Zum Gedenken an die Gefallenen und Getöteten erklang das Lied „Ich hatt einen Kameraden“. Foto: DBwV/Johann Fritsch

Zum Gedenken an die Gefallenen und Getöteten erklang das Lied „Ich hatt einen Kameraden“. Foto: DBwV/Johann Fritsch

18.10.2021
Johann Fritsch

Schleswig-Holstein ehrt Afghanistan-Veteranen

Kiel. Mit einem gemeinsamen Empfang haben die Landesregierung und der Landtag von Schleswig-Holstein Einsatz-Rückkehrer aus Afghanistan geehrt. Die Politiker würdigten damit den fast zwei Jahrzehnte dauernden Einsatz der deutschen Streitkräfte am Hindukusch, an dem etwa 4000 Soldatinnen und Soldaten aus dem nördlichsten Bundesland beteiligt waren. An deren Leistungen, an die Entbehrungen, die sie zu tragen hatten und auch an die Opfer, die dieser Einsatz forderte, wurde in der Kieler Wunderino Arena erinnert. Landesregierung und Parlament setzten mit der Veranstaltung ein Zeichen des Dankes und der Verbundenheit mit der ganzen Bundeswehr.

Ministerpräsident Daniel Günther fand vor den rund 250 Gästen, darunter rund 200 Soldatinnen und Soldaten, deutliche Worte. Zur Kritik an der Zeremonie zum Ende des Afghanistan-Einsatzes vor dem Berliner Reichstag stellte er unter dem Beifall seiner Zuhörer die Frage: „Wie geschichtsvergessen muss man sein, wenn man den Großen Zapfenstreich der Bundeswehr mit dem Fackelzug der Nazis von 1933 vergleicht?“ Günther forderte die Soldatinnen und Soldaten auf: „Lassen Sie sich davon nicht beirren!“

Weniger reden, mehr handeln

„Die Breite Masse der Bevölkerung weiß“, so der Politiker weiter, „welche Leistung Sie in Afghanistan erbracht haben…Sie haben dort 20 Jahre eine Region stabilisiert. Ihre 59 Kameraden, die dort ihr Leben gelassen haben, haben dies nicht umsonst gelassen.“ Dem Gedenken an sie widmete sich der Kieler Regierungschef abschließend: „Schleswig-Holstein verneigt sich vor denen, die ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt haben. Wir werden die Opfer nicht vergessen.“

Als Vertreterin des Landtages überbrachte dessen Vizepräsidentin Kirsten-Eickhoff Weber den Dank aller Abgeordneten. „Sie haben Spuren hinterlassen, Impulse in der afghanischen Bevölkerung“, brachte sie dabei mit der Hoffnung zum Ausdruck, dass „die in der Bevölkerung nachklingen werden.“ Die Verantwortung des Bundestages geht für die Politikerin weit über den „Einsatzbefehl“ hinaus: „Dessen Abgeordnete tragen Verantwortung für die Gefallenen und deren Hinterbliebene, für die an Leib und Seele verwundeten Soldatinnen und Soldaten.“

Oberst Axel Schneider bedankte sich als Kommandeur des Landeskommandos Schleswig-Holstein bei der Landesregierung und beim Landtag für die Einladung. Dann sprach er aus eigenem Erleben über die Mission am Hindukusch: „Dass der Auftrag der Politik nicht so erfüllt werden konnte, wie es geplant war, an den Soldaten hat es nicht gelegen.“ Für die Zukunft erwartet der Oberst, wie seine Zuhörerinnen und Zuhörer, eine konsequente Aufarbeitung des Einsatzes: „Weniger reden, mehr handeln!“ Auf den Zapfenstreich in der Hauptstadt zurückkommend bezeichnete er den Nazivergleich als „starken Tobak“ und „infam“ gegenüber der Parlamentsarmee Bundeswehr.

Freiheit ist niemals umsonst

Für die vielen Afghanistan-Veteranen trat Oberfeldarzt Sascha Sabban ans Mikrofon. Der Leiter des Sanitätszentrums Husum berichtete, dass der Einsatz bei allen Beteiligten Spuren hinterlassen habe. Zum schnellen Vormarsch der Taliban und deren Machtergreifung im Herbst dieses Jahres stellte er die Frage, die wohl alle Soldatinnen und Soldaten bewegt, die am Hindukusch gedient haben: „War jetzt alles umsonst?“

„Die Antwort darauf“, machte der Sanitätsoffizier deutlich, „wird wohl die nächste Generation geben müssen, in Afghanistan und hier in Deutschland.“ Er selbst zog persönlich eine Bilanz, der wohl viele seiner Kameradinnen und Kameraden zustimmen werden: „20 Jahre lang haben deutsche Soldaten dort die Freiheit für eine ganze Generation verteidigt. Und Freiheit ist niemals umsonst!“

Der Landesvorsitzende Nord des Deutschen BundeswehrVerbandes wertete den Empfang als „eine würdige und respektvolle Veranstaltung, mit der Landesregierung und Landtag ihre Anerkennung gegenüber den Bundeswehrangehörigen gezeigt haben. „Eine Anerkennung, die wir in Schleswig-Holstein auch im täglichen Dienst erleben.“ Für Oberstleutnant Thomas Behr war und ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass man nicht nur diese spürt, sondern auch die kritische Auseinandersetzung mit dem Einsatz: „…denn diese ist genau so wichtig wie die Anerkennung.“

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