Nicht zu allen Systemen gibt es eindeutige Prozentzahlen: Der Teil des Berichts mit den detaillierten Angaben bleibt als Geheimsache eingestuft. Zudem ist die Aussagekraft des Berichts weiterhin eingeschränkt, da große Teile des Geräts zur Instandsetzung oder zur Umrüstung bei der Industrie befinden – und einfach nicht mitgezählt werden. Die angegebenen Zahlen beziehen sich auf den verfügbaren Bestand, nicht auf den tatsächlichen Gesamtbestand.

Und bei manchem Gerät hilft auch keine Schönrechnerei. So heißt es im Bericht: „Unverändert zeigen sich sprunghafte Verläufe, eine hohe Streuung und ein zu geringer verfügbarer Bestand bei rund einem Drittel der Systeme. Das betrifft vor allem Systeme mit kleinen Flottengrößen und ‚Altsysteme‘ (z.B. die Schwimmschnellbrücke Amphibie M3, der Bordhubschrauber SEA KING oder der in 2025 das Ende seiner Nutzungsdauer erreichende Seefernaufklärer P-3C Orion), aber auch die neu eingeführten Waffensysteme wie der Hubschrauber NH90 oder das Transportflugzeug A400M.“

Betrachtet man die vergangenen Jahre, bleiben die Fortschritte in der materiellen Einsatzbereitschaft sehr überschaubar, auch wenn im Bericht betont wird, dass die Einsatz- und Bündnisverpflichtungen im Berichtzeitraum „unverändert erfüllt“ worden seien. Die bekannten Probleme jedoch bleiben – nun liegt es an der neuen Führung im Hause BMVg, sie anzugehen und im Sinne einer einsatzbereiten Bundeswehr spürbare Verbesserungen zu erzielen.

Den vollständigen Bericht fnden Sie HIER.

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