Prinz Charles hält die Gedenkrede zum Volkstrauertag im Bundestag. Der diesjährige Volkstrauertag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und an die Toten beider Weltkriege ist der deutsch-britischen Freundschaft gewidmet. Foto: picture alliance/dpa/Reuters/Pool | Axel Schmidt

Prinz Charles hält die Gedenkrede zum Volkstrauertag im Bundestag. Der diesjährige Volkstrauertag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und an die Toten beider Weltkriege ist der deutsch-britischen Freundschaft gewidmet. Foto: picture alliance/dpa/Reuters/Pool | Axel Schmidt

15.11.2020
Yann Bombeke

Volkstrauertag: Prinz Charles beschwört im Bundestag britisch-deutsche Freundschaft

Berlin. Mit dem Volkstrauertag wurde heute bundesweit der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Obwohl die meisten öffentlichen Veranstaltungen wegen der Covid-19-Pandemie angesagt wurden, fanden vielerorts Gedenkveranstaltungen im kleineren Rahmen statt. Im Bundestag wurde der Volkstrauertag traditionell mit einer Gedenkstunde begangen. Die Gedenkrede hielt Prinz Charles – der diesjährige Volkstrauertag ist der britisch-deutschen Freundschaft gewidmet.

Eröffnet wurde die Gedenkstunde im Deutschen Bundestag durch General a.D. Wolfgang Schneiderhan. Der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und frühere Generalinspekteur der Bundeswehr dankte dem Prinz of Wales für sein Kommen. Nachdem Deutschland am Ende des Zweiten Weltkriegs nicht nur militärisch geschlagen, sondern auch angesichts der Verbrechen des Nationalsozialismus moralisch zerstört war, so Schneiderhan, habe man den Briten und den beiden anderen Westalliierten USA und Frankreich viel zu verdanken. Schneiderhan verwies auf den britischen Staatsmann Winston Churchill, der nur 16 Monate nach dem Ende des Krieges in einer Rede forderte, Deutschland die Hand zur reichen. „Die Briten hatten damals gemeinsam mit den beiden anderen Westalliierten großen Anteil daran, dass sich dieses Deutschland in den Bereichen, in denen sie Einfluss ausüben konnten, demokratisieren und wirtschaftlich entwickeln konnte“, sagte Schneiderhan und weiter: „Sie waren als Sieger gekommen und sie sind als Freunde geblieben.“

Auch auf die aktuelle Situation ging Schneiderhan ein. Durch die Corona-Pandemie sei in diesem Jahr vieles anders. „Gerade das gibt dem heutigen Andenken eine besondere Tiefe. Es zeigt, wie zentral Solidarität zwischen den Staaten, aber auch im eigenen Land ist.“ Die Generation, die nach dem Krieg das Land wiederaufgebaut habe, sei heute besonders verletzlich, so Schneiderhan. „Und die junge Generation fürchtet, wie einst ihre Großeltern, um ihre unbeschwerten Jugendjahre gebracht zu werden.“ Der ehemalige GI betonte, dass „wir diese Herausforderung nur gemeinsam, nicht gegeneinander bestehen können“.

Die Gedenkrede von Prinz Charles im Anschluss war ein bemerkenswertes Statement für die britisch-deutsche Freundschaft – der Prinz of Wales sprach im Wechsel auf Deutsch und auf Englisch. „Gemeinsam sind wir eine unverzichtbare Kraft für das Gute in der Welt“, sagte der Brite. Beide Staaten seien entschlossene Verfechter von Menschenrechten und der weltweiten regelbasierten internationalen Ordnung. Auch Prinz Charles sieht aktuelle Krisen wie die Corona-Pandemie oder den Klimawandel als Aufruf, gemeinsam zu handeln. „Unsere beiden Länder sind instinktive Problemlöser, die gemeinsam an innovativen und praktischen Lösungen für die Herausforderungen arbeiten, mit denen wir uns auf der Welt konfrontiert sehen.“ Die Opfer von Krieg, Verfolgung und Gewaltherrschaft „inspirieren uns, für eine bessere Zukunft zu streiten. Lassen Sie uns dies zu unserem gemeinsamen Anliegen machen“, rief Charles die Deutschen auf.

Die Totenrede hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und schloss in das Gedenken neben den Toten der Weltkriege und der Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes auch die heutigen Opfer von Kriegen, extremistischer und rassistischer Gewalt sowie Terrorismus ebenso ein wie die Gefallenen der Bundeswehr in den Auslandseinsätzen. „Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und wir teilen ihren Schmerz“, sagte Steinmeier. „Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung zwischen den Menschen und Völkern. Unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und auf der ganzen Welt“, so der Bundespräsident weiter.

Im Vorfeld der Gedenkstunde im Bundestag hatte Prinz Charles einen Kranz an der Neuen Wache in Berlin, der zentralen Gedenkstätte für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft, niedergelegt. An der Zeremonie nahmen unter anderem auch Bundespräsident Steinmeier, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer teil. Kramp-Karrenbauer legte auch einen Kranz am Ehrenmal der Bundeswehr im Bendlerblock nieder, wo aller in Ausübung ihres Dienstes verstorbenen Angehörigen der Bundeswehr gedacht wird. „Wir denken an diese Soldatinnen und Soldaten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unserem Land dienten. Sie hatten sich der Verteidigung des Rechts und der Freiheit des deutschen Volkes verpflichtet. Sie haben dabei das höchste Gut gegeben: ihr Leben“, sagte die Ministerin.

Am Ehrenmal hatte auch der DBwV kurz zuvor einen Kranz niedergelegt, vertreten durch den Vorsitzenden der Truppenkameradschaft BMVg, Stabshauptmann Michael Richter. Auch bei der internationalen Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof Lilienthal in Berlin-Neukölln wurde in Anwesenheit von Hauptmann Ingo Zergiebel, Vorsitzender der Standortkameradschaft Berlin, ein Kranz niedergelegt. Eine weitere Kranzniederlegung des DBwV ist im Wald der Erinnerung bei Potsdam vorgesehen, wo sich die Ehrenhaine der Bundeswehr aus den Einsatzgebieten befinden.

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