Hauptmann Petra Böhm, stellvertretende Vorsitzende Sanität im Bundesvorstand, führte durch die Tagung mit Soldatinnen. Foto: DBwV/Yann Bombeke

Hauptmann Petra Böhm, stellvertretende Vorsitzende Sanität im Bundesvorstand, führte durch die Tagung mit Soldatinnen. Foto: DBwV/Yann Bombeke

08.04.2021
Petra Böhm

Soldatinnen in den Streitkräften: Die Bundeswehr muss noch einiges tun

„Soldatinnen in der Bundeswehr“ – ein wichtiges Thema, dem sich der Deutsche BundeswehrVerband wieder verstärkt widmet. Mitte März luden Hauptmann Petra Böhm, stellvertretende Vorsitzende Sanitätsdienst im Bundesvorstand, und Oberstabsfeldwebel a.D Jürgen Görlich, stellvertretender Bundesvorsitzender, zu einer Kick-Off-Veranstaltung im Corona-konformen WebEx-Format ein. Ziel: ein intensivierter Austausch mit den Frauen in der Truppe.   

Dem DBwV geht es darum, kurzfristig Herausforderungen und offene Handlungsfelder zu identifizieren, um diese nach der Hauptversammlung auf die To-do-Liste zu setzen und verstärkt anzugehen. Mittel- und langfristig aber möchte der Verband auch mehr Soldatinnen für ein Ehrenamt in den Vorständen des DBwV gewinnen.

Bei der Veranstaltung wurde klar, dass das große Themenfeld „Familie und Dienst“ nach wie vor von großer Bedeutung ist. Viele Verbesserungen wurden in der Vergangenheit erreicht, doch insbesondere durch die Corona-Pandemie wurde eines deutlich: Die Retraditionalisierung der Frauenrolle in der Gesellschaft stellt eine Gefahr dar. Klar ist: Auch die Bundeswehr muss noch familienfreundlicher werden. Zudem bestehen noch Lücken bei der Informationsweitergabe bei den Vorgesetzten, aber auch bei den Betroffenen selbst. Beklagt wird, dass oft nicht eindeutig ersichtlich ist, welcher Ansprechpartner für welche Fragestellung verantwortlich ist.

Ein weiteres Problem: Weibliche Ausbilder sind in den Streitkräften nach wie vor unterrepräsentiert. Verschiedene Initiativen sind aber bislang an einem Mangel an Kandidatinnen gescheitert.

Viele Diskussionen gibt es auch weiterhin im Bereich der persönlichen Ausstattung, insbesondere der Bekleidung – Schutzwirkung und Funktionalität sind dabei gleichermaßen betroffen. So werden etwa nach wie vor unpassende Schutzwesten, nicht an die Handgröße adaptierbare Griffstücke oder nicht anpassbare Schulterstücke an Waffen sowie Bekleidung, die nicht der Anatomie des weiblichen Körpers entspricht, als Mangel von den Soldatinnen dargestellt.

Auch die Führungsverwendung in Teilzeit, vor allem bei militärischen Verwendungen, ist noch immer umstritten und innerhalb der Bundeswehr lediglich rudimentär vorhanden.

Immer wichtiger wird, gerade mit Blick auf die Anstrengungen im Bereich Landes- und Bündnisverteidigung, die Rolle der Reservedienstleistenden. Aber auch hier werden die Belange der Soldatinnen häufig nicht ausreichend berücksichtigt. So gibt es für die Reservedienstleistung in Teilzeit zwar einen rechtlichen Rahmen, jedoch mangelt es an den Regelungen und Weisungen zur praktischen Umsetzung.

Bei aller berechtigten Kritik – es gilt auch einen positiven Aspekt zu erwähnen: Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Homeoffice in vielen Verwendungen möglich ist – auch in solchen, die man zuvor von flexiblen Arbeitsmodellen ausgeschlossen hat. Dazu kam es zu einem regelrechten Quantensprung in der Hardware-Beschaffung innerhalb der Bundeswehr. Das zeigt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Die Reaktionen der Teilnehmerinnen:

Hauptfeldwebel Steffi Schenke:
Ich freue mich, dass der DBwV das Thema immer wieder auf der Seite hat. Wir stehen dabei zusammen, Frauen aller Truppengattungen und Ränge, um die Dinge voranzubringen. Wir können uns dabei nicht auf andere verlassen, denn Automatismen gibt es nicht.

 

Hauptmann Anja Sittinger:
Auch andere Kameradinnen bemerken, dass wir noch nicht die heile Welt haben, dass das Thema hochaktuell ist, dass wir Dinge voranbringen müssen – wie etwa die Beurteilungssystematiken. Es ist dabei nicht nur ein innerdienstliches, sondern ein gesellschaftliches Thema.

Oberstleutnant Vivien Rummler:
Vielen Dank, dass wir hier präsent sein dürfen. Frauen brauchen solche Netzwerke, um Dinge voranzubringen.

Stabsfeldwebel Magdalena Gorska, GleiBMil Kdo Heer:
Solange wir immer wieder um unsere Rechte kämpfen müssen, müssen auch solche Veranstaltungen stattfinden. Wenn wir nichts sagen, dann passiert auch nichts. Ich habe es satt, dass wir uns als Frau immer wieder rechtfertigen müssen, dass wir immer wieder die Hand heben müssen, bevor endlich etwas passiert.

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