Bilder in den sozialen Medien sollen den Ort des Einschlags unweit der ukrainischen Grenze zeigen. Foto: Twitter

15.11.2022
jun/yb/dpa

Raketen schlagen in polnischem Grenzdorf ein – zwei Tote

In einem polnischen Dorf nahe der Grenze zur Ukraine sind laut Medienberichten zwei Raketen eingeschlagen. Polnische Medien meldeten, dass ein Flugkörper eine Getreidetrocknungsanlage in dem Dorf Przewodow getroffen habe. Die polnische Feuerwehr bestätigte, dass es Explosionen gegeben habe und zwei Menschen ums Leben gekommen seien. Die Behörden machten jedoch keine Angaben zur Ursache der Explosionen.

Am Mittwochmorgen erklärte US-Präsident Joe Biden, es handele sich bei den Raketen offenbar nicht um Flugkörper, die von Russland aus abgeschossen worden seien. Das sei das Ergebnis erster Untersuchungen. Bei der Rakete könnte es sich demnach um einen Flugkörper von einem S-300-Flugabwehrsystem gehandelt haben. Das S-300-Flugabwehrsystem stammt aus sowjetischer Produktion und wird sowohl von russischer als auch von ukrainischer Seite eingesetzt. In den sozialen Medien kursieren Bilder von Trümmerteilen, die von einem S-300-Flugkörper stammen sollen.

Am Dienstagabend tagte in Warschau die Regierung in einer Krisensitzung. Polen ist EU- und NATO-Mitglied. Das russische Verteidigungsministerium dementierte, Ziele im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet beschossen zu haben und sprach von einer „gezielten Provokation“. Nach einem Krisentreffen auf Bali sagten die Staats- und Regierungschefs von G7, NATO und EU in einer gemeinsamen Erklärung Polen „volle Unterstützung“ bei der Aufklärung des Zwischenfalls von Przewodow zu. Und: „Wir verurteilen die barbarischen Raketenangriffe, die Russland am Dienstag auf ukrainische Städte und zivile Infrastrukturen verübt hat.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fordert eine intensive Untersuchung, wie der tödliche Raketentreffer im Osten Polens passiert ist. „Es ist jetzt notwendig, dass sorgfältig aufgeklärt wird, wie es dazu gekommen ist, dass diese Zerstörung dort angerichtet werden konnte“, sagte der Bundeskanzler beim Krisentreffen der G7-Staaten auf Bali – und vermied dabei eine klare Schuldzuweisung.

Ein Sprecher der polnischen Regierung erklärte, man habe mit den NATO-Verbündeten beschlossen, zu überprüfen, ob es Gründe gebe, die Verfahren nach Artikel 4 des NATO-Vertrags einzuleiten. Artikel 4 sieht Beratungen der Bündnisstaaten vor, wenn ein Land die Unversehrtheit seines Gebiets, seine politische Unabhängigkeit oder die eigene Sicherheit bedroht sieht.

Den gesamten Dienstag über wurde die Ukraine erneut massiv mit Raketen und Kamikaze-Drohnen angegriffen. Ukrainische Behörden berichten von mehr als 80 Flugkörpern, die durch Russland abgefeuert worden seien. Die Angriffe trafen vor allem die Energieinfrastruktur, in weiten Teilen des Landes fiel der Strom aus, auch in der benachbarten Republik Moldau. In Kyiv wurde ein mehrstöckiges Wohngebäude getroffen. Auch Lwiw, nur etwa 50 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, stand unter Beschuss.


Aktualisiert am 16.11.2022, 09:25 Uhr.

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