Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem Besuch der multinationalen NATO-Eingreiftruppe, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), in Munster am 20.05.2019. Foto: Bundeswehr/Wilke

29.11.2021
Franziska Kelch

„Mich fern vom alten neu entfalten": Der Große Zapfenstreich für Angela Merkel

Mit einem Großen Zapfenstreich ehrt die Bundeswehr am 02. Dezember 2021 die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ebenso wie andere hochrangige Politiker und Politikerinnen oder Militärs verabschiedet die Bundeswehr traditionell auch den Kanzler oder die Kanzlerin mit ihrem höchsten Zeremoniell.

Der Zapfenstreich, der am Donnerstag im Bendlerblock stattfinden wird, beginnt gegen 19.20 Uhr mit einer Rede der Bundeskanzlerin. Zu den Gästen gehört auch der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Allerdings ist die Teilnehmerzahl angesichts der Corona-Pandemie deutlich reduziert, der sonst übliche Empfang im Casino des Bendlerblocks fällt aus und es gilt die 2G+ Regelung.

Das Zeremoniell in seiner heutigen Form ist seit dem 19. Jahrhundert weitgehend unverändert. Es geht auf die damaligen abendlichen und öffentlichen Militärkonzerte zurück. Es beginnt mit dem Aufmarsch und dem „Marsch des Yorkschen Korps“. Daran schließt sich die Serenade an.

So traditionell der Ablauf der gesamten Zeremonie ist, so individuell kann die Musik ausfallen, die das Musikkorps der Bundeswehr für die Serenade spielt. Üblich ist es, dass die Geehrten drei Musikstücke selbst aussuchen. Merkel hat sich laut Medienberichten neben dem ökumenischen Kirchenlied „Großer Gott, wir loben dich“ das Lied „Du hast den Farbfilm vergessen“ gewünscht. Erstmalig wird also bei der Verabschiedung einer deutschen Regierungschefin ein DDR-Hit gespielt. Nina Hagen hatte das Lied 1974 gesungen. Die Kanzlerin bringt damit ihre ostdeutsche Prägung ebenso in das Zeremoniell ein wie Bundespräsident Gauck beim Großen Zapfenstreich mit „Über sieben Brücken musst Du geh’n“ von Karat.

Die persönlichen Botschaften oder Anspielungen zu interpretieren, die mit der Musik zum Ausdruck kommen, ist mittlerweile fast eine eigenständige Tradition beim Großen Zapfenstreich. Was will uns die scheidende Kanzlerin wohl damit sagen, dass sie sich von Hildegard Knef „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ wünscht? Aus dem Liedtext lassen sich jedenfalls diverse Bedeutungen ableiten. Leichter zu dechiffrieren war da Ursula von der Leyens Entscheidung für „Wind of Change“ von den Scorpions. Da klang wohl noch ein letztes Mal der eigene politischen Anspruch durch. Noch weniger interpretationsoffen: Sie ließ die sogenannte Europahymne spielen. Das passte, schließlich ging sie nach fünf Jahren Verteidigungsministerium nach Brüssel. Die „Ode an die Freude“ ist übrigens ein vergleichsweise beliebtes Musikstück beim Zapfenstreich. Auch Kanzler Helmut Kohl (1998), Verteidigungsminister Rudolf Scharping (2002), und Bundespräsident Christian Wulf (2012) hatten sie sich gewünscht.

Seit dem 22. November 2005 ist Angela Merkel deutsche Bundeskanzlerin. Fast eine ganze Generation ist also mit ein und derselben Regierungschefin aufgewachsen. Merkel ist die erste Ostdeutsche und die erste Frau in diesem Amt. Und sofern Olaf Scholz tatsächlich am 10. Dezember als Kanzler vereidigt wird, wird Angela Merkel am längsten die Kanzlerin der Bundesrepublik gewesen sein und am zweitlängsten eine deutsche Regierung angeführt haben. Helmut Kohl hatte es auf 5.870 Tage gebracht, Merkel wird vermutlich acht Tage hinter ihm bleiben.

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