Soldaten verladen während der Mission Resolute Support in Mazar-e Sharif Material in das Transportflugzeug vom Typ Antonov AN-124 für den Lufttransport nach Deutschland. Foto: Bundeswehr/André Klimke

Soldaten verladen während der Mission Resolute Support in Mazar-e Sharif Material in das Transportflugzeug vom Typ Antonov AN-124 für den Lufttransport nach Deutschland. Foto: Bundeswehr/André Klimke

27.04.2021
ssc

Bundeswehr arbeitet unter Hochdruck: So läuft der Abzug aus Afghanistan logistisch

Der Abzug der NATO aus Afghanistan ist beschlossene Sache. Auch die Bundeswehr plant die Rückverlegung aller Einsatzkräfte, beginnend am 1. Mai, doch wie schnell kann das überhaupt gelingen? In 20 Jahren Einsatz hat sich diverses Material und Gerät am Hindukusch angesammelt, für den schnellen Abzug muss eine logistische Meisterleistung erbracht werden.

Die Bundeswehr arbeite mit Hochdruck am Abzug, heißt es im Bericht des Verteidigungsministeriums (BMVg). „Das Einsatzkontingent hat Material in einer Größenordnung von etwa 800 sogenannter Containeräquivalente identifiziert, welches nach Deutschland zurückgeführt werden soll“ (Stand 13. April 2021). Zum Verständnis, ein Containeräquivalent ist eine theoretische Berechnungsgrundlage aufgrund von Gewicht und Volumen, es entspricht nicht einem Transportcontainer. Im Einzelnen sind dies u.a. sechs NH-90-Hubschrauber und 123 Fahrzeuge wie der Transportpanzer Fuchs, geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeuge wie Dingo 2 und Eagle und viele weitere geschützte Sonder- und Transportfahrzeuge wie das Abschleppfahrzeug Bison oder Tankwagen.

Rücktransport über SALIS

Bereits im Vorfeld hatten die Logistikexperten der Rückverlege- und Verwertungsorganisation das Material des deutschen Einsatzkontingents vollständig erfasst und priorisiert. Letzteres bedeutet, Ausrüstung und Material werden schrittweise nach Entbehrlichkeit zurück nach Deutschland ausgeflogen. Für den Lufttransport wird die Bundeswehr vertraglich zugesicherte Flüge eines gewerblichen Leistungserbringers im Rahmen des Vertrages SALIS (Strategic Airlift International Solution) nutzen. Laut Informationen der Bundeswehr werden dafür vorrangig Antonow AN-124 genutzt, derzeit seien bis zu 10 Flüge wöchentlich nach Nordafghanistan möglich.

Ohne „Aggressive Housekeeping“ geht es nicht

Was muss mit, was wird nicht mehr gebraucht? Es ist derzeit die zentrale Frage bei „Resolute Support“. Schon seit Monaten wird bei den deutschen Einsatzkräften im Camp Marmal „ausgemistet“. Nicht zuletzt aus Kostengründen ist eine Rückverlegung sämtlicher Materialien nicht möglich. Nicht militärische Gegenstände und Gebrauchsmaterialien wie Druckerpatronen, Bürocontainer, Duschkabinen und Möbel werden wenn möglich noch vor Ort veräußert, definitiv aber zurück gelassen. 

Das trifft auch auf viele Teile des Camps Marmal zu. Die Einsatzliegenschaft wurde Deutschland per Überlassungsvereinbarung mit der afghanischen Regierung zur Nutzung überlassen und kehrt als solche nach Abzug zurück in afghanische Hände. Das bezieht sämtliche nicht verlegbaren Bauwerke und Baugruppen „einschließlich der von den Nato-Streitkräften errichteten, geänderten oder verbesserten Infrastruktur mit ein“, heißt es im Bericht der Bundeswehr.

Mehr Sicherheit zum Abzug

Bereits am 17. März machte Kramp-Karrenbauer deutlich, „der Schutz unserer Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan hat oberste Priorität.“ Demzufolge sollen noch im April zusätzliche Verstärkungskräfte, geschützte Fahrzeuge, Waffen, Munition sowie ein kompletter Mörserzug nach Masar-i Scharif verlegt werden, um den Abzug zu sichern. Zudem stellen auch die Partnernationen Belgien, Georgien, die Mongolei und die Niederlande weitere Sicherungskräfte für den Schutz der Nato-Truppen bereit. So verlegen die Niederlande beispielsweise bis Ende April weitere Verstärkungskräfte in den Norden Afghanistans.

Auch die rund 300 für die Bundeswehr tätigen afghanischen Ortskräfte erhalten zusätzlich Rückendeckung. Die Bundesregierung bietet jeder persönlich gefährdeten Ortskraft sowie deren Kernfamilie die Aufnahme in Deutschland an (Ortskräfteverfahren). Dieses Verfahren existiert bereits seit 2013 und fand seitdem bei 781 Ortskräften Anwendung.

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